Facebook Conference

Am 12. März fand auf Schloss Sihlberg die «Erste Facebook Conference» der Schweiz statt. Die Veranstaltung unter dem Slogan «All about Facebook by Users for Users» wurde von der Firma Beecom veranstaltet. Obgleich das Referenten-Lineup eigentlich ganz ok war, machten die Tagung und deren Namen bereits im Vorfeld den Anschein einer selbstgebastelten Veranstaltung. Am Tag der Conference selbst bestätigte sich leider der Eindruck von unseriösem Tun. Doch der Reihe nach. Von Manuel P. Nappo, Studienleiter CAS Social Media Management an der HWZ, Chief Networking Officer bei Centralway. www.about.me/mpn

Der erste negativ auffallende und vielsagende Punkt war, dass vom Sihlberg her kaum getweetet wurde. Das ist, ohne offiziell definierten Hashtag, allerdings kein Wunder. Es mag sein, dass es in der Schweiz noch Vereinsversammlungen gibt, die ohne Second Screen via Twitter auskommen, aber ein Social Media Event im 2013? Mit internationalen Gästen? Seriously? Schaut man den Veranstalter etwas näher an, erstaunt der fehlende Twitter Stream wenig. Obwohl die Agentur Social Media Support anbietet, ist keine ihrer Führungspersönlichkeiten auf Twitter zu finden. Auch Social Buttons sind auf ihrer Seite nicht zu finden. Gut, sie haben eine Facebook und keine Twitter Conference organisiert. Daher habe ich mir ihre Firmen-Facebook-Page angeschaut. Praktisch null Interaktionen, und von 3500 Fans sind nur 150 Deutsch sprechend. Entweder sind all die Likes eingekauft, oder die Fans werden einfach sehr schlecht betreut.

Aber zurück zum Anlass – eine Web-Bricolage wie von einer Kinderspielgruppe. Die Website des Anlasses wurde als Facebook-conference.ch beworben und die dazugehörige Preisauszeichnung als Swiss Facebook Award. Dies, obgleich Facebook verbietet, ihre Marke mit anderen Namen, anderen Marken oder allgemeinen Begriffen zu kombinieren. Auch die Verwendung des Logos oder von Inhalten, die verwirrende Ähnlichkeit mit der Marke haben, ist nicht zulässig. Das scheint die Veranstalter nicht davon abgeschreckt zu haben, es trotzdem zu tun. Besonders amüsant wird es aber wieder bei der Facebook Page. Wo sonst? Hier ist die Liste der Fehltritte praktisch unendlich. Der Name verletzt die Seitenrichtlinien. Das Coverbild verstösst mit seinen mehr als 20 Prozent Text gegen die Werberichtlinien, die Screenshots im Coverbild gegen die Brand Permissions und die Abstimmung, die über den Like-Button lief (wie wir damals anno 2008), gegen die Promo-Richtlinien. Nun. Man könnte argumentieren, dass es bei Facebook so viele Richtlinien gibt, dass man sich nicht zurecht findet. Könnte man. Als Durchschnitts-User anno 2008. Aber als Veranstalter der Facebook Conference? Im Ernst? Mich wundert, was Facebook dazu sagen würde.

Normalerweise unterstütze ich alle, die etwas im Bereich Social Media versuchen. Wie wir alle wissen, ist erst ein Prozent der Reise erfüllt, und wie ein Dozent unseres Lehrgangs zu sagen pflegt, sind wir alle «ein bisschen selbsternannte Experten». Aber was wir hier erlebt haben, ist haarsträubend. Die Veranstalter der Facebook Conference gehören zu der Art Social-Media-Agenturen, die Bauernfängerei betreiben. Ohne die geringste Ahnung von den Basics, schaden sie denen, die sich tagtäglich ernsthaft für die Social-Media-Relevanz in der Praxis des heutigen Kommunikations-Mix einsetzen.
 

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