Jetzt redet Tachles

Das neue jüdische Wochenmagazin erscheint am 6. April

Das neue jüdische Wochenmagazin erscheint am 6. AprilVon Markus KnöpfliSowohl das Israelitische Wochenblatt als auch die Jüdische Rundschau fuhren in den letzten zwei Jahren Verluste ein. Darum werden nun beide Titel zum neuen Magazin Tachles fusioniert (WW 5/01). Herausgeberin ist die neu gegründete Jüdische Medien AG, die je zur Hälfte der Basler Mediengruppe (BMG) und dem Serenada-Verlag gehört.
Der zur BMG gehörende Verlag Manfred Marx AG sowie die Jüdische Rundschau Medien AG werden derzeit zur Jüdischen Medien AG (JM) fusioniert und lancieren per 6. April das neue Wochenmagazin Tachles (hebräisch: Ziel, Zweck). Im Gegenzug werden das Israelitische Wochenblatt (IWB) und die Jüdische Rundschau (JR) eingestellt. Die IW-Schwesterpublikation Revue Juive geht ebenfalls an die JM über und wird weitergeführt.
Die Fusion hat wirtschaftliche Gründe: Beide Verlage schrieben in den letzten zwei Jahren rote Zahlen. «Eine Folge der Holocaust-Debatte», sagt Yves Kugelmann, JR-Chefredaktor und designierter Chefredaktor von Tachles. Allein die JR habe einen Inserateeinbruch von 30 Prozent hinnehmen müssen. Die Mehrzahl der Buchungen hätten immer schon von nichtjüdischen Inserenten gestammt, die bei den beiden Eigenregietiteln abgesprungen seien, als die Schweiz unter internationalem Druck stand. Als antisemitisches Verhalten möchte Kugelmann dies aber nicht werten. «Diese Reaktion war menschlich verständlich, wenn auch vielleicht nicht richtig», sagt Kugelmann. Immerhin habe sich die JR damals sehr kritisch zum jüdischen Weltkongress geäussert.
Die Fusion mache aber auch aus anderen Gründen Sinn, meint Kugelmann. Zum einen habe sich gerade während der Holocaustdebatte gezeigt, dass es für die Schweizer Juden «wichtig ist, mit einer unabhängigen Stimme aufzutreten». Zudem seien knapp 50 Prozent der IW- und JR-Abonnenten Doppelleser. Eine Fusion der beiden Titel sei deshalb auch schon früher immer wieder ein Thema gewesen.
Die Jüdische Medien AG setzt auf die Braginsky-Connection
Dennoch: Mit der Fusion allein dürfte Tachles nicht aus dem Schneider sein. Doch Kugelmann ist zuversichtlich: Das Magazin habe unter Verlagsleiter Bruno Guggenheim ein starkes Verkaufsteam, zudem habe die JM neu zwei Verlage im Rücken: die BMG und den Serenada-Verlag. Letzterer gibt einen Guide jüdischer Organisationen heraus und hat erst kürzlich die JR von deren Besitzerfamilie Ungar übernommen und dann die Fusionsgespräche geführt – übrigens auf Initiative der BMG. VR-Präsidentin von Serenada ist Susanne Braginsky, die Ehefrau von René Braginsky, der mit seiner InCentive Capital AG den Sulzer-Konzern übernehmen und umbauen will.
Braginskys sitzen denn auch im VR der neuen Jüdischen Medien AG – er als VR-Präsident – und halten zwei Drittel der Stimmrechte. Ebenfalls im VR vertreten sind BMG-VR-Präsident Matthias Hagemann, Peter Urs Naef, Geschäftsleitungsvorsitzender der Jean Frey AG, Esther Girsberger, Ex-Chefredaktorin des Tages-Anzeigers, sowie der bisherige IW-Geschäftsleiter Joseph Wormser und der Anwalt Björn Bajan.
Tachles wird im Tabloidformat jeden Freitag in einer Auflage von 5000 Exemplaren erscheinen. Inhaltlich soll das mindestens 64 Seiten umfassende Magazin Hintergrundberichte sowie eigene Beiträge zu den Ressorts Schweiz, Israel, International, Kultur und Leben enthalten. Das Ressort Inside bietet zudem Service und Informationen für jüdische Organisationen und Gemeinden der Schweiz. Eine Kioskverbreitung ist in Prüfung. Das Abo kostet 164 Franken, eine ganzseitige, vierfarbige Anzeige 5010 Franken.

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