Die Werber von der Amateurliga

Der Mondial de la publicité francophone (MPF) verliert an Prestige, was die Veranstalter offenbar nicht stört

Der Mondial de la publicité francophone (MPF) verliert an Prestige, was die Veranstalter offenbar nicht störtVon Anita Vaucher Spätestens seit der Veranstaltung des letztjährigen Mondial de la publicité francophone (MPF) in Genf ist es auch für die Schweizer Werber offenkundig, dass der MPF an Prestige eingebüsst hat. Die diesjährige Beteiligung der Westschweizer Agenturen hat ein Rekordtief erreicht.
Wer auf die Homepage des Mondial de la publicité francophone (MPF) klicken will, wird mit der Antwort «Unbekannt» abserviert. Kein gutes Zeichen für eine Veranstaltung, die seit einiger Zeit im Kreuzfeuer der Kritik steht und zusehends an Prestige verliert.
Gerade mal zehn Agenturen aus der Westschweiz haben dieses Jahr ihre Arbeiten an den MPF eingesandt. Für die Werber aus der deutschen Schweiz war dieser Anlass noch nie von Interesse. Gemäss Richard Martinez, CD von Oasis Advertising in Genf und diesjähriges Jurymitglied, mag das Desinteresse damit zu tun haben, dass der letztjährige Anlass in Genf sehr unprofessionell organisiert war und viele der Westschweizer nicht mehr zur Teilnahme motivieren konnte.
Die eingereichten Schweizer Arbeiten seien eher mittelmässig gewesen und keinesfalls repräsentativ für das Schweizer Werbeschaffen, stellt er weiter fest. Dennoch hält er an der Einstufung des Anlasses als «Mondial» fest. Für die Schweizer sei dies eine Chance, sich auf internationalem Niveau mit andern Ländern zu messen, die qualitativ hoch stehende Werbung produzierten, wie Frankreich, Belgien oder Kanada, ist Martinez überzeugt.
Art Directors Club ist zu «alémanique»
In der Schweiz gebe es zudem nicht genügend Wettbewerbe und der ADC sei zu «alémanique». Dieser richte sich einseitig nach der Sichtweise der Deutschschweizer aus, argumentiert Martinez und fasst die Stimmung aus Westschweizer Werbekreisen zusammen. Die Deutschschweizer betrachteten zudem die Werbeschaffenden in der Romandie als weniger kreativ. Martinez stören diese Vorurteile beidseits der Saane. Anstatt offen einen konstruktiven Dialog zu suchen, gebe es ständig Scharmützel aus dem Hinterhalt.
Charly Schwarz von Initiative Media Western in Genf und letztjähriges Jurymitglied am MPF, ist neu beauftragt, die Westschweizer Agenturen zu motivieren, ihre Arbeiten am MPF zu präsentieren. Gleichzeitig will er den Mondial de la publicité francophone in der Schweiz besser vermarkten.
«Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube», muss sich zumindest Frank Bodin von McCann-Erickson, Genf, angesichts dieser Ankündigung gesagt haben. Die letztjährige Preisvergabe, die er persönlich mitverfolgen konnte, hat ihn nämlich nachhaltig erschüttert und dazu bewogen, den Verantwortlichen des MPF umgehend einen 5-Punkte-Plan zu unterbreiten, um den Mondial zu retten, wie er sagt.
Mehr als ein Jahr später hat er immer noch keine Stellungnahme erhalten. Den diesjährigen Resultaten nach zu schliessen, wurden seine Vorschläge auch nicht berücksichtigt. Frank Bodin findet es sinnvoll, die frankophone Werbekultur zu pflegen und zu fördern. Er möchte sich dafür auch engagieren, nur müsse dies auf einem anderen Niveau als auf dem bisher gezeigten stattfinden.
Irritiert hat Bodin im vergangenen Jahr vor allem die Bezeichnung «Prix des Nations Suisse», der in diesem Fall besser «Prix des Nations Suisse Romande» geheissen hätte, ereifert er sich. Und man solle endlich aufhören, Wettbewerbe für die 7. Liga zu organisieren, fährt er fort.
Die fragwürdige Beurteilung der eingereichten Arbeiten führt er auf die Jury zurück. «In diesem Gremium sitzen Leute, die noch nie einen Blumenstrauss für ihre Arbeit erhalten haben», erklärt Bodin der WerbeWoche und will damit sagen, dass sich die Jury-mitglieder des MPF nicht als national oder international anerkannte Koryphäen auf ihrem Gebiet ausweisen können.
Nach Ansicht von Frank Bodin ist der ADC die «Schweizer Meisterschaft», an der sich die Agenturen in der Deutsch- und Westschweiz in erster Linie zu messen haben. Er würde aber daneben durchaus einen Wettbewerb sehen, an dem sich nur die Westschweizer Agenturen messen könnten. Gleichzeitig warnt Bodin aber vor der zunehmenden Inflation von Awards und Wettbewerben, die mit ihren unterschiedlichen Bewertungskriterien schliesslich zu einer Verwirrung und Qualitätsminderung führen müsse. Dies schade letztlich dem Ansehen der ganzen Werbebranche, ist er überzeugt.

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