Die nächste Stufe

Am 29. Mai findet in Zürich die erste Schweizer Konferenz für Affiliate Marketing statt. Immo Hütte vom Pionier Tradedoubler über Trends.

tradedoubler
Immo Hütte hat per Januar 2013 die Verantwortung als Country Manager bei Tradedoubler Schweiz übernommen. Er folgte damit auf Catrin Rubenson. Der gebürtige Deutsche ist bereits seit 2004 für Tradedoubler in Zürich tätig, bis anhin als stellvertretender Geschäftsführer. Der 33-Jährige verfügt über ein abgeschlossenes Betriebswirtschaftsstudium und fundierte Kenntnisse der Schweizer Online- Branche. Hütte ist Spezialist in den Bereichen Affiliate und Display Marketing.
 
WW: Was erhoffen Sie sich als neue Insights von der Affiliate-Marketing-Konferenz?
Immo Hütte: Tradedoubler ist in der Schweiz seit rund neun Jahren im Geschäft. Daher wissen wir sehr viel über den Markt an sich. Grundsätzlich hoffe ich an der Konferenz im Zürcher Volkshaus auf gute Diskussionen mit bestehenden Werbekunden sowie potenziellen Neukunden. Und natürlich auch mit Webseiten, um jeweils die konkreten derzeitigen Bedürfnisse zu besprechen. Der Markt und die Bedürfnisse entwickeln sich ja stetig weiter.
 
Wohin laufen die Trends?
In der Schweiz ist ein Trend grundsätzlich mal die Professionalisierung der Webseiten, aber auch der Verantwortlichen bei den Werbekunden. Es ist viel mehr Knowhow im Markt bei den Webseitenanbietern. Es wird vermehrt auf Produktlisten und ganze Shopauszüge von Werbekunden zurückgegriffen. Es wird sehr viel mit Voucher Codes gearbeitet, es werden viele Special-Content-Seiten erstellt. Dazu wird das Ganze viel besser vermarktet, und es kommen viel kreativere Werbemittel zum Einsatz als nur die bisherigen Standards, die man aus dem klassischen Branding kennt. Zudem zählen auch Themen wie Re-Targeting, Mobile Shopping und RTB weiterhin zu den Trends im Affiliate Marketing.
 
Ein Referat hat den Titel «Sonderfall Schweiz»: Was ist bei uns besonders?
Der Vortrag wird von Olaf Bertschinger von Tradedoubler Schweiz gehalten, und ich möchte ihm da ungern vorgreifen. Hintergrund ist, dass die Schweiz ein sehr eigenständiger Markt ist und teilweise auch in der Entwicklung, was das Online Marketing betrifft, hinterherhinkt. Vieles, was in anderen Ländern bereits vor ein paar Jahren passiert ist, kommt jetzt in die Schweiz. Das hat nicht nur Nachteile. Man kann und soll auch davon profitieren, wie zum Beispiel die frühen Fehler anderer Märkte nicht noch einmal machen zu müssen.
 
Was ist die Rolle von Tradedoubler in der Entwicklung von Affiliate Marketing?
In der Schweiz sind wir ein ganz klarer Pionier. 2005 haben wir eine Lokalniederlassung in Zürich eröffnet. Seitdem haben wir hier das Affiliate Marketing aufgebaut. In dieser Phase ging es darum, Publishern und Werbekunden zu erklären, wie dieses Geschäft überhaupt funktioniert. Insofern haben wir von Tradedoubler den Markt und das Marketing sehr stark geprägt, entwickelt und auch in eine gewisse Richtung geführt. Das sage ich ganz bewusst, weil wir ein internationales Unternehmen sind und wissen, was in anderen Ländern – auch von anderen Netzwerken – an Fehlern gemacht wurden. Das haben wir ganz bewusst und erfolgreich versucht hier zu vermeiden.
 
