Kopf der Woche: «Eine zweite Wirz wird es an der Talstrasse nicht geben»

Guido Giacchino ist seit Anfang Juni CFO bei der Lowe Lintas GGK

Guido Giacchino ist seit Anfang Juni CFO bei der Lowe Lintas GGKKopf der Woche «Eine zweite Wirz wird es an der
Talstrasse nicht geben» /
Eins ist sicher: Dem Klischee eines Soll-und-Haben-Buchhalters entspricht Guido Giacchino definitiv nicht. Im Gegenteil. Er gibt Buchhalterwitze zum Besten, kann kaum still sitzen und macht kein Geheimnis aus seinem schlechten Zahlengedächtnis. Sich selbst sieht der 49-Jährige als schnellen, unkonventionellen Agenturfinanzer, als Dienstleistungserbringer bei einem Dienstleistungsunternehmen. «Einer, der sich nur zurücklehnt und Millionen zählt, hat in dieser Branche nichts verloren». Ein CFO müsse sowohl die Finanzen als auch die Werbung und die Menschen, die dahinter stehen, verstehen und für jedes Anliegen ein offenes Ohr haben.
Er muss es wissen, schliesslich hat ihn sein fundiertes Agentur-Know-how bis in die Geschäftsleitung von Lowe Lintas GGK katapultiert. «Der Weg dahin ist jedoch kein Zuckerschlecken gewesen», erinnert sich Giacchino: Ersten Kontakt zu grossen Zahlen hatte er vor rund 30 Jahren bei der Fides Treuhandgesellschaft, die das Mandat von J. Walter Thompson betreute. Um deren Finanzen zu managen, habe er später in die Agentur gewechselt. Daraus sind zehn lange Jahre geworden, in denen Giacchino als CFO das Client- und Financecontrolling aufbaute und zudem allen Lastern eines Klischeewerbers frönte. «Es war die Zeit des Sturm und Drang», sagt Giacchino rückblickend.
Zeitgleich mit der Übernahme von JWT durch WPP neigte sich diese goldene Aera einem Ende zu. Guido Giacchino wagte einen Neuanfang bei Wirz. Insgesamt 13 Jahre lang blieb er dem Unternehmen treu. «Bis sich Veränderungen abgezeichnet haben, auf Grund deren ich von Agentur und Team wegzentralisiert worden wäre.» Eine Entwicklung, mit der sich Giacchino unter keinen Umständen hätte anfreunden wollen. Bei der Lowe Lintas GGK ist er, einer der «Kriegsveteranen der Branche», wieder am Puls des Metiers, kann sein «Gschpüri», seine Erfahrung und sein Wissen einbringen.
Einfach sei ihm die Loslösung von Wirz trotzdem nicht gefallen. «Es ist kein Kulturschock, aber schon eine enorme Umstellung für mich», gibt Giacchino zu. Um sich auf die Neuerungen einzustellen, tauchte der Familienvater für einen Monat in seinem Haus in Oberwenigen unter; Ferien seien es zwar nicht gewesen, sondern eher ein Gulag. Denn der begnadete Bastler und Gärtner hat unter anderem ein Gartenhaus gebaut, die Flora komplett umgekrempelt und dabei fast einen halben Finger verloren.
Motiviert steht Giacchino nun an der Lowe-Lintas-GGK-Front, wo er momentan darauf bedacht ist, seine Kollegen nicht mit dem Wirz-Zeigefinger zu nerven. «Ich möchte aus Lowe Lintas GGK auf keinen Fall eine zweite Wirz an der Talstrasse machen. Alles ist noch offen, und das ist gut so.» Carole Koch

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