Kopf der Woche: «Die Wissenschaft allein ist mir zu eindimensional»

Conrad Meyer ist seit Anfang Mai Verwaltungsratspräsident der Neuen Zürcher Zeitung

Conrad Meyer ist seit Anfang Mai Verwaltungsratspräsident der Neuen Zürcher ZeitungKopf der Woche «Die Wissenschaft allein ist mir zu eindimensional»
Er sagt von sich, er sei «ein Glückspilz» und ist wohl auch einer: Conrad Meyer, Professor für Betriebswirtschaft, Direktor des Instituts für Rechnungswesen und Controlling und Prorektor Planung an der Universität Zürich, ist vieles im Leben in den Schoss gefallen. So auch das Verwaltungsratspräsidium der NZZ, das er seit Anfang Mai führt. Dass sich gerade ihm diese Chance bot, da Vorgänger Eric Honegger auf Grund der Swissair-Turbulenzen auf die Wiederwahl verzichtete, nimmt Meyer gelassen: «Für mich war es ein glücklicher Zufall, für den Verwaltungsrat eine logische Weiterentwicklung der Ereignisse.» Nun packe er die Aufgabe an und blicke nach vorn.
Dies tut er konsequent: Um einerseits seinem neuesten Mandat, andererseits seiner Professur wieder Freiraum zu schaffen, gibt der 51-Jährige das Prorektorat an der Universität per Ende Februar 2002 ab. Meyer will seine Aufgaben «recht» angehen können, halbe Sachen mag er nicht.
So präsentiert sich denn auch sein Curriculum: Nach der Matura nahm Meyer in Zürich ein Ökonomiestudium in Angriff. Für eine akademische Laufbahn entschied er sich jedoch erst während seiner Doktorarbeit. Natürlich habe er auch immer wieder mit dem Wechsel in die Privatwirtschaft geliebäugelt. So auch während seines Aufstiegs zum Institutsleiter, zum Prorektor und Leiter des Reformprojekts «uni 2000» sowie später zum Prorektor Planung. Tanzt er in Universitätskreisen deswegen aus der Reihe? «Typischer ist schon, dass sich Wissenschaftler nicht unbedingt für die Privatwirtschaft interessieren – in meinem Bereich jedoch ist die Kombination von Theorie und Praxis unabdingbar. Die Wissenschaft allein ist mir zu eindimensional».
Meyer ist von beiden Welten fasziniert: An seiner wissenschaftlichen Tätigkeit schätzt der engagierte Professor, mit jungen Leuten zusammenzuarbeiten, sie zu motivieren. «Zudem schreibe und publiziere ich sehr gerne», führt er an. Die Besetzung von Verwaltungsratsmandaten indes erlaube ihm, Strategien praktisch anzuwenden und zu optimieren. Dabei sei er darauf bedacht, dass jede unternehmerische Handlung zukunftsorientiert gewertet werde.
Offenbar bringt Meyer so manches gleichzeitig unter einen Hut. Bleibt dabei noch Zeit für Familie und Hobbys? «Natürlich, das Familienleben und das Biken oder Motorradfahren brauche ich zum Ausgleich.» Irgendwann einmal wolle er auf seiner Harley durch die Staaten reisen, inklusive Ehefrau und Tochter versteht sich.
Bis es so weit ist, steht beim Verwaltungsratspräsidenten noch anderes an – so momentan das Projekt NZZ am Sonntag. «Sie wird keine siebente Ausgabe der NZZ, sondern ein neues Blatt, mit eigenständiger Redaktion und originärem Design.» Carole Koch

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