Wenn auf Papier kreative Werbung entsteht

Seit zehn Jahren schreibt der Verband Schweizer Medien den Wettbewerb «Das kann nur ein Inserat» aus. Junge Kreative sollen Anzeigen gestalten, die für ebensolche werben. Nach dem Motto: «Die beste Werbung für Anzeigen sind Anzeigen». Die Werbewoche war bei der Jurierung dabei.

6. Dezember, 9 Uhr. Die sechsköpfige Jury von «Das kann nur ein Inserat» trifft sich in der Cafeteria am Publicitas-Hauptsitz in Zürich-Altstetten, um unter den Einsendungen für die nächstjährige Kampagne die besten auszuwählen. 76 Einsendungen seien es, erklärt Toni Vetterli, Marketingleiter Verband Schweizer Medien, den Anwesenden zu Beginn.

Der Auftrag an die Teilnehmer des Kreativwettbewerbs war bei der zehnten Ausgabe derselbe wie bei der Lancierung: Anzeigen waren gesucht, die auf die Vorzüge von Anzeigen aufmerksam machen. Zum Jubiläum wartete der Wettbewerb jedoch mit einigen Neuerungen auf. Einerseits wurde ein Briefing- Event durchgeführt, an dem die Rahmenbedingungen erklärt und auf Stolpersteine aufmerksam gemacht wurde. Stolpersteine gibt es schliesslich einige, wie man bei der letztjährigen Durchführung fest- stellen musste – sprengte doch die Siegerarbeit «Karaoke », die mit einer Textvorlage von Frank Sinatras «I did it my way» arbeitete, auf Grund der Rechte an den Songs den finanziellen Rahmen und war deshalb nicht realisierbar. Andererseits konnten heuer sowohl Ideen für Einzelsujets als auch Ideen für Kampagnen eingereicht werden.

Nur die Idee zählt

22 Einzelsujets und 54 Kampagnenvorschläge kamen zusammen. Etwas mehr als im Vorjahr, freut sich Vetterli. Dann geht’s an die Arbeit. Die Juroren wandeln durch die Cafeteria und begutachten die auf Tischen und am Boden verteilten Sujets. Jurypräsident Andreas Prokesch gibt noch einige Instruktionen: Vorderhand gehe es nur darum, die Idee zu bewerten. «Ist sie gut? Ist sie umsetzbar?» Nicht achten sollen die Juroren dagegen auf die Qualität der Ausführung. Gute Ideen könne man mit einem Feinschliff «zum Fliegen bringen», so Prokesch weiter. Ideen, die gefallen, werden von den Juroren im ersten Durchgang mit farbigen Post-it-Klebern markiert. Rund 23 Kampagnen beziehungsweise Sujets schaffen es in die nächste Runde. Nach Plädoyers einzelner Juroren für ihre Favoriten und Diskussionen – Treffen die Arbeiten den Punkt? Welche Ideen sind wirklich neu? Sind die Sujets realisierbar? – werden per Abstimmung die Shortlist-Platzierten bestimmt. Auf dem Tisch bleiben sechs Einreichungen liegen.

Nach einer weiteren Runde steht fest, welche beiden Arbeiten das Ticket nach Oslo erhalten: Zwei Teams aus der Shortlist werden nächsten Mai 2012 zum Wettbewerb BestYET reisen, an dem junge Kreative aus ganz Europa teilnehmen. Vorderhand weiss die Jury allerdings noch nicht, wen sie in die norwegische Hauptstadt geschickt hat. Die Bewertung erfolgt anonym, die Sujets sind lediglich mit Nummern versehen.

Dann der letzte Einsatz für die Jurymitglieder: Es muss geklärt werden, welche Anzeigen aus der Shortlist umgesetzt werden. Der Entscheid fällt zu Gunsten sechs verschiedener Sujets. Sie sollen kommendes Jahr als Fülleranzeigen in über 100 Zeitungen und Zeitschriften erscheinen.

Wer reist nach Oslo?

Bevor es zum gemeinsamen Mittagessen geht, lüftet Toni Vetterli noch das Geheimnis, wer für die Sujets verantwortlich zeichnet. Es wird vorläufiges Stillschweigen vereinbart. Dass sie gewonnen haben, sollen die Shortlist-Platzierten erst an der Preisverleihung vom 13. Dezember erfahren. Genau wie die drei Kreativen, die beim BestYET die Schweiz vertreten werden: Gaël Tran und David Moret, beide Euro RSCG Genève, sowie Silvio Seiler. Letzterer kein Unbekannter, ging Seiler beim Wettbewerb vor zwei Jahren doch schon als Sieger hervor. Für diese drei heisst es dann vorbereiten. Schliesslich winken beim BestYET der Titel Best Young European Team sowie zwei Tickets für das Internationale Werbefestival Cannes Lions.

Die Jury

Zur sechsköpfigen Jury des Kreativwettbewerbs gehörten Isabelle Hauser, Art Director bei Ruf Lanz, und Patrick Ryffel, Texter bei Philipp und Keuntje (Hamburg) – beide mehrfache Gewinner von «Das kann nur ein Inserat».

Unterstützt wurden sie durch Simon Smit, Texter bei Spillmann/Felser/Leo Burnett, Stefan Erhart, der als Leiter Markenführung Schweiz von Swiss Life für die aktuelle «Wendesätze»-Kampagne verantwortlich zeichnet, sowie Toni Vetterli, Marketingleiter Verband Schweizer Medien, der die Vertretung für seinen Verbandskollegen Michael Seiler, Leiter Werbemarkt Zeitungen Espace Media, übernahm. Als Präsident fungierte Andreas Prokesch, langjähriger Chairman der ADC-Jurierung und freier Texter und Konzepter. Isabel Imper

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Siegerehrung

Die Preisverleihung und die Ausstellung sämtlicher eingereichten Arbeiten von «Das kann nur ein Inserat» fand am Dienstagabend im Zürcher Club Basilica statt. Bei einem Apéro bot sich den Jungkreativen die Möglichkeit zum Austausch. Toni Vetterli eröffnete den offiziellen Teil des Abends, in dem er das Prozedere des Wettbewerbs erklärte und die Sponsoren verdankte. Anschliessend übergab er an Jurypräsident Andreas Prokesch, welcher das neue Vorgehen der Jury erklärte und den anwesenden Kreativen, Sponsoren und Medienvertretern die Shortlist-Sujets präsentierte und den Gewinnern gratulierte. Im Bild links die drei Shortlist-Platzierten, die auf Einladung von Publimedia an den bestYET nach Oslo fahren. Gaël Tran (links) und David Moret; die beiden Kreativen von Euro RSCG reisten für die Siegerehrung eigens aus Genf an, wobei sie sich – schon mal in Zürich – auch gleich nach den Ausgehmöglichkeiten erkundigten. Neben ihnen Silvio Seiler (rechts), der unter dem Namen Silvio Seiler Graphik und Design in Appenzell Ausserrhoden ein eigenes Büro betreibt. (Bild: Blaženka Kostolnà)

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