Wetten, dass er es schafft!

Der «Unterhaltungsdampfer» hat einen neuen Kapitän. Der Schweizer Oliver Fuchs ist in Mainz seit einem halben Jahr ZDF-Unterhaltungschef. Der erst 44-Jährige kommt aus dem Privatfernsehen und soll das Programm sichtbar verjüngen.

oliver-fuchs
Der neue Unterhaltungschef beim ZDF hat seit seinem Antritt im September 2012 sehr viel Zeit verbracht mit Strukturierung. Die Unterhaltung war auf verschiedenen Beinen aufgestellt. Es gab fast zwei Unterhaltungsabteilungen. «In meinem ersten halben Jahr habe ich konsolidiert in der Personalstruktur und dann die Abteilung nach Genres ein bisschen klarer aufgeteilt.» Jetzt gibt es 27 feste Redaktionsmitarbeiter, dazu arbeitet Fuchs auch mit Freien zusammen. In Mainz gibt es nur wenige Eigenproduktionen, «viel weniger jedenfalls als beim SRF». Konkret nur «Wetten, dass …?», «Der Fernsehgarten» und ein paar Musiksendungen.

WW: Hat es Sie erstaunt, dass eine externe Persönlichkeit für diesen politisch wichtigen Posten gewählt wurde?
Oliver Fuchs: Ja, das war wirklich was Neues. Das ZDF hat lange niemand von aussen in eine solche Führungsposition berufen. Dann noch jemand, der wirklich in der Privatwirtschaft tätig war, der also ohne Sender-Historie ist.

Der abtretende Unterhaltungschef Manfred Teuber ist 62, der vor einem Jahr neu gewählte Programmdirektor Norbert Himmler 41 und Sie jetzt 44. Die Absicht einer Verjüngung ist nicht zu übersehen. Aber wieso muss sich das ZDF unbedingt verjüngen, wenn die Leute statistisch immer älter werden?
Wir hatten ein Durchschnittsalter unserer Zuschauer von 62 und sind in diesem Jahr bereits bei 60. Also zwei Jahre haben wir schon geschafft. Aber es geht nicht darum, die Älteren auszuklammern. Das ist ein grosses Missverständnis! Die demografischen Entwicklungen sind bekannt. Es geht uns darum, die Jungen nicht völlig zu verlieren. Bei RTL wurde die Zielgruppe der „Jungen» einmal von 14 bis 49 definiert. Inzwischen ist das ebenfalls auf 14 bis 59 geändert worden, weil man auch beim jungen RTL die gesellschaftliche Entwicklung bemerkt. Beim ZDF sind wir keinem Jugendwahn verfallen. Wir wollen die «aktiv Familienorientierten» erreichen und wir wollen die Gesellschaft abbilden. Es wird Programme geben, die sind tendenziell eher älter – es gibt aber auch Programme, die jünger sind. Die Jungen sind auch Beitragszahler und haben ein Recht auf Angebote von uns.

In einer Zuschauerbefragung wurde das Unterhaltungsprogramm des ZDF mit den Attributen «Monotonie»und „Stagnation“ bezeichnet. Haben Sie das auch so empfunden?
Zum Teil schon. Eine BBC hat mit Formaten wie «Strictly Come Dancing“, was hier als „Let’s dance» lustigerweise bei RTL läuft, immer wieder Trends gesetzt. Auch in anderen Bereichen, zum Beispiel mit ihrer Comedy auf BBC 3. Ohne etwas schlecht reden zu wollen, wurden da bei uns gewisse Trends verschlafen. Ich glaube, ein grosser nationaler Sender wie das ZDF muss immer wieder auch Vorreiter sein und First Mover. Dabei aber auch aufpassen, nicht zu viele „me too»-Produkte zu machen. Aber wir haben in den letzten Jahren das Genre Kabarett und Comedy neu aufgeladen und sind sehr aktiv dabei, darauf aufzubauen.

