Aus Osten wieder Neues

Lebrument und Heuberger spannen im Kampf um das Mediengebiet CH-Ost zusammen

Lebrument und Heuberger spannen im Kampf um das Mediengebiet CH-Ost zusammenVon Markus KnöpfliGleich zwei Attacken fahren Lebrument und Heuberger gegen das St.Galler Tagblatt: Im TV-Bereich festigen sie ihre Kooperation mit der Gründung einer gemeinsamen Firma, und im Radiobereich erweitern sie den Leader-Pool mit Radio L. In St.Gallen reagiert man gelassen.
Die Ostschweizer Medienlandschaft kommt nicht zur Ruhe. Zum Zeitungsstreit im Thurgau (WW 01/01) gesellen sich nun zwei weitere Projekte mit Zündstoff im TV- und Radio-Bereich. Akteure sind in beiden Fällen Südostschweiz-Chef Hanspeter Lebrument und Günter Heuberger, Chef der Top-Gruppe. Im TV-Bereich gründen Tele Top und Tele Südostschweiz (TSO) mit je hälftiger Beteiligung unter dem Namen Tele Leader AG eine Firma, in der sie ab April 2001 Produktion und Verkauf zusammenlegen. Die beiden Sendermarken und Programme bleiben jedoch eigenständig bestehen.
Beim Radioprojekt geht es um die Erweiterung des Leader-Pools zwischen den Radios Zürisee, Top und Grischa. Der Pool wurde per 1. Januar um eine Plus-Variante mit Radio Liechtenstein ergänzt. Der TKP beträgt 7.50 Franken.
Beide Projekte können als Attacken gegen die St.Galler Tagblattgruppe (SGT) verstanden werden. Einerseits, weil der Radio Leader-Pool mit Radio L nun just jenes Gebiet überlagert, das Radio Aktuell dank der mit Ri geplanten Programmzusammenlegung ab April 2001 hinzugewinnen wird (WW 45/00). Viel stärker aber fällt ins Gewicht, dass nun die SGT-Gruppe weiter isoliert wird.
Lebrument, von dem die Ideen für die Kooperationen stammen, spricht allerdings von ganz anderen Absichten. Mit seinen Allianzen verfolge er immer ein Prinzip: die Vergrösserung des Werbemarktes seiner Medien. «Bevor ich zu Heuberger ging, sprach ich mit St.Gallen», sagt Lebrument. Aber beim SGT habe man weder im Radio- noch im TV-Bereich klar gesagt, was man wolle. Darum habe er bei Top angeklopft. Doch sei seine Tür gegenüber dem SGT nicht verschlossen.
TV-Bereich von Zeitungsstreit nicht tangiert
Anton Schaller, interimistischer Leiter von Tele Ostschweiz (TO), bestätigt die Gespräche mit Lebrument. Dass man in St.Gallen aber keine Zusammenarbeit gewollt habe, weist er zurück. «Wir wollten uns lediglich nicht gleich mit einer Firmengründung festlegen», sagt Schaller. Er sei aber weiterhin offen für Kooperationen.
Und was meint Schaller zur SGT-Isolation, insbesondere zu derjenigen im TV-Bereich? «Das sehe ich auf keinen Fall so», sagt er und verweist auf die Mitgliedschaft beim neuen TeleNewsCombi, das im April startet. Zudem setze man auf ein qualitativ hoch stehendes Produkt und vor allem auf die beantragte Konzessionserweiterung für TO (WW 28/00). Letztere erwartet Schaller bis Ende Januar.
Weiter erwähnt er eine kürzlich von Tele Ostschweiz gesendete Diskussion zwischen Urs Lüdi, VR-Präsident der Thurgauer Medien AG, und Hans-Peter Klauser, VR-Präsident der St.Galler Tagblatt AG. Laut Schaller hat es von beiden Seiten Signale gegeben, wonach der TV-Bereich wegen des Zeitungsstreites nicht tangiert sei und man dort weiter kooperieren könne.
«Das wäre allerdings eine falsche Interpretation», entgegnet Lüdi auf Anfrage. «Aus der gegebenen Situation fehlt mir die Motivation, Signale für Kooperationen in anderen Geschäftsbereichen nach St.Gallen auszusenden.»
Eines steht somit fest: Für weitere Bewegung in der Ostschweizer Medienlandschaft ist gesorgt.
Tele Leader setzt Mittel für Studios frei

Tele Leader, die neue Firma von TSO und Tele Top, erhält ihren Sitz in Frauenfeld. Von dort aus werden die Bereiche Moderation, nationaler Verkauf, Promotion und Technik zentral geführt. Durch diese Konzentration wird Geld frei, um das Top-Studio in Frauenfeld auszubauen und in Chur ein TSO-Studio für Regionales zu bauen. Im gleichen Zug löst Tele Südostschweiz seinen Vertrag mit der Produktionsfirma S-Recording (Sennwald) auf.
Der Verwaltungsrat von Tele Leader setzt sich aus drei Top- und zwei Südostschweiz-Vertretern zusammen: Lebrument wird Verwaltungsratspräsident, Günter Heuberger wird Verwaltungsratsdelegierter und Geschäftsführer, Topverkaufsleiter Peter Bronhofer übernimmt die Leitung Verkauf und Marketing und Silvio Lebrument die Geschäftsführung von Tele Südostschweiz. Der fünfte Posten ist noch nicht besetzt.
Ostpool wird zu Aktuell plus

Mit der Programmzusammenlegung der Radios Aktuell und Ri wurde der Ostpool nicht einfach hinfällig (wie in der WW 45/00 fälschlicherweise beschrieben), sondern per 1. Januar zu Aktuell plus. Mit einer Tagesreichweite von insgesamt 65000 Hörern kostet der Pool 19.50 Franken pro Sekunde (6 bis 9 Uhr). Aktuell allein kostet 16.50 Franken.

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