Die Armut ins Sandwich genommen

Das SAH sammelt mit JvM/Limmat Brosamen für die Armen der Schweiz

Das SAH sammelt mit JvM/Limmat Brosamen für die Armen der SchweizMitte April lief die diesjährige Spendenaufrufkampagne des Schweizerischen Arbeiterhilfswerkes (SAH) an. Sie besteht aus einem von Jung von Matt/Limmat konzipierten Sujet, dessen Visual einen zwischen zwei Brotscheiben eingeklemmten Einzahlungsschein zeigt. Mit diesem auffälligen Motiv ruft das SAH die Bevölkerung auf, die Armut im eigenen Land beheben zu helfen. Um die Dringlichkeit der Mission zu unterstreichen, konfrontiert die Headline «Jeder elfte Schweizer ist arm» den Betrachter mit einem unerwarteten Faktum.
Betroffen ist, wer am Rand der Gesellschaft steht
Als das Hilfswerk die Armut in der Schweiz zum Kampagnenthema erhob, lagen noch keine durch Studien belegte Erkenntnisse des dramatischen Ausmasses vor. Erst als die Agentur gebrieft wurde, stiess man auf Zahlen, die bestätigten, was man in den Projekten festgestellt hatte: dass es nämlich in der reichen Schweiz mehr arme Leute gibt als beispielsweise in Deutschland. Schätzungsweise sollen 9,3 Prozent in Armut leben und rund weitere 30 Prozent davon bedroht sein.
«Die Zweidrittelgesellschaft, die ein Drittel Arme als gegebene Tatsache hinnimmt, ist in der Schweiz praktisch zur Realität geworden», verlautbart das SAH, das in der Schweiz hauptsächlich im Bereich der Erwerbslosigkeit aktiv ist und seit dem Wirtschaftsaufschwung eine drastische Veränderung dieses «Marktes» feststellt. «Während in den Neunzigerjahren ein Querschnitt der gesamten Bevölkerung von der Erwerbslosigkeit betroffen war, sind es heute wieder die Leute, die am unteren Rand der Gesellschaft stehen», sagt Marianne Roth, Leiterin Kommunikation beim SAH.
Betroffen sind vor allem erwerbslose Frauen und Männer, Rentnerinnen und Rentner, mehr allein erziehende Mütter als allein erziehende Väter, bei den Geschiedenen hauptsächlich Frauen, ferner unterhaltspflichtige Männer sowie rund 530000 so genannte Workingpoor, erwerbstätige Personen, deren Verdienst unter dem Existenzminimum von 2100 Franken im Monat liegt.
«Es gibt immer Veränderungen in der Gesellschaft, immer bewegt sich etwas. Wir müssen uns nach Angebot und Nachfrage richten», sagt Marianne Roth über die Arbeit der international tätigen Hilfsorganisation, die im Inland derzeit in der Migration expandiert und etwa die Entwicklungszusammenarbeit als ein Aktionsfeld betrachtet, auf dem das Engagement jederzeit beliebig ausgebaut werden kann. Ernst Weber

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