Ist das eine Erklärung, wieso ein Externer, konkret der CEO von Eyeworks, zum ZDF geholt wurde? Findet man solche Trendsetter vorwiegend ausserhalb der öffentlich rechtlichen Strukturen?
Eyeworks war wie viele Produktionsfirmen zum Glück unternehmergeführt. Die Shareholder waren konkrete Menschen und nicht irgendwelche Fonds oder ein grosser Investor. Insofern war immer vieles ein bisschen einfacher, auch weil wir in der Führung selber die Verantwortung hatten. Aber nichts desto trotz: Eyeworks war absolut wirtschaftlich aufgestellt. Ziel war es, Erfolge zu haben, um damit auch Geld zu verdienen. Und Erfolg kann man nur haben, wenn man ab und zu mal innovativ ist. Die Sender waren unsere Kunde damals, und denen mussten wir beweisen können, dass wir halt schon einer der frischeren Produzenten sind.

Bei Eyeworks waren Sie als Chef strategisch, wirtschaftlich und kreativ eingespannt. Was wird sich beim ZDF ändern?
Bei Eyeworks war ich seit der Geburtsstunde des Unternehmens mit dabei. 2000 waren wir eine RTL Tochterfirma. Da bin ich eingestiegen mit einem ehemaligen Geschäftsführer, Kai Sturm, der jetzt Chefredakteur bei Vox ist. 2002 ist die nun in rund 17 Ländern tätige Eyeworks bei uns eingestiegen, was zu einer Internationalisierung dieses kleinen Unternehmens in Köln führen sollte. 2004 habe ich die Geschäftsführung übernommen, obwohl jeder in Deutschland gesagt hat: Du bist doch wahnsinnig, ein derart kleines Fernseh-Unternehmen wird keine Chance haben in einem ohnehin schon extrem kompetitiven Markt. Aber genau das hat mich gereizt – zu beweisen, dass es halt doch geht. Ebenso beim ZDF wird mir jetzt gespiegelt, dass es Aufgaben gäbe, die man früher nicht umsonst nicht bewältigt hat. Aber genau das reizt mich auch hier. Wieder zu sagen: Nein, man kann das eine oder andere wieder mal überdenken und in Frage stellen.
 
Bei Eyeworks wurden interessanterweise Trash und hochstehende Filme gleichzeitig produziert. Sie haben dazu einmal gesagt: «Fernsehen ist nur ein Spiegel der Gesellschaft». Bleibt es bei dieser Message?
Natürlich haben wir gerade bei einem öffentlich rechtlichen Sender andere Aufgaben, als in einem privatwirtschaftlichen Unternehmen. Bei einem öffentlich rechtlichen Sender kann man gewisse Dinge nicht machen und soll es auch nicht. Wir haben auch eine Vorbildfunktion. Aber nichtsdestotrotz wollen wir auch die ganze Breite der Gesellschaft nicht nur abbilden, sondern auch einladen, bei uns zuzuschauen.

Was hat Sie bei Ihrem Einstieg zum Fernsehen gelockt?
Ich wollte eigentlich Fotograf werden. Ich war geprägt von den Magnum-Fotografen. Diese faszinierten mich, weil sie nicht nur ästhetisch schöne Kunst machen, sondern mit ihren Bildern auch immer Geschichten inszenierten. Als Basis dazu wollte ich an der ETH Zürich eine Ausbildung als technisch wissenschaftlicher Fotograf beginnen, leider ist mein Professor gestorben. So blieb mir als Alternative nur ein Wechsel nach Köln. Dort habe ich sechs Semester «Foto Ingenieurswesen» studiert, dann aber abgebrochen. Das war gerade die Zeit, als RTL von Luxembourg nach Köln umsiedelte. Beim Aufbau dieses neuen Fernsehens sah ich die beste Möglichkeit, Geschichten zu inszenieren. Ich bin dann trotzdem zuerst in die Produktionsschiene eingestiegen.

Learning by Doing?
Ja, absolut. Der Sender RTL wurde belächelt, zuvor hatte aber auch Sat.1 hier in der Mainzer Gegend neu aufgemacht. Das war damals die Chance. Es gab ja ausser der Filmhochschule in München fast keine Ausbildungsmöglichkeiten im Bereich Fernsehen. Mittlerweile hat jede Berufsschule eine Abteilung, wo man irgendetwas mit Medien machen kann. Ich selber habe in der folgenden Entwicklung bald einmal unterrichtet und doziere heute noch ein bisschen an der RTL Journalistenschule sowie an der Grimme Akademie. «Learning by doing» war damals eine gute Basis. Heute würde ich keinem mehr raten, ein Studium zu schmeissen, um in den Medien anzufangen. Ich würde eher sagen: Such dir ein Studium aus, das zielgerichtet dahin führt, möglichst berufsbegleitend. Aber der Konkurrenzkampf der Leute, die rein wollen, ist sehr hoch.

