«Das Sauber-Team hat einen hohen Identifikationsgrad»

Peter Kern, Head Corporate Communications CS Private Banking, über die Formel 1

Peter Kern, Head Corporate Communications CS Private Banking, über die Formel 1Die Zürich war schon im Qualifying ausgefallen. Dann nahm die UBS die Poleposition ein. Doch das Rennen machte völlig überraschend aus der Box heraus die Credit Suisse. 45 Tage vor dem WM-Start in Australien gibt die Bank bekannt, dass sie das Formel-1-Team von Peter Sauber bis zur Saison 2003 mit jährlich mindestens 25 Millionen Franken unterstützen will. 20 Millionen, oder wie das Schweizer Fernsehen meint, gar 30 Millionen Franken jährlich bis zur Saison 2003: War das für alle Beteiligten ein überraschendes Weihnachtsgeschenk oder einfach sauber geplant?
Peter Kern: Wir haben im vergangenen Jahr verschiedene Sponsoringmöglichkeiten geprüft und sind zum Schluss gekommen, dass die Formel 1 für uns am attraktivsten ist. Die Kontaktaufnahme mit Peter Sauber vor Weihnachten und die anschliessenden Verhandlungen bis hin zum Abschluss gingen in der Tat sehr schnell über die Bühne. Eine innovative und schnelle Bank passt doch hervorragend zur Formel 1?
Bei einer so grossen Summe ist anzunehmen, dass für dieses Formel-1-Engagement ein neues Sponsoringbudget eröffnet werden musste. Stimmt die Rechnung?
Kern: Wir betrachten dieses Engagement als eine Investition in die Marke Credit Suisse. Die Bank will international weiter wachsen und braucht dazu einen starken Brand, der weltweit bekannt ist. Um dieses Ziel zu erreichen, bietet die Formel 1 optimale Möglichkeiten.
Wird es trotzdem Abstriche geben in anderen Bereichen des CS-Sponsorings, um diese grosse Summe kompensieren zu können?
Kern: Die bestehenden Sponsoringengagements sind nicht betroffen, im Gegenteil: Die Formel 1 ist eine ideale Ergänzung dazu.
Nach welchem Schlüssel sind eigentlich die wichtigsten Sponsoringengagements der CS in Prozenten verteilt?
Kern: Es gibt keinen fixen Schlüssel, der bei Entscheiden über Sponsoringengagements zur Anwendung kommt. Entscheidend sind die Marketingzielsetzungen in Übereinstimmung mit der Geschäftsstrategie der Credit Suisse. Die Engagements der Credit Suisse werden laufend überprüft und entsprechend den neuen Bedürfnissen angepasst. Daher kann sich der Schwerpunkt immer wieder verschieben.
Die Formel 1 bietet nun der CS ein äusserst attraktives Umfeld. 300 Millionen TV-Zuschauer pro Rennen weltweit. Was erwartet man sich hier imagemässig?
Kern: Der Rennstall Sauber-Petronas ist ein international erfolgreicher Schweizer Betrieb, geprägt von Pioniergeist, Teamwork und Effizienz. Die Credit Suisse unterstützt mit diesem Engagement ein Team mit hohem Identifikationsgrad für das Schweizer und das internationale Zielpublikum. Davon möchten wir natürlich profitieren. Umgekehrt ist es sicher auch für Peter Sauber ein Gewinn, die Credit Suisse als neuen Sponsor zu haben.
Stimmt für die CS das Umfeld der Formel 1, das ja bekanntlich bei ein paar Verantwortlichen der UBS etwas mehr Probleme verursacht hat, weshalb diese Konkurrenzbank denn bei Sauber auch zu spät gekommen ist?
Kern: Die Formel 1 wird heute mit Innovation, Hightech und Professionalität in Verbindung gebracht. Dies sind Werte, mit denen sich die Credit Suisse ebenfalls stark identifiziert. Die Möglichkeiten, welche die Formel 1 einem global tätigen Unternehmen bietet, sind einmalig. Als Schweizer Grossbank war für uns zudem wichtig, dass wir mit diesem Engagement ein Schweizer Team unterstützen und damit zur Erhaltung von über 300 Arbeitsplätzen beitragen können.
Red Bull ist nicht nur Sponsor bei Sauber-Petronas, sondern auch ein massgeblicher Teilhaber. Vorderhand wenigstens noch. Formel-1-Teams sind ja bekanntlich sehr wertvoll, da nur 11 Teams bei den Rennen zugelassen werden, viel mehr Autofirmen aber gerne mitfahren möchten. Wieso hat die CS hier keine Beteiligung gesucht? Bankleute können gut rechnen?
Kern: Die Partnerschaft mit Peter Sauber ist ganz klar ein Sponsoringengagement der Credit Suisse. Wir verfolgen klare Marketingzielsetzungen und sind nicht an einer Beteiligung interessiert.
Für die Vermarktung dieses Engagements kann man sich als Formel-1-Fan viele Möglichkeiten vorstellen. Gibt es bereits erste Ideen? Wie werden die Kunden Ihrer Bank teilhaben können?
Kern: Ziel ist es natürlich, die Partnerschaft mit Peter Saubers Team für beide Seiten optimal auszuschöpfen. Erste Ideen sind in Diskussion. Ein wichtiger Aspekt ist sicherlich die Möglichkeit, unseren Kunden exlusive Anlässe bieten zu können.
Ein 20-Millionen-Budget funktioniert nicht wie eine einmalige Einlage. Wird die werbewirksame Pflege dieses Engagements inhouse oder von einer spezialisierten Agentur betreut werden?
Kern: Wir werden dies inhouse abwickeln. Credit Suisse Financial Services und Credit Suisse Private Banking haben beide Erfahrung mit solchen Engagements.
Wird die CS ein Mitspracherecht bei der Wahl von weiteren Sponsoren bei Sauber haben?
Kern: Wir haben vollstes Vertrauen in Peter Saubers Fähigkeiten und werden uns nicht in seine Arbeit als Teamchef einmischen.
Was erhofft sich die CS von der kommenden Saison bei Sauber?
Kern: Wir hoffen natürlich auf eine gute Saison. Mit den beiden neuen, jungen und sehr motivierten Fahrern Nick Heidfeld und Kimi Räikkönen hat Sauber die Vorraussetzungen dafür geschaffen. Resultate sind aber bei einem Sponsoringengagement nicht das einzige Kriterium. Entscheidend ist, unseren Brand weltweit zu positionieren.
Wer in den CS-Chefetagen ist schon ein Formel-1-Spezialist, und wer könnte es bald werden?
Kern: Es hat den Entscheid sicher erleichtert, dass verschiedene Geschäftsleitungsmitglieder eine Affinität zur Formel 1 haben. Entscheidend war aber das gegenseitige Vertrauen, das zwischen Peter Sauber, Oswald Grübel, Thomas Wellauer und Peter Derendinger von Beginn an vorhanden war.
Bekommt CS dank dieses Engagements bei Red Bull Sauber in den nächsten Monaten Flügel?
Kern: Der Erfolg der CS hängt sicher nicht von einem Sponsoringengagement ab. Die Partnerschaft mit dem Sauber-Team ist eines von vielen Elementen unserer Kommunikationsstrategie.
Interview: Andreas Panzeri
CS und Sportsponsoring

International Formel 1, Ski-Weltcup (zusammen mit Winterthur): total rund 30 Millionen Franken.
NationalFussball (Nationalmannschaft, Verband), Golf (Verband und ausgewählte Events), Reiten (Verband, Events), Triathlon, Engadin Skimarathon, Orientierungslauf: total rund 15 Millionen Franken.

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