«Wir hüten uns vor einem ähnlichen Minenfeld»

SRG-Generaldirektor Armin Walpen behält die Radiowerbung als Pfand gegen Gebührensplitting

SRG-Generaldirektor Armin Walpen behält die Radiowerbung als Pfand gegen GebührensplittingRadiowerbung ist für die SRG ein heisses Eisen. Zwar würde sie gerne, doch der Weg dorthin führt über ein politisches Minenfeld. SRG-Generaldirektor Armin Walpen verzichtet deshalb auf eine offensive Werbeforderung in seinen Radios. Aber nur dann, wenn es keine überrissenen Ansprüche ans Gebührensplitting gibt.Armin Walpen, eben hat SWA-Direktor Fredi Schwab gezeigt, dass auch die privaten Radiostationen gewinnen würden, wenn die SRG-Radios Werbung einführten. Von Seiten der SRG hat man bis jetzt hingegen kaum Begehrlichkeiten in diese Richtung vernommen. Wollen Sie wirklich keine Radiowerbung?
Armin Walpen: Ich habe nicht prinzipiell etwas gegen Radiowerbung. Aber die SRG kann und will sie nicht offensiv fordern. Wir sind bereit, darauf zu verzichten, unter der Voraussetzung, dass uns nicht zu viele Gebührengelder weggenommen werden. Falls aber das Gebührensplitting zu Gunsten privater Veranstalter signifikant ausgebaut würde, müssten wir uns natürlich nach Kompensationsmöglichkeiten umschauen. Eine davon wäre die Radiowerbung.
Wenn also keine massgeblichen zusätzlichen Splittingansprüche kommen, dann ist die Radiowerbung für die SRG beerdigt?
Walpen: Nein, das ist sie nicht, aber wir werden nicht von uns aus in die Offensive gehen. Sollte der Gesetzgeber hingegen auf Grund anderer Überlegungen zur Einsicht kommen, die SRG solle Radiowerbung machen, würden wir nicht Nein sagen.
Können Sie Ihre defensive Haltung erklären?
Walpen: Ich erinnere an die Einführung der TV-Werbung in der Schweiz und daran, was das alles auslöste. Damals fürchteten vor allem die Verleger, sie könnten Schaden nehmen. Nicht zuletzt ihretwegen ist in der Folge eine ganze Reihe von Werbebeschränkungen entstanden, die heute noch gültig sind. Die SRG und ich als Generaldirektor werden uns davor hüten, im Zusammenhang mit der Radiowerbung ein ähnliches Minenfeld zu betreten.
Aber teilen Sie die Meinung denn nicht, dass von einer um die SRG-Sender erweiterten Radiowerbeplattform auch die privaten Veranstalter profitieren würden?
Walpen: Die Positionen dazu sind kontrovers. Eine Fraktion – es handelt sich dabei vor allem um Leute, die in der Akquisition tätig sind sowie Werbefachleute – ist der Meinung, eine Belebung des Marktes wäre die Folge, von der unter dem Strich alle profitieren würden. Auf der anderen Seite haben wir aber die Lokalradios selber, von denen eine Mehrheit befürchtet, der Anteil nationaler Werbung könnte bei ihnen zurückgehen. Wer Recht hat, kann und will ich nicht beurteilen.
Der SWA ist ein fantastischer Anwalt für die Interessen der SRG, denn seine Forderungen zu Gunsten der SRG gehen sehr viel weiter, als Sie selbst zu fordern wagen.
Walpen: Das ist richtig. Unsere Forderungen gehen tatsächlich weniger weit. Wir stellen uns auf den Standpunkt, dass uns genügt, was wir heute machen können. Wenn der SWA mehr fordert, macht er das sicher nicht wegen der SRG, sondern weil er die Interessen der Werbeauftraggeber vertritt, die gute Werbeplattformen brauchen.
Der SWA geht von Marketingüberlegungen aus, die SRG sehr stark von politischen Erwägungen. Müsste man in der heutigen, hoch kompetitiven Medienwirklichkeit die Marketingüberlegungen nicht stärker gewichten?
Walpen: In der heutigen Medienpolitik spielen sehr viele Faktoren eine Rolle. Faktoren, die weder mit wirtschaftlichen Überlegungen noch mit den Bedürfnissen des Publikums etwas zu tun haben. Medienpolitik findet häufig ohne das Publikum statt, seiner Meinung kommt nicht immer das Gewicht zu, das man eigentlich erwarten dürfte. Aber wir brauchen den Erfolg beim Publikum auch in Zukunft, sonst verlieren die Gebühren ihre Legitimation. Das Verrückte ist jedoch, dass es für uns zum Problem wird, weil wir so erfolgreich sind. Man folgert daraus, wir seien zu mächtig, und schliesst sogleich, die SRG müsse eingeschränkt werden, mit dem Ziel, unseren Erfolg und unsere Marktposition zu schwächen. Das ist paradox.
Interview: Daniel Schifferle

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