Massenhochzeit im Internet

Von den grossen ISP hat sich erst Datacomm noch auf keinen Medienpartner festgelegt

Von den grossen ISP hat sich erst Datacomm noch auf keinen Medienpartner festgelegtVon Clemens Hörler Bei der Zusammenarbeit zwischen Internetserviceprovidern und Medienunternehmen als Inhaltsanbieter ist es zu einer ersten Konsolidierung gekommen. Sie möchten nun auch «fremde» Internauten auf ihre Portale locken.
Blue Window mit der TA-Media AG, SwissOnline mit Swiss Txt, Sunrise mit News.ch und dem Bund – immer mehr Verhandlungen zwischen grossen Internetserviceprovidern (ISP) und Schweizer Medienunternehmen zeigen Früchte in Form strategischer Partnerschaften, bei denen die Provider und ihre Portale vom Inhalt der Medienhäuser und die Medienhäuser vom Traffic der ISP profitieren.
Von den ganz grossen Providern mit über 100000 Besuchern pro Tag hat nur Datacomm noch keinen Kooperationspartner im Newsbereich bekannt gegeben. Man stecke noch mitten in den Verhandlungen mit Contentlieferanten aus verschiedenen Bereichen, zum Beispiel Allgemeine Nachrichten, Finanzinfos oder Reisen, erklärt Angelika Trovato, Marketingleiterin bei Datacomm. Aus diesem Grund habe man auch die Neulancierung des Portals, die auf den 1. April angekündigt gewesen war, auf den kommenden Monat verschoben.
Als möglicher strategischer Partner käme beispielsweise die Basler Medien Gruppe (BMG) in Betracht. Myriam Mathys, Leiterin Neue Medien bei der BMG (siehe auch WW 13/00), sagte auf Anfrage nur, dass man für alle sinnvollen Möglichkeiten, die das Internet biete, offen sei. Auch die Kooperation mit Providern werde geprüft.
Man werde die geplanten massiven Ausgaben aber in erster Linie in den Ausbau von eigenen Angeboten stecken. Ringier war zwar mit diversen Providern im Gespräch, verfügt aber besonders auf Blick.ch auch ohne fremde Hilfe über massiven Traffic. Mit ZHOL ist der Verlag bereits im lokalen Portalbusiness tätig und versucht sich, wie im Fall von Cash und Borsalino, mit einzelnen Brands an spezifischen Kanälen zu beteiligen (siehe WW 6/00).
Sunrise hat für sein Portal Go.Sunrise zwar bereits den Bund, News.ch (Internet Medien AG) und Borsalino als Newspartner gewonnen. Die Plattform sei aber offen für weitere, auch lokale Inhaltsanbieter, betonte Sprecher Stephan Howeg. Go.Sunrise solle ein nationales Portal werden, auf dem auch die Regionen gut bedient würden. Anders als Datacomm und SwissOnline baut Sunrise sein Portal schrittweise aus. Der auf Anfang April angekündigte Relaunch habe sich verzögert, weil noch nicht alle Verhandlungen über strategische Allianzen abgeschlossen seien, erklärt Howeg.
Prestigeobjekt Real Video macht erst mal bei SRI mit
Die ISP können es sich nicht mehr leisten, nur noch technologische Lösungen anzubieten. Sie müssen den Kunden auch attraktive Inhalte anbieten und schielen dabei über den eigenen Kundenkreis hinaus. «Mittelfristig kann ein ISP nicht überleben, wenn er sich nur auf die registrierten Kunden ausrichtet», meint etwa Eric W. Zeller, Leiter Corporate Communications bei der SwissOnline AG. Man müsse die Website auch für Nichtkunden interessant machen. Schliesslich bedeuten mehr Besucher mehr Einnahmen durch E-Commerce-Beteiligungen und Bannerwerbung.
Vorerst werden die Portale vor allem mit Texten und Fotos abgefüllt. Es ist allerdings nur eine Frage der Zeit und der Bandbreite, bis auch Radio- und Fernsehstationen als Inhaltslieferanten für die grossen Portale auftreten. SF DRS wäre als Prestigepartner offenbar besonders gefragt. Laut Markus J. Ragginger, Leiter Marketing und Kommunikation bei SF DRS online, habe SF DRS online Gespräche mit fast allen grossen ISP geführt. Vorerst liefere das Fernsehen unternehmensfremden Plattformen aber höchstens Infos, die mit dem Programm in Verbindung stünden. Real-Video-Nachrichten erhält erst Swissinfo.org, die Plattform des SRG-SSR-Unternehmens Schweizer Radio International.

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