Wo gilt es Probleme zu bewältigen, zum Beispiel beim Datenschutz?
Eigentlich ist es kein Problem, weil alle Daten im Affiliate Marketing anonymisiert erhoben werden. Es gibt aber auf europäischer Ebene schon länger Diskussionen über das Setzen von Cookies. Da wird immer konkreter von einem Verbot geredet, und das wird für einige Anbieter Auswirkungen haben. Auch die gängigsten Browser werden das Setzen von Cookies stärker einschränken. Tradedoubler hat in diesem Bereich sehr viel entwickelt und ist technisch dafür bestens gerüstet.
 
Fürchten Sie, dass die Konsumenten eines Tages von Werbung übersättigt sind?
Die Gefahr besteht, wenn ich nach dem Besuch eines Shops von Werbung plötzlich zugespamt werde. Deshalb muss man aufpassen, dass man Affiliate Marketing sehr reglementiert und bewusst einsetzt. Dann wird es auch nicht dazu kommen, dass sich der User verfolgt fühlt. Er wird Werbung eher als Mehrwert empfinden, was die Gefahr einer Übersättigung praktisch ausschliesst.
 
Sie sind seit 2004 bei Tradedoubler. Was hat sich in diesen Jahren in der Branche verändert?
Ganz zu Beginn haben wir die Branche recht durcheinander gewirbelt, weil der Schweizer Markt ein klassischer TKP-Markt war und ist. Der Bereich Performance Marketing steckte noch in den Kinderschuhen. Das hat sich kräftig gewandelt. Mittlerweile ist das Thema in vielen Marketingabteilungen nicht mehr wegzudenken und integraler Bestandteil des Marketing-Mixes. Der Markt ist viel professionalisierter geworden. Wir müssen einem potenziellen Kunden heute nicht mehr erklären, was Affiliate Marketing ist. Man sieht die Entwicklung auch durch den Eintritt von immer mehr Mitbewerbern und Agenturen. Wir sind jetzt bei einer Marktreife, wo es bereits auf die nächste Stufe gehen kann.
 
Was ist die nächste Stufe?
Einerseits ein noch grösseres Angebot auf Seiten der Webpublisher. Dass man dort Werbeplätze besser nutzt und Performance Marketing nicht als Kannibalisierung des Display Marketings sieht, nicht zuletzt weil es ganz andere Platzierungen nutzt. Aber auch im ganz banalen Bereich: Es gibt viele Schweizer Onlineshops, die für ihr Marketing noch gar nicht aktiv sind. Und viele grosse Marken sind ja erst jetzt gerade dabei, einen Onlineshop überhaupt zu entwickeln. Die nächste Stufe erreichen wir dann durch die Zusammenführung des grösseren Angebots und des gesteigerten Know-how im Markt.
 
Werden die klassischen Shops in Zukunft immer mehr Kunden an das Internet verlieren?
Es kommt auf die Betrachtung an. Wenn man sich frühzeitig online etabliert, kann man dort auch neue Kunden abholen für sein klassisches Geschäft. In vielen Bereichen wird es aber sicher eine Verlagerung von Offline zu Online geben.
 
Seit Januar 2013 sind Sie Geschäftsführer von Tradedoubler Schweiz. Was sind Ihre Ziele?
Wir haben in den letzten neun Jahren kontinuierlich deftige Steigerungsraten erlebt, sowohl im Affiliate Marketing als auch im Display-Bereich. Jetzt möchte ich den Markt dazu bewegen, die Möglichkeiten des Online Marketings noch mehr zu nutzen. Zum Beispiel jede Kampagne wirklich komplett zu tracken und darüber das Maximum rauszuholen; bestenfalls bis runter in den Warenkorb, so dass man für möglichst viele Bereiche innerhalb eines Unternehmens Rückschlüsse ziehen und optimieren kann. Mit Tradedoubler haben wir von den Nischenwebseiten bis zu den Premiumseiten alles im Angebot und können somit wie kein anderer Kampagnen und Affiliate Marketing kombinieren und auf Basis detaillierter Nutzerdaten optimiert ausliefern.
 
Interview: Andreas Panzeri

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