Ein Mahnfinger für die NZZ

Bundesrat Moritz Leuenberger will mehr TV-Konkurrenz in der Ostschweiz

Bundesrat Moritz Leuenberger will mehr TV-Konkurrenz in der OstschweizVon Markus Knöpfli Schluss mit dem publizistischen Einheitsbrei in St. Gallen: Tele Top darf neu das Tagblatt-Monopol in Print, Radio und TV brechen. Tele Ostschweiz und Tele Südostschweiz dürfen sich zwar auch ausdehnen, bleiben aber kleiner als Tele Top.
Die Medienmitteilung des Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek) von vergangener Woche zum Thema Ostschweizer TV-Szene muss in NZZ-Ohren Misstöne angeschlagen haben: Das Departement verspreche sich «mit der Zulassung von Tele Top eine verstärkte Medienvielfalt im Raum St. Gallen, der heute wirtschaftlich von einem Unternehmen dominiert wird». Die Tagblatt-Gruppe, zu der neben dem St. Galler Tagblatt auch Radio Aktuell und Tele Ostschweiz gehören, ist mehrheitlich im Besitz der NZZ.
Fakt ist: Das Uvek bewilligt Tele Top, sein Programm künftig auch in die Bezirke St. Gallen und Rorschach sowie in die Halbkantone Appenzell auszustrahlen, Tele Ostschweiz darf sein Sendegebiet im Raum Wil und im oberen Rheintal bis nach Sargans ausdehnen, Tele Südostschweiz erhält die Erlaubnis, das Programm im unteren Rheintal zu verbreiten.
Die Ausdehnung von Tele Südostschweiz bis St. Gallen hat das Uvek abgelehnt, weil «der Markt St. Gallen für drei Veranstalter zu klein ist». Gemäss Verfügung traut das Uvek Tele Top eher zu, eine Konkurrenzsituation in St. Gallen herbeizuführen.
Kämpferische Töne aus der Eulachstadt
Der Uvek-Entscheid ist auch in einem anderen Zusammenhang brisant: Am 6. März hat das St. Galler Tagblatt in einem gut halbseitigen Artikel verlauten lassen, ein Zusammenschluss von Tele Top und Tele Ostschweiz sei aus wirtschaftlichen Gründen nur «eine Frage des Zeitpunkts».
Zwar haben zwischen Tele Top und Tele Ostschweiz Gespräche stattgefunden, doch dürfte das Interesse von Tele Top abgenommen haben. Jedenfalls sind aus dem Top-Communiqué harte Töne zu hören. «Aufgrund der über 15-jährigen Erfahrung von Radio Top und Tele Top mit Monopolsituationen in anderen Agglomerationen» könne in St. Gallen «mit einer Bereicherung der publizistischen Inhalte gerechnet werden». Wer schon 15 Jahre kämpft, wird sich so schnell der Alten Tante nicht in die Arme werfen.
Jürg Bachmann, Geschäftsführer Tele Ostschweiz, geht davon aus, dass die Gespräche mit Tele Top fortgesetzt werden. Das denkt auch René Wehrlin vom Bundesamt für Kommunikation. Die Medienvielfalt werde mit einer Fusion in der Ostschweiz nicht erreicht, betont er. Aber: «Ich persönlich halte einen Zusammenschluss aus wirtschaftlichen Gründen für wahrscheinlich.»
Die neue TV-situation in der Ostschweiz

Tele Top TeleOstschweiz TeleSüdostschweiz Schaffhauser TV
Technische Reichweite 500000 220000 250000 36000
Telecontrol seit Februar 2000 seit März 2000 in Verhandlung nein
Jahresbudget 2,5 Mio. Fr. 4,5 Mio. Fr. 1,5 Mio. Fr. 1 Mio. Fr.
aktueller Werbetarif Fr. 40.–/Sek.* Fr. 30.–/Sek.** Fr. 25.–/Sek.* Fr. 17.–/Sek.
10 Ausstrahlungen 10 Ausstrahlungen 1 Ausstrahlung (Mo–Fr) 9 Ausstrahlungen
*Tarif bleibt trotz grösserem Sendegebiet **Tarif wird evtl. nach oben angepasst

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