Onlinemarketing als Unterhaltung

Wer mit Webspielen dauerhaften Traffic generieren will, muss meist tief in die Tasche greifen

Wer mit Webspielen dauerhaften Traffic generieren will, muss meist tief in die Tasche greifenVon Clemens Hörler Webspiele haben sich auch in der Schweiz als ein beliebtes Marketinginstrument entwickelt. Sie sollen Internetnutzern auf spassige Art den Zugang zu einer Marke oder einer Firma öffnen.
Wer heute die Konsumenten zu wiederholten Besuchen auf seiner Website animieren will, muss mehr bieten als eine statische Firmenbroschüre. Denn eine solche ist etwa so sexy wie weisse Tennissocken mit Schweissrändern.
«Neben Informationen sind interaktive Elemente und Unterhaltung von zentraler Bedeutung für eine Website, die zum wiederholten Besuch einladen soll», meint Roland Bernhard, Director of Communications von Coca-Cola Schweiz. Auf www.coca-cola.ch kann man sich derzeit mit zwei Games die Zeit vertreiben.
Klein kann bekanntlich auch fein sein
Doch nicht nur grosse Marken bieten ihren Besuchern Fun in Form von Spielen: So hat etwa Maeder Fleisch, Basel, ein Online-Memory mit Motiven vom Bauernhof aufgeschaltet; demnächst sollen die User ein virtuelles Schaf scheren können. «Online-spiele müssen nicht riesig sein, es genügt, wenn sie dem User einen kurzen Spass für zwischendurch ermöglichen», meint Francis de Andrade, Mitbegründer der Basler Firma Businessgames.
Onlinegames sollen vor allem mehr Traffic auf die Website und die Besucher in Kontakt mit der Marke bringen. Wenn man die Spiele noch mit einem Wettbewerb verbindet, kann man zusätzlich Kundendaten oder E-Mail-Adressen gewinnen. Spiele, bei denen die erreichte Punktzahl gemessen und publiziert wird, motivieren die Spieler zusätzlich, die Site immer wieder zu besuchen. Immer gleich bleibende Games können sonst schnell zu Ermüdungserscheinungen führen.
Online-Tamagochi: virtuelles Sparschweinfüttern
Die ZKB und die Schweizer Milchproduzenten haben einen anderen Weg gewählt, um die Spieler wiederholt auf ihre Websites zu locken: Auf Zoink.ch, das von FutureCom im Auftrag der ZKB realisiert worden ist, kann man seit dem 12. April und noch bis Ende Juni ein virtuelles Schwein züchten. Damit es den Schweinen richtig gut geht und die «Züchter» ein Handy oder ein Sparkonto mit 200 Franken gewinnen können, müssen sie regelmässig mit ihrem Schwein spielen, ins Kino gehen und ihm Kleider kaufen.
Auch die ZKB sammelt
E-Mail-Adressen und Daten über Spieler. Zoink ist gemäss Andreas Hauri, Leiter Kampagnenmanagement der ZKB-Geschäftseinheit Privatkunden, der Start zu einer Onlinejugendplattform im Bankenbereich. Zur Spielhalbzeit hatten sich 8000 vor allem jugendliche Spieler registriert.
Eine vierstellige Zahl von Internauten bereitet auf der Website der Schweizer Milchproduzenten swissmilk.ch ihre Kuh auf eine Reise zum Mars vor. Auch dieses Spiel der Firma Beaulieu Software Sàrl funktioniert nach dem Tamagochi-Prinzip und läuft noch bis 30. Juni. Solch langatmigen Spiele bergen allerdings die Gefahr, dass das Vieh virtuell verendet. Da sind auch wöchentliche Aufforderungen per E-Mail, sich um sein Getier zu kümmern, meist zwecklos. (Wo bleibt der Tierschutz im Internet?)
Der Onlinespielspass ist nicht ganz billig
Einfache Flash- oder Shockwavegames sind bereits für einige tausend Franken zu haben. Für ein komplexes Spiel muss man aber bis zu mehreren hunderttausend Franken hinblättern. Und die Ansprüche der Internetnutzer werden immer höher. «Die User vergleichen Schweizer Sites mit dem internationalen Angebot», betont Bernhard. «Wir haben aber oft nicht die Ressourcen, die zum Beispiel im Riesenmarkt USA zur Verfügung stehen.»
Mindestens so wichtig wie Spezialeffekte sind eine originelle Idee und ein Bezug zum Brand. Bei den meisten Onlinespielen ist die Marke mehr oder weniger dezent im Hintergrund sichtbar. So flitzen die virtuellen Eishockeyspieler auf www.feldschloesschen.ch über ein Spielfeld mit Bandenwerbung des Bierbrauers und das Zoink-Schweinchen geht dank ZKB billiger ins Kino. «Das Produkt darf und sollte im Spiel vorkommen, der Spieler darf aber nicht das Gefühl bekommen, einen Werbespot anzuschauen», betont Antoine Schaub, Mitbegründer von Businessgames.
Die Hersteller

Die meisten grossen Webagenturen sind in der Lage, Online-games herzustellen. Die gestiegene Nachfrage hat allerdings auch Spezialisten auf den Plan gerufen, so zum Beispiel die Zürcher New Media Agentur Cultimedia (www.cultimedia .ch) oder die vor wenigen Wochen gegründete Businessgames in Basel (www.business games.ch).

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