Geld erhält eine Stimme

Peter Schellenberg ist neuer VR-Präsident von Publisuisse

Peter Schellenberg ist neuer VR-Präsident von PublisuisseVon Markus KnöpfliPeter Schellenberg, Direktor von SF DRS, ist neu auch Verwaltungsratspräsident bei Publisuisse, die für die SRG-TVs die Programme vermarktet. Neu im Publisuisse-Verwaltungsrat (VR) sitzt zudem Walter Rüegg, Direktor des werbefreien Radios DRS.
Die Generalversammlung der Publisuisse hat SF-DRS-Direktor Peter Schellenberg zum neuen VR-Präsidenten gewählt. Er löst den ehemaligen SRG-Finanzchef François Landgraf ab, der altershalber zurücktritt. Ebenfalls zurückgetreten ist Jean-Claude Gisling. Neu wurden Walter Rüegg, Direktor von Radio DRS, sowie Daniel Jorio, bei der SRG Leiter Finanzen & Controlling, in den VR gewählt. Weitere fünf Verwaltungsräte, unter ihnen Schellenbergs Direktorenkollegen Gilles Marchand (TSR) und Remigio Ratti (RTSI), wurden bestätigt.
Mit Schellenbergs neuer Doppelfunktion rücken Programm und Kommerz auch bei den SRG-TVs näher zusammen. Zwar sassen er und die anderen TV-Direktoren schon bisher im Publisuisse-VR. Erstmals hat nun aber einer dieser Direktoren den Vorsitz inne, noch dazu jener, der den SRG-Programmen mit den höchsten Reichweiten und Umsätzen vorsteht (siehe Tabelle).
Mit Schellenberg, der auch Mitglied der SRG-Geschäftsleitung ist, erhält die Publisuisse erstmals eine direkte Stimme im obersten SRG-Gremium. Landgraf hatte dort keinen Einsitz. Publisuisse-Direktorin Ingrid Deltenre erhofft sich von Schellenberg, dass er Publisuisse-Anliegen bei der GL einbringt. «Herr Schellenberg hat dafür nun ein Mandat, er wird von uns auch gefordert werden», sagt sie.
Spurt Rüeggs VR-Sitz auf das neue RTVG vor?
Wie aber vereinigt der Mann Geld und Programm, der bisher so tat, als interessiere ihn der kommerzielle Teil der SRG-TVs nicht? Gegenüber der WerbeWoche hielt Schellenberg via E-Mail fest, dass es «für mich keine Schere zwischen Kommerz und Programm gibt». Gleichzeitig betont er, dass Werbung bei der SRG «nie direkten Einfluss auf das Programm» habe – höchstens insofern: «Wenn wir erfolgreiche Programme machen, verkauft die Publisuisse erfolgreich Werbeplätze. Mit einem erfolgreichen Programm generieren wir Werbeeinnahmen und können damit noch bessere Sendungen produzieren.»
Interessanterweise wurde auch Rüegg als Vertreter der werbefreien DRS-Radios in den Publisuisse-VR gewählt. Soll das neue Radio- und TV-Gesetz schon mal vorgespurt werden? Rüegg selbst ist für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Deltenre stutzt. «Wir haben gar nicht besprochen, wie wir diese Wahl kommentieren», erklärt sie. SRG-Sprecherin Josefa Haas beruft sich auf einen neuen SRG-Grundsatz, wonach GL-Mitglieder stärker in den VR der SRG-Töchter präsent sein sollen. Rüegg ist GL-Mitglied. Doch wofür sitzen jetzt mit ihm, Schellenberg, Ratti und Marchand gleich vier GL-Mitglieder im Publisuisse-VR?

Weitere Artikel zum Thema