TF1: Goldbach reagiert kleinlaut, Publisuisse besorgt

Wie reagieren die beiden TV-Vermarkter Goldbach Media und Publisuisse auf den neuen Konkurrenten Ringier, der ab Herbst das neue TV-Werbefenster von TF1 vermarkten wird? Hier die Stellungnahmen:

Letztes Jahr ist es der Goldbach Media gelungen, sich in der Schweiz als alleinige Vermarkterin für Privta-TV-Werbung zu positionieren. Doch das Monopol war nur von kurzer Dauer. Ab September tritt mit TF1 in der Westschweiz ein neues Werbefenster auf den Plan, das sich nun von Ringier vermarkten lässt (TF1: Ringier steigt in die TV-Vermarktung ein). Goldbach Media, die sich ebenfalls für die TF1-Vermarktung bewarb, unterlag nicht zuletzt deshalb, weil die Firma bereits das Werbefenster des erbitterten TF1-Konkurrenten M6 vermarktet. Wie ragiert man dort nun auf die neue Situation? Michi Frank, CEO von Goldbach Media und sonst keineswegs um ein Wort verlegen, wollte diesmal nicht Stellung nehmen, sondern überliess diese Aufgabe Jürg Bachmann, der bei Goldbach Group für digitale Projekte zuständig ist.

Und Bachmann hält zunächst fest, dass der Westschweizer TV-Markt nicht zu vergleichen sei mit jenem in der Deutschschweiz, da er viel stärker von der SRG dominiert werde. Mit der neuen Situation gewinne TV in der Westschweiz aber «generell an Bedeutung». Deshalb begrüssen Goldbach Media den Einstieg eines weiteren Konkurrenten in den Schweizer TV-Werbemarkt. Und weiter schreibt Bachmann: «Vergleicht man die Nutzungsdauer mit den Werbeinvestitionen der verschiedenen Mediengattungen, so weist TV noch ein grosses, ungenutztes Potenzial auf. Dass sich TV in der Westschweiz in den vergangenen Jahren nicht weiter entwickelt hat, kann primär auf die jahrelange Verhinderungstaktik des Westschweizer Fernsehens (TSR) zurückgeführt werden.» Bachmann spricht damit den Versuch der SRG an, das M6-Werbefenster mit allen juristischen Mitteln zu verhindern. Er war am Ende vergeblich.

Goldbach mimt den guten Verlierer

Und wie stellt sich Goldbach zum neuen Vermarktungskonkurrenten Ringier? Da der Westschweizer TV-Markt «viel stärker von der SRG dominiert wird» als jener in der Deutschschweiz, sei es auch «für Goldbach positiv, dass jetzt ein weiterer privater Anbieter auf den Markt kommt, weil es das Medium TV noch attraktiver macht.»

Die Folgen für den Westschweizer Werbemarkt beurteilt Bachmann ebenfalls als positiv. «Die Werbekunden werden ihre TV-Werbung noch zielgerichteter platzieren können, was TV als Werbeträger attraktiver macht. Diese Entwicklung begrüssen wir.» Auf eine Diskussion über die konkreten Auswirkungen auf M6 und seine Spot-Preise und künftigen Werbeeinnahmen will sich Bachmann aber nicht einlassen. «M6 hat die Preise für das 2. Halbjahr 2011 publiziert. Wie der Sender auf das Angebot von TF1 reagieren wird, ist uns noch nicht bekannt», schreibt er.

Publisuisse: Froh um weitern TV-Vermarkter

Die SRG-Vermarkterin Publisuisse, die wie ihr Mutterhaus SRG naturgemäss keine Freude an (weiteren) Werbefenstern hat, äussert sich aber positiv zum Eintritt Ringiers in die TV-Vermarktung. «Ein neuer starker TV-Vermarkter tut dem Markt gut», sagt François Besençon, Direktionsleitungsmitglied der Publisuisse. Nachdenklicher machen ihn jedoch die absehbaren Folgen für die Westschweiz: «Wir gehen davon aus, dass durch das TF1-Werbefenster in der Westschweiz die Werbegelder teilweise neu verteilt werden – nicht nur im Bereich TV, sondern in allen Medien. Der Werbekuchen wird nicht grösser, alle werden etwas abtreten müssen – TSR aber wahrscheinlich weniger als die privaten Sender und Print. Zudem werden die Spotpreise unter Druck kommen.»

Keine 180-Grad-Wende

Kein Verständnis hat Besençon für den Westschweizer Presseverband (Presse Suisse), der heute der Publisuisse und der SRG eine Kehrtwende um 180 Grad vorwarf – weil diese nach jahrelangem Kampf gegen Werbefenster nun plötzlich Ringier das Planungstool Publiplan zur Verfügung stellen. Damit würden die SRG den Eintritt von TF1 in den Westschweizer Markt erleichtern. Besençon hält dazu fest: «Wir geben den Publiplan allen ab, die für ihn Verwendung haben. Die regionalen TVs und Radios in der Deutschschweiz benützen ihn ebenso wie jene in der Westschweiz. Und auch Publicitas Cinecom hat ihn bis Ende 2010 in Gebrauch.» Es sei zudem falsch zu behaupten, Publisuisse erhalte für jeden via Publiplan übermittelten Werbespot eine Kommission von TF1. Weiter betont er, dass die SRG ihre Position bezüglich Werbefenster keineswegs geändert habe. Man bedaure deren Existenz weiterhin, da sie Mindereinnahmen in Millionenhöhe erzeugten. Man werde deshalb die Werbefenster von M6 und TF1 weiterhin bekämpfen – nun halt auf kommerzieller Ebene.

Markus Knöpfli

(Bild: Ringier)
 

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