Klasse statt Masse

Patrick Zanello, der langjährige Werbe- und Marketingleiter von Ringier Romandie, hat eine neue Vermarktungsfirma für Fernsehen und digitale Medien gegründet. Sein Zürcher Statthalter ist Goce Nikoloski.

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WW: Was unterscheidet die News and Sport Factory SA von anderen Vermarktern?
Patrick Zanello: Wir haben eine spezielle Positionierung, weil wir für Nischensender und Nischenmedien arbeiten. Für uns geht es nicht um die Grösse der Sender, sondern um spezifische und qualitativ hohe Inhalte. Das hat für uns Priorität. Als ich Ringier verliess, wollte ich für eine kleinere Firma arbeiten. Ich will nahe bei den Kunden sein, aber auch nahe bei den Sendern. Für mich sind qualitative Inhalte sehr wichtig. Es gibt einen Platz für die qualitative Vermarktung verschiedener Zielgruppen z.B. für Kosmetikprodukte, die Automobilbranche, Banken und Versicherungen. Im Print gibt es ideale Titel für diese Zielgruppen. Im Fernsehen ist das nicht so einfach.

WW: Fernsehen ist halt primär ein Massenmedium …
PZ: Das stimmt nur bedingt, es gibt unzählige Nischensender, die interessante Zielgruppen abdecken und auch ein Storytelling erlauben. Es geht auch um Glaubwürdigkeit. Heute findet man genügend Fälle, wo ein Chanel-Produkt oder ein Audi im gleichen Werbeblock beworben werden wie ein Discounter oder eine Billigmodelinie. Das macht keinen Sinn. Es geht nicht um Reichweite oder eine sinnvolle Platzierung, sondern um Reichweite und eine sinnvolle Platzierung. Ich denke die Werbeauftraggeber bevorzugen die zweite Variante.

WW: Bringen die kleinen Sender genügend Leistung?
PZ: Es kommt darauf an, wie man sie vermarktet. Ein einzelner kleiner Sender kann die Leistung nicht bringen, aber mehrere kleine Sender mit einem aggregierten Angebot erzielen interessante Leistungen für Kunden und Agenturen. Heute ist der ROI sehr wichtig. Wir müssen also gute Leistungen liefern. Das ist aber nur mit aggregierten Angeboten möglich.

WW: Was bieten Sie konkret an?
PZ: Wir haben zwei Angebotsformen. Einmal die aggregierte Angebote mit guten Leistungen. Die zweite Angebotsform ist dann themenbezogen. Themen können zum Beispiel die nächsten Olympischen Spiele sein oder auch das WEF. Für das WEF können wir zum Beispiel ein schönes Angebot mit verschiedenen Sendern machen. Es gibt Kunden, zum Beispiel die Uhrenbranche, die genau so ein qualitatives Umfeld suchen – die quantitative Leistung ist dann eher sekundär.

WW: Was für Sender vermarkten Sie?
Goce Nikoloski: Bei unserer Marktbeobachtung haben wir schnell festgestellt, dass praktisch alle Unterhaltungssender schon erschlossen sind. Aber wir haben auch festgestellt, dass es im Bereich Nachrichten, Sport und Kultur sehr attraktive Sender gibt, die bis anhin nicht vermarktet wurden. Darum auch der Name unserer Firma: News and Sport Factory. Patrik Zanello: Wir vermarkten die Schweizer Werbefenster von BFMTV, einem französischen Nachrichtensender, Escales TV, Reise-Dokumentationen, Eurosport (deutsche Schweiz), Golf Channel France. Es war für uns wichtig, auch einen Schweizer Sender im Angebot zu haben, es ist der Schweizer Fernsehsender CHTV. Daneben vermarkten wir auch den Schweizer Traffic der Online- und Mobile-Angebote der entsprechenden Sender und von Euronews. Dies in Zusammenarbeit mit Romandie Network. Dazu kommt noch SPORTAL HD, ein Sport-Web-TV-Sender, der nächstes Jahr starten wird.

WW: Die Mediaagenturen und Kunden wollen trotz aller qualitativen Aspekte auch Leistungsdaten. Wie sieht es da aus?
GN: Wir arbeiten mit Mediapulse zusammen. Was den Werbemarkt betrifft, aggregieren wir innerhalb einer Zeitschiene die Nutzungsdaten in einem Pool, jeder Sender ist aber auf Stufe Werbeblock einzeln buchbar. Momentan haben wir ein eigenes Planungstool. Wir planen aber im zweiten Halbjahr 2014 eine Zusammenarbeit mit Publiplan. PZ: Die Zusammenarbeit mit Mediapulse ist für uns wichtig. Ohne diese Zahlen können wir nicht arbeiten.

WW: Sie starten jetzt mal mit diesen fünf Sendern, wie geht es weiter?
PZ: Wir denken, dass wir bis Ende 2014 sieben bis acht Sender vermarkten werden. Wichtig sind aber für uns auch die Online- und Mobile-Angebote der Sender. Wir bieten also auch Video-Ads auf den entsprechenden Sites der Sender an. Die Zukunft wird digital sein, wir können uns nicht nur auf Fernsehen beschränken. Mit TV und Digital können wir attraktive Angebote schnüren.
 
Interview: Pierre C. Meier

 

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