Wie man sich nicht behindern lässt

MLB macht in der neuen Pro-Infirmis-Kampagne aus Behinderten Persönlichkeiten

MLB macht in der neuen Pro-Infirmis-Kampagne aus Behinderten PersönlichkeitenMutiger, als man es von der Pro Infirmis je erwartet hätte, tritt sie ab Mitte Dezember in einer neuen Imagekampagne für die Interessen behinderter Menschen ein. Der Medienrummel um den Mitte Dezember startenden Auftritt der Behindertenorganisation scheint vorprogrammiert. Denn die Direktheit der visuellen Umsetzung kommt einem Kampfruf gleich und dürfte die Geister entzweien wie weiland die nackte Schwangere, die für die Muba warb.In den kräftigen Aufnahmen von Modefotograf Hannes Schmid werfen sich die körperlich und geistig behinderten Models in modischer Ästhetik in Pose und strahlen überraschend viel Selbstbewusstsein aus, wollen anderen Behinderten Mut machen und verpassen ihren Artgenossen und ihrer Dachorganisation ein frecheres Image.
Verantwortlich für den Kurswechsel im kommunikativen Selbstbild der Pro Infirmis ist die Erlenbacher Agentur Metzger Lehner Briccola, die der Organisation mit sechs Printsujets auf rund 3500 Plakatstellen und in der Publikumspresse eine Verjüngungskur verpasst. Nicht mehr das Mitleid erheischende Bild, sondern der Mensch als Ganzes steht im Mittelpunkt der Kampagne.
Die beiden CDs Alfredo Briccola und Marco Lehner liessen Schmid auf die beruflichen und persönlichen Wünsche und Träume der Protagonisten fokussieren statt auf deren Beeinträchtigungen. Selbst vor heissen Eisen wie der Liebe zwischen zwei Down-Syndrom-Menschen fürchtete man sich nicht. Denn, obwohl Eugenik und Sterilisation bei uns offiziell abgeschafft sind, von gesellschaftlicher Akzeptanz lässt sich noch lange nicht sprechen.
Das überzählige Chromosom wie Behinderungen im Generellen werden denn auch im neuen Organisationslogo mit dem i-Punkt am falschen Ort grafisch aufgefangen. Verstärkt wird die selbstbewusste visuelle Inszenierung durch den ebenso stolzen Slogan «Wir lassen uns nicht behindern». «Mitleid stellt sich so erst gar nicht ein, im Gegenteil», ist sich Alfredo Briccola sicher. Luca Aloisi

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