Glücksspiel soll nicht Trauerspiel werden

16 Kantone haben mit cR Basel zusammen eine Präventionskampagne lanciert. «SOS: Spielen ohne Sucht» will ohne Mahnfinger bei möglichen Gefahren helfen.

Nur noch einmal: Eine Schätzung geht davon aus, dass es in der Schweiz rund 120 000 spielsüchtige Menschen gibt. Ihr Hoffen, dass es beim nächsten und «letzten» Mal endlich zum ganz grossen Gewinn kommt, hat viele davon in die Schulden getrieben, einen sozialen Abstieg eingeleitet oder sogar psychische Erkrankungen nach sich gezogen. 16 Deutschschweizer Kantone haben sich nun zusammengetan, um gemeinsam auf diese Gefahren der Suchtentwicklung beim Glücksspiel hinzuweisen sowie erste Hilfeleistungen anzubieten. Neben der aufklärenden Information ist eine Helpline im Programm sowie eine anonyme Onlineberatung. Für eine Präventionskampagne sowie die Kommunikation dieser Hilfeleistungen ist ein Pitch ausgeschrieben worden. Drei Agenturen haben mitgespielt. Das Team von cR Basel hat beim Kreativpoker gewonnen und legt nun die Karten offen auf den Tisch.

Mit insgesamt acht Sujets wird die Botschaft «Spielen ohne Sucht» ab Mitte März vornehmlich über Leuchtplakatstellen sowie auf dem Internetportal von SOS-Spielsucht übermittelt. Ziel ist es, die Bevölkerung zu sensibilisieren, dass es eine solche Spielsucht gibt und was Betroffene und Angehörige dagegen unternehmen können. Finanziert wird die Kampagne durch Einnahmen aus der Landeslotterie. Erfreulich für Thomas Fux, der zusammen mit Daniel Bürgi für Strategie und Beratung der Kampagne verantwortlich zeichnet, ist der Konsens, welchen hier 16 verschiedene Kantone für eine gemeinsame Idee aufbringen konnten.

Plakat als Basismedium

Gemeinsam mit cR Basel wollte man keine «Schockkampagne », welche die Betroffenen mit dem Mahnfinger anspricht. «Wir wollten die Angst vor Beratung abbauen», erklärt Fux. Weil das Zielpublikum sehr heterogen und mit Casinobesuchern, Internet- Gamern, Lotto-Junkies oder weltmännischen Pokerspielern in den verschiedensten Gesellschaftsschichten verteilt ist, musste man nicht nur eine überall verständliche Ansprache finden. Es galt auch, das beschränkte Budget nicht über zu viele Medienkanäle zu verzetteln – und trotzdem alle erreichen zu können. Natürlich wäre zum Beispiel In-Game- Werbung attraktiv gewesen. Allerdings nur für eine der Zielgruppen.

Die Lösung liegt nun im Plakat als Basismedium. Darauf können die Botschaften gezielt im Umfeld von einschlägigen Orten platziert werden. Für die Gestaltung hat das Team um CD Gabriel Heuberger die leuchtende Illusionswelt der Neonreklamen gewählt, wie man sie aus dem Spielerparadies Las Vegas kennt. Mit einer solchen Typografie sowie den Schlagworten «Game over» oder «Rien ne va plus» hofft man, unterschwellig bei den Spiel-Affinen sofort die nötige Aufmerksamkeit erreichen zu können. Die durchgängige Gestaltungsweise soll der Kampagne auch einen «Marken- Charakter» verleihen. Das Produkt ist in diesem Fall ein «Angebot zur Freiheit vor Zwängen». Kommuniziert wird das mit dem Claim «Spielen ohne Sucht».

Andreas Panzeri

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