Grosser Konkurrenzkampf beim Fernsehen und ein Schweizer hat ihn gewonnen. Erleben Sie in Mainz manchmal eine ähnliche Ablehnung wie Deutsche in der Schweiz?
Ich fühle mich sehr wohl in Deutschland. Die Entwicklung dieser ablehnenden Haltung gegenüber den Deutschen in der Schweiz beobachte ich höchst skeptisch. Ich erlebe es selber, wenn ich mit meinem deutschen Kennzeichen in die Skiferien anreise. Es tut mir Leid für dieses Land, das basisdemokratisch eine so hoch entwickelte Gesellschaft bildet und sich jetzt mit diesem ganz komischen Thema auseinander setzt. Ich finde Deutschland momentan ein tolles Land, höchst liberal, eine Frau als Bundeskanzlerin, einen homosexuellen Aussenminister. Es gibt kein Land weltweit, welches kombiniert, was Deutschland momentan kann: eine starke Wirtschaftsleistung mit einer höchst liberalen politischen Gesinnung, mit einem sehr bunten gesellschaftlichen Engagement und einer so hohen sozialen Sicherheit. Diese vier Punkte in einem Land zu kombinieren ist ganz schwierig und deshalb erlebe ich Deutschland momentan toll.

Das ZDF wurde in der Epoche von Helmut Kohl stabilisiert als «Unterhaltungsdampfer»und politisches Gegengewicht zur ARD. Wie gross ist heute der Anteil von Unterhaltung im Vergleich zur Information?
Der Informationsanteil des ZDF liegt bei rund 45 Prozent, da kommt sonst keiner ran. Aber es ist immer auch die Frage der Definition von Unterhaltung. Fernsehen ist in erster Linie ein Unterhaltungsmedium. Selbst viele Informationsangebote unterhalten auch, denken Sie zum Beispiel an «Terra X». Die erfolgreichen fiktionalen Sendungen spielen eine große Rolle. Fiktion prägt unsere access primetime, u. a. mit der «Soko»-Serie. Auch in der Primetime sind an vielen Abenden grosse Filme programmiert oder romantische Komödien.

Wo sehen Sie einen stilistischen Unterschied zum Schweizer Fernsehen?
Beide haben den Vorteil, dass sie nationale Sender sind. Von der Finanz-Ausstattung her würde man ja das Schweizer Fernsehen eher vergleichen mit einem 3. Programm in Deutschland. Was mich immer beeindruckt ist die große Reichweite hier. Selbst wenn man für den WDR arbeitet, erreicht man bis rund 22 Millionen Einwohner im Bundeland. Das ist nicht zu vergleichen mit der Schweiz. Der Schweizer Markt hat dafür den Vorteil, dass man über die Sprache eine nationale Identität schaffen kann. Das haben wir in einem Flächenstaat wie Deutschland nicht. Das Fernsehmachen in Deutschland ist deshalb auch so kompliziert, weil nicht nur die Konkurrenz riesig ist, man muss auch noch über regionale Grenzen hinweg sehr viele kulturelle und sprachliche Unterschiede überwinden. Diese Deckelung der Nation, wie sie die Schweiz schaffen kann, das schafft man hier gar nicht. Ansonsten habe ich höchsten Respekt vor dem Schweizer Fernsehen, wundere mich natürlich ab und zu auch ein bisschen, wie viel möglich ist im Bereich Werbung und Sponsoring, trotz dieser Monopolstellung. Es wird ja nicht wirklich privater Markt zugelassen. Die SRG ist in einer sehr privilegierten Position.

Neben dem Werbeverbot am Abend darf das ZDF seit ein paar Monaten ab 20 Uhr auch kein Sponsoring mehr zeigen. Muss Ihre Abteilung als Ersatz nun mehr Geld am Nachmittag verdienen?
Redaktionen verdienen kein Geld. Sie liefern höchstens ein möglichst gutes Umfeld für die Werbung. Aber davon gibt es bei uns nicht viel. Maximal 20 Minuten pro Werktag und nicht nach 20 Uhr. Das Sponsoringverbot am Abend trifft das ZDF und auch ich habe in diesem Jahr Budget-Kürzungen hinzunehmen.

