«Ich hoffe auf mehr Mitglieder in der welschen Schweiz und im Tessin»

Odile Nerfin, script-Präsidentin, über neue Dienstleistungen des Texterverbandes

Odile Nerfin, script-Präsidentin, über neue Dienstleistungen des TexterverbandesIm kommenden Jahr wird der 1982 gegründete Schweizerische Texterverband neu unter dem Namen script auftreten. Mit einem moderneren Image will Präsidentin Odile Nerfin vermehrt auch jüngere Texterinnen und Texter ansprechen. Ihnen bietet eine ebenfalls frisch gestaltete Website unter www.scriptweb.ch verschiedene Dienstleistungen bis zur Arbeitsvermittlung für freie Texter und Übersetzerinnen an.Warum will der Texterverband neu unter dem Namen script auftreten?
Odile Nerfin: Das Berufsbild des Texters hat sich in den letzten zehn Jahren stark verändert. Unser Auftritt entsprach also nicht mehr dem, was heutige Texter brauchen. Zudem wollen wir neben der Werbung in Zukunft auch die Bereiche PR und Unternehmenspublizistik ansprechen. Und zwar nicht mehr nur in oder um Zürich, sondern in der ganzen Schweiz, inklusive Welschland und Tessin.
Wie viele Mitglieder sind zurzeit im Verband organisiert?
Nerfin: Wir haben jetzt rund hundert Mitglieder und hoffen natürlich, dass diese Zahl dank unseren neuen Aktivitäten deutlich ansteigen wird. Bereits im Herbst haben wir im Welschland und im Tessin eine grosse Werbeaktion organisiert. Sie sollte ab Januar erste Resultate zeigen.
Wieso soll eine Texterin oder ein Texter Mitglied in diesem Verband werden?
Nerfin: Die meisten der bei uns angemeldeten Texter sind selbstständig. Sie brauchen Unterstützung in Form eines Netzwerks. Eine wertvolle Hilfe kann unsere Suchmaschine sein, die wir ab Januar anbieten wollen. Damit können potenzielle Auftraggeber den für ihre Bedürfnisse jeweils idealen Texter finden, und selbstständige Texter kommen umgekehrt an Aufträge ran. Wir haben auch vor, Unterstützung im Bereich Urheberrecht anzubieten. Zusätzlich fördert der Verband mit einem Webforum den Austausch unter den Mitgliedern. Schliesslich wollen wir über unsere Website auch verschiedenste Veranstaltungen und Weiterbildungsmöglichkeiten kommunizieren.
Alle Kommunikation verläuft nur noch elektronisch?
Nerfin: Ja, diese Neuerung funktioniert ab dem 1. Januar 2001 gleichzeitig mit der Umwandlung zu script. Wir publizierten in den letzten Jahren ein Bulletin, das rund fünfmal im Jahr verschickt wurde. Jetzt wird die ganze Kommunikation virtuell über www.scriptweb.ch oder die E-Mail-Adresse kontakt@ scriptweb.ch abgewickelt. Damit sind wir jederzeit aktuell.
Bis jetzt waren Ihre Mitglieder vor allem selbstständige Texter. Wie weit wollen Sie in Zukunft auch Agenturleute ansprechen?
Nerfin: Diese gehören auch zur Zielgruppe und sind natürlich sehr willkommen. Ich denke aber, dass Texter in einer Agentur bereits an ihrem Arbeitsplatz entsprechend organisiert und eingebettet sind. Solche Texter sind mit anderen Problemen konfrontiert als Texter, die selbstständig arbeiten. Interessant für Agenturtexter dürften hingegen auch unsere Weiterbildungsmöglichkeiten sein.
Was für Weiterbildungsmöglichkeiten werden Sie konkret organisieren?
Nerfin: Da sind verschiedene Veranstaltungen bereits geplant. Wir bieten im Januar einen Workshop zum Thema Urheberrecht an. Ein weiterer Workshop wird sich mit Onlinepublishing befassen.
Bietet script auch Hilfe bei finanziellen Verhandlungen?
Nerfin: Ja, wir haben eine Liste mit Honorarempfehlungen, die laufend aktualisiert wird.
Halten sich Auftraggeber an diese Forderungen?
Nerfin: Die Empfehlungen helfen den Textern sicher, sich besser zu verkaufen. Für mich persönlich jedenfalls funktioniert es.
In welchen Bereichen arbeiten Texter, die bei script organisiert sind?
Nerfin: Unsere Mitglieder sind in den Sparten Öffentlichkeitsarbeit, Werbung und Unternehmenspublizistik von der Kundenzeitung bis zur Gebrauchsanleitung aktiv. In der Werbung geht es darum, sowohl Werbetexte neu zu schreiben als auch Texte für verschiedene Medien zu adaptieren oder – sehr wichtig – nicht rein literarisch, sondern werbetextmässig zu übersetzen.
Sie stammen aus der Westschweiz. Arbeiten Sie vor allem als Übersetzerin?
Nerfin: Ich kreiere französische Werbetexte, adaptiere Marketingtexte und texte zurzeit vor allem Websites. Das ist momentan der Trend. Hier gibt es auch einen grossen Arbeitsbedarf.
Wie steht es mit der Konkurrenz: Gibt es Ihrer Meinung nach zu wenige oder zu viele Texter? Wie sieht der Arbeitsmarkt aus?
Nerfin: Die Arbeitsmöglichkeiten sind seit längerem gut. Die Nachfrage wird sogar immer grösser.
Unter welchen Bedingungen kann ein Texter neu in den Verband aufgenommen werden?
Nerfin: Alle sind willkommen, die sich mit unseren Zielen identifizieren können. Er oder sie kann gegen bescheidene Gebühren auf unserer Website auftreten. Etwas härter sind die Aufnahmebedingungen, wenn man sich ins Berufsregister eintragen lassen will. Der Zusatz Mitglied script BR soll zu einem Gütesiegel werden. Für dieses Qualitätszeichen gibt es eine Prüfung. Kandidatinnen und Kandidaten müssen sechs Arbeitsproben vorlegen sowie eine Berufserfahrung von mindestens zwei Jahren aufweisen.
Was hat Sie motiviert, das Präsidium des Texterverbandes zu übernehmen?
Nerfin: Meine Hoffnung bestand darin, dass der Verband vielleicht davon profitieren kann, dass ich nicht Deutschschweizerin, noch keine fünfzig Jahre alt und kein Mann bin. Mit anderen Worten: Der Verband will sich für neue Mitglieder öffnen.
Sind schon viele Frauen dabei?
Nerfin: Zurzeit sind ungefähr ein Drittel Texterinnen.
Was sind Ihre persönlichen Verbandsziele als Präsidentin?
Nerfin: Ich hoffe auf mehr Mitglieder in der welschen Schweiz und im Tessin. Mit dem Hintergedanken, dass es einem Zürcher nicht mehr so viel Angst macht, ein E-Mail auf Französisch zu verschicken. Auch unsere Homepage wird ab Januar viersprachig sein, inklusive Englisch. Der Aufbau dieser Homepage ist zurzeit die wichtigste Aufgabe im Vorstand. Die Plattform, die zum noch attraktiveren Forum für unsere Jobvermittlung werden soll, zählt bereits heute rund 2500 Hits pro Woche. Hier können sich alle interessierten Texterinnen oder Übersetzer in einem Porträt vorstellen. Diese Möglichkeit zur Präsentation wird von unseren Mitgliedern als sehr effizient eingestuft. Interview: Andreas Panzeri

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