85 Prozent der Unternehmen wollen Homeoffice langfristig anbieten

Auf dem Höhepunkt der Corona-Pandemie überschlugen sich die Hiobsbotschaften zum Schweizer Arbeitsmarkt. Das berufliche Online-Netzwerk Xing hat sich bei Schweizer HR-Managern und Personalfachleuten nach den konkreten Auswirkungen auf die Personalarbeit in ihrem Unternehmen erkundigt. Die Erhebung zeigt: Im Vergleich mit Nachbarländern waren Schweizer Unternehmen gut auf die Arbeit im Homeoffice vorbereitet.

Homeoffice

Die unmittelbaren Auswirkungen auf die Personalsituation fielen geringer aus als in Deutschland und Österreich und nur ein geringer Prozentsatz der Schweizer Unternehmen rechnet mit einem nachhaltig tieferen Personalbedarf. Homeoffice dürfte bei einem grossen Teil der Unternehmen auch nach der Pandemie als Möglichkeit beibehalten werden.

Für die Untersuchung hat Xing zwischen Mitte Mai und Mitte Juni rund 1’150 HR-Manager und Personalfachleute aus der Schweiz, Deutschland und Österreich zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Personalarbeit in ihrem Unternehmen befragt. Die wichtigsten Ergebnisse:

 

Schweizer Unternehmen gut für Homeoffice gewappnet

Die Schweiz ging verglichen mit Deutschland und Österreich gut vorbereitet in den Lockdown. Ein Drittel (32 Prozent) der hiesigen Unternehmen geben an, dass bei ihnen Homeoffice bereits vor der Krise jederzeit möglich war. In Deutschland war dies lediglich bei 25 Prozent, in Österreich bei 20 Prozent der Unternehmen der Fall. Die grosse Mehrheit (85 Prozent) der befragten Schweizer Unternehmen gibt zudem an, dass Homeoffice und Remote Working auch nach der Corona-Krise möglich sein werden. In Deutschland sagen das lediglich 73 Prozent und in Österreich 79 Prozent der Betriebe.

 

Auswirkungen auf Personalplanung geringer als in Deutschland und Österreich

Die Corona-Krise hat vieles auf den Kopf gestellt. Trotzdem geben fast die Hälfte (47 Prozent) der befragten Unternehmen in der Schweiz an, dass die Pandemie aktuell und kurzfristig keinen Einfluss auf ihre Personalplanung hat. Damit sind die kurzfristigen Auswirkungen in der Schweiz geringer als in Deutschland und Österreich, wo jeweils nur 35, beziehungsweise 34 Prozent der Unternehmen keine Veränderung feststellen.

 

Drei von vier Unternehmen haben seit Ausbruch der Krise neues Personal eingestellt

Bei 73 Prozent der befragten Schweizer Unternehmen haben seit Mitte März neue Mitarbeitende ihre Arbeit aufgenommen. Die Schweiz liegt damit leicht vor Deutschland mit 69 Prozent und Österreich mit 63 Prozent. Knapp drei von vier Betrieben aus der Schweiz (73 Prozent) wollen zudem bis Jahresende neues Personal einstellen.

 

Schweizer Unternehmen investieren in Employer Branding

42 Prozent der befragten Unternehmen aus der Schweiz geben an, dass sie im Zuge der Corona-Pandemie stärker in den Aufbau der Arbeitgebermarke investieren. Abgenommen haben solche Investitionen bei 26 Prozent. In Deutschland und Österreich ist die Situation umgekehrt: Es überwiegt jeweils der Anteil der Betriebe, die ihre Investitionen in das Employer Branding reduzieren.

Xing Schweiz Geschäftsführer Robert Bertschinger sagt: «Unsere Resultate zeigen, dass Schweizer Unternehmen das Thema Employer Branding nachhaltig denken und entsprechende Investitionen mehrheitlich beibehalten oder sogar erhöhen. Dies verstehen wir auch als ein Zeichen von Zuversicht hinsichtlich der künftigen Personalsituation. Zudem machen bewusste Investitionen in die Arbeitgebermarke in Krisenzeiten Sinn, da Employer Branding auch gegen innen wirkt und als wichtiges Instrument zur Kommunikation mit bestehenden Mitarbeitenden dienen kann.»

 

Pandemie vermag Fachkräftemangel nicht zu entschärfen

Eine deutliche Mehrheit der befragten Schweizer Unternehmen (62 Prozent) rechnet damit, dass der Fachkräftemangel auch in den kommenden zwölf Monaten eine grosse Herausforderung darstellen wird. In Deutschland sind lediglich 53 Prozent dieser Meinung, in Österreich 58 Prozent. Rund ein Viertel (26 Prozent) der Schweizer Unternehmen glauben, dass der Personalbedarf in den nächsten zwölf Monaten ansteigen wird. 14 Prozent rechnen mit einem kurzfristigen Rückgang des Personalbedarfs, der sich auf absehbare Zeit wieder ausgleichen wird und 15 Prozent rechnen mit einem nachhaltig tieferen Personalbedarf.

 

Schweizer Unternehmen sehen Umsetzung von New Work weit fortgeschritten

Unter dem Begriff New Work lassen sich die verschiedenen Facetten des Struktur- und Wertewandels in unserer Arbeitswelt zusammenfassen. Unternehmen tragen dieser Entwicklung unter anderem mit neuen Arbeits- und Führungsmodellen Rechnung. Von den befragten Schweizer Unternehmen sehen 20 Prozent diese Entwicklung bei sich selbst bereits sehr weit fortgeschritten und geben an, dass die Grundsätze von New Work voll und ganz gelebt und entsprechende Massnahmen weiter ausgebaut werden. Für Deutschland liegt dieser Wert bei lediglich 9 Prozent, in Österreich sind es 11 Prozent. Weitere 30 Prozent der Unternehmen aus der Schweiz geben an, die Grundsätze von New Work teilweise zu leben und 18 Prozent beschäftigen sich zwar noch nicht mit New Work, planen allerdings, entsprechende Massnahmen in Zukunft einzuführen.

Robert Bertschinger: «New Work hat bei den befragten Schweizer Unternehmen eine hohe Relevanz. Mit der Notwendigkeit von zeitlich und örtlich flexiblem Arbeiten traten im Zuge der Pandemie zudem gewisse Aspekte von New Work stärker ins Rampenlicht. New Work zu leben erfordert aber auch einen entsprechenden Mindset, der Werte wie zum Beispiel Vertrauen, Agilität oder Transparenz in den Vordergrund rückt. Wir hoffen, dass die durch die Pandemie gesetzten Impulse auch solche kulturellen Aspekte zu fördern vermögen.»

 

Über die Befragung

Im Rahmen des Corona-Barometers hat das berufliche Online-Netzwerk Xing zwischen Mitte Mai und Mitte Juni 2020 über seine Plattform 1’152 Personalfachleute und HR-Manager aus der Schweiz, Deutschland und Österreich zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Personalarbeit in ihrem Unternehmen befragt. Die Mehrheit der auf Xing aktiven Unternehmen beschäftigt sogenannte «White Collar Worker». Dieser Begriff umfasst Berufsgruppen mit kaufmännischen, beratenden, administrativen und ingenieurwissenschaftlichen Schwerpunkten, Berufe mit künstlerischen oder kreativ-schöpferischen Tätigkeiten sowie Heilberufe, heilpädagogische Berufe und Sozialberufe.

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