Zum Programm: Was wollen Sie ändern?
Wir sind intensiv am Arbeiten. Wir wollen Events schaffen. Wir sehen, dass insbesondere die Show ein Live Erlebnis erzeugen kann, das man sonst am Fernsehen kaum mehr findet. «Wetten dass…?» ist natürlich ein solches Beispiel. Auch unsere Jubiläumssendung «50 Jahre ZDF oder eine Promiversion von «Rette die Million» waren Events und schafften eine Unmittelbarkeit, die man in der Fiction nicht erreichen kann. Mein Ziel ist es, noch vermehrt auf diese Eventisierung von Shows zu gehen: den Samstagabend mit einem bestimmten Thema oder Aufhänger noch einmal ein bisschen grösser zu machen.

Sind Sie auch zuständig für die Digitalsender Neo und Kultur?
Nein. «ZDF-Kultur» wird es in der aktuellen Form wohl nicht mehr lange geben. Mit «ZDFneo» findet ein sehr enger Austausch statt. Wir machen sehr viele Programme gemeinsam. Wir arbeiten zusammen bei der Show-Entwicklung für die Late Night und konzipieren zusammen neue Ideen für den Sonntag-Nachmittag. Auch bei verschiedenen Factuals und Doku Soaps arbeiten wir zusammen. «Neo» bekommt zum Teil Dinge zur Erstausstrahlung, die wir dann später im Hauptprogramm haben und umgekehrt.

Wie weit können Sie selber als Chef noch kreativ tätig sein?
Das letzte halbe Jahr habe ich sehr viel Zeit verbracht mit Strukturierung. Die Unterhaltung war auf verschiedenen Beinen aufgestellt. Es gab fast zwei Unterhaltungs-Abteilungen. In meinem ersten halben Jahr habe ich konsolidiert in der Personalstruktur und dann die Abteilung nach Genres ein bisschen klarer aufgeteilt.

Wie gross ist Ihre Abteilung?
Feste Redaktionsmitarbeiter sind es 27, aber wir arbeiten auch mit Freien zusammen und haben in Mainz nur wenige Eigenproduktionen, viel weniger jedenfalls als beim SRF. Komplett selber realisieren wir nur «Wetten, dass…?», «Der Fernsehgarten» und ein paar Musiksendungen.

In den Medien wurde für den Nachmittag eine «Innovationsstrecke ab Mai»versprochen?
Das ZDF war mal ganz vorne, wenn Sie etwa an das Gerichtsformat «Streit um drei» denken. Dann wurde das von den Privaten abgekupfert und verschärft und wir sind ins Hintertreffen geraten, haben sicher auch einige Trends «stiefmütterlich“ behandelt. «Innovationsstrecke» ist ein hochgegriffenes Wort in der Gesamtbranche. Ich sag’s lieber so: Wir probieren einiges aus, sogenannte «Factual»- Strecken, also zum Beispiel dokumentarische Reality-Shows, die wir bald am Sonntagnachmittag zeigen.

Was werden diese neuen Sendungen konkret bringen?
Wir haben uns erst mal das Programm an den Rändern vorgenommen. Nicht nur, weil es dort eine flexiblere Programmstruktur hat. Man kann hier auch mehr Dinge ausprobieren. Wir haben den Sonntagnachmittag neu aufgesetzt. Mit Jörg Pilawa haben wir einen Moderator an die ARD verloren. Wir führen zur Zeit Gespräche mit mehreren potentiellen Nachfolgern. Wir haben Jörg Thadeusz und Inka Bause neu bei uns und zum Jahreswechsel geht’s los mit Helene Fischer. Bis dann werden wir rund 15 neue Formate testen. Das sind alles Einzelstücke, das fällt gar nicht so auf, glaube ich. Ich stehe dazu, dass wir auch «Try and error» machen. Kürzlich fragte ich den Intendanten: Wie viele Flops ertragen Sie? Er hat mir geantwortet: «Von dreien können es zwei schon sein. Aber der andere muss sitzen.»

