Sprachgewirr der Medien

Babylon lanciert ein intermediales Dialogprojekt

Babylon lanciert ein intermediales DialogprojektVon Ernst WeberEs ist nicht ganz aus der Luft gegriffen, die gegenwärtige Mediensituation als moderne Version des Turmbaus zu Babel zu charakterisieren: Verwirrung herrscht, weil alle von der Entwicklung betroffen sind, aber niemand genau sagen kann, wohin sie führen wird. Nun stellt ein Crossmediaprojekt mit dem sinnigen Namen Babylon 1.7 Transparenz in Aussicht.
Babylon 1.7 ist ein Crossmedia-projekt zur Förderung des offenen Dialoges über die gegenwärtige Mediensituation. Die von einer Arbeitsgruppe Babylon eingerichtete Kommunikationsplattform besteht aus einem Printobjekt mit dem Titel «Liebeserklärung an die Medien» und einem interdisziplinären, interaktiven Webobjekt www.babylon 17.ch.
Während im Printobjekt, das vorerst dreimal pro Jahr erscheinen wird, Gastautorinnen und Gastautoren Inputs für die Auseinandersetzung liefern, stellt die Website ein Forum dar, in dem im gegenwärtigen End-of-Print-Diskurs eine konstruktive, Transparenz schaffende Diskussion über die moderne babylonische Verwirrung anheben soll.
Initiiert wurde das Projekt vom Designer Robert Krügel und vom freischaffenden Werbetexter Roland Müller. Zur Realisierung der Idee hätten sich die beiden im Beisein vor Christoph Müller, Mitinhaber der Druckvorstufenfirma Typolitho, in einer emotionalen Stunde entschlossen, sagt Marianne Egli, Inhaberin der PR-Agentur Union 3 und Mitglied der siebenköpfigen Arbeitsgruppe Babylon, die das Projekt als Trägerschaft «mit Know-how, Fronarbeit und Geld unterstützt».
Den kommunikativen über den kommerziellen Aspekt gestellt
Das Engagement dieser Arbeitsgruppe, die sich ausschliesslich aus Leuten zusammensetzt, die mit der kommerziellen Kommunikation verbandelt sind, erstaunt umso mehr, als es sich bei Babylon 1.7 um ein Experiment handelt: Keiner der Beteiligten weiss genau, was einmal daraus werden wird.
Die Arbeitsgemeinschaft Babylon versteht sich als offener Kreis, der im Wissen wachsen möchte, dass die Entwicklung der Medien ein offener Prozess ist. Die Vision ist nicht, die Verwirrung um alte und neue Medien zu entflechten, sondern als «eine unter vielen Stimmen aus den verschiedensten Blickwinkeln beleuchten zu können, wie sich die verschiedenen Medienwelten gegenseitig befruchten, konkurrenzieren und Neues generieren», heisst es in einer Erklärung. «Die Freude an den Medien, wenn man sieht, dass sich da eine ganze Welt auftut, gibt den Ausschlag, sich zu engagieren», sagt Marianne Egli.
Ein zum besseren Verständnis herausgegebenes Probeheft in der Form einer Tragtasche, das das Projekt physisch vorstellt, stiess an der diesjährigen Leipziger Buchmesse auf reges Interesse. Namhafte Schriftsteller und Medienkoryphäen wie etwa Negro Ponte vom Massachusetts Institute of Technology sagten bereits zu, die angestrebte Diskussion durch eigene Beiträge zu unterstützen.
Babylon 1.7 soll aber weder
a priori ein intellektueller Erguss werden noch sonst in eine abgehobene Geschichte ausarten: «In diesem Gefäss soll wirklich alles Platz haben, was zu einer umfassenden medialen Diskussion gehört», meint Marianne Egli.

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