Unter scharfer Beobachtung ist «Wetten, dass…?». Wie weit ist hier bereits Ihre Handschrift zu sehen?
Ich bin eingestiegen mit dem Relaunch. Da standen gewisse Parameter fest. Wir haben aber inhaltlich im Detail viel gearbeitet, ein neues Set aufgesetzt und eine neue Regie verpflichtet. Auch mit der Rolle der Assistentin, wo wir mit Cindy aus Mahrzahn die Comedy rein geholt haben, bin ich sehr glücklich. In der ersten Staffel konnten wir durchschnittlich neun Millionen erreichen. Das ist ein sehr guter Wert für eine Unterhaltungssendung und macht uns zu einem nationalen Event.

Ist eine Schweizer Teilnahme für Sie als Schweizer ein Thema?
Wir treffen den SRF-Direktor Rudolf Matter in diesen Tagen zusammen mit SRF-Unterhaltungschef Christoph Gebel für eine Koproduktionstagung. Da sprechen wir über Programme, die innerhalb der deutschsprachigen öffentlich rechtlichen Sender gemeinsam produziert werden. Ich würde mich freuen, wenn die Schweiz bei «Wetten, dass…?» wieder mitmacht.

Was könnte sonst möglich sein?
Man muss noch einmal über kompetitive Wettbewerbe nachdenken. Das, was früher «Spiel ohne Grenzen» war. Ich sage nicht, das ist das Programm. Aber in diesem Bereich gibt es neue Möglichkeiten, wo man gemeinsam noch einmal einen Event – wieder Betonung auf Event – gestaltet, wo Sportives mit Unterhaltung vermischt wird. Im Musikbereich ergibt es zumindest mit dem ORF eine sehr enge Abstimmung. Eben haben wir für die «Carmen Nebel Show» die Verträge für eine Verlängerung unterzeichnet und für das kommende Jahr führen spannende Gespräche.

Als Unterhaltungschef haben Sie eine Machtposition. Können Sie Stars machen?
Klar macht Fernsehen Stars. Aber sehr häufig ist es mittlerweile ja auch so, dass die Stars gerade im Musikalischen und im Comedy Bereich das Fernsehen umgekehrt als Marketing Plattform ansehen für ihre ganz eigenen Programme und Ziele. Natürlich können Shows immer noch Stars generieren. Ich denke, das ist wie mit Fernsehformaten: Einer von zehn wird es machen. Aber das liegt nicht am Unterhaltungschef! Entwicklungsarbeit hat immer mehr mit Strategie zu tun. Ich glaube nicht an den einzelnen, der so genial ist, dass er irgendetwas Tolles erfindet. Fernsehformatentwicklung ist immer eine Teamarbeit und nie ein singulärer Prozess, der die anderen Aspekte wie den Markt, die Verfügbarkeit der Künstler, Trends und die Konkurrenzsituation ausser Acht lassen kann.

Welche Rolle spielt bei Ihrer Abteilung das Internet?
Die Neuen Medien sind ein grosses Thema bei uns. Wir haben eine eigene Online-Unit mit einem Development-Chef. Wie in der Schweiz unterliegen wir als öffentlich-rechtlicher Fernsehsender starken Einschränkungen. Wir sind aber sehr aktiv mit Aktionen über Twitter und Facebook und sehen bei jungen Sendungen wie bei der «Heute Show», dass die Zuschauer im Internet bereits einen Anteil von bis zu 2 Prozent ausmachen. Das ist enorm, was da mittlerweile parallel läuft.

Was macht Ihnen Spass an Ihrem neuen Job?
Bis jetzt ist es immer noch super spannend. Ich komme von einer kleinen Firma mit 200 Mitarbeitenden und bin jetzt in einem Unternehmen mit mehreren Tausend. Das hat einen ganz anderen Effekt. Auf Senderseite zu sein, bedeutet für mich auch: Ich lerne so viele Leute kennen wie noch nie. Alle Kreativen, Produzenten, Künstler wollen mit mir ins Gespräch kommen. Der Insight in die Branche ist enorm, also ich lerne täglich, und es macht mir Spass nach mehr als 20 Jahren im Geschäft, völlig neue Aspekte kennen zu lernen.

Interview: Andreas Panzeri
 

Weitere Artikel zum Thema