Marty-Trezzini: Sabrina Huwiler wird «Director of Growth»
Seit Anfang Februar ist Sabrina Huwiler «Director of Growth» bei der aufstrebenden Zürcher Agentur Marty-Trezzini. Im Antritts-Interview spricht sie über ihre Pläne für das Unternehmen - und den Unterschied zwischen Start-ups und Netzwerkagenturen.
werbewoche.ch: Sabrina Huwiler, herzlichen Glückwunsch zur neuen Stelle! Nach verschiedenen Positionen bei Sir Mary und Dept sind Sie neu als «Director of Growth» für Marty-Trezzini tätig. Wie kam es dazu?
Sabrina Huwiler: Lustigerweise kenne ich Yves (Marty, Anm. d. Red.) schon seit meinem Teenager-Alter. Ein loser Kontakt bestand über die Jahre weiter; und irgendwann sah ich auf LinkedIn, dass Yves zusammen mit Gianluca (Trezzini, Anm. d. Red.) eine Agentur gegründet hat. Ich war sofort begeistert – der Boutique-Ansatz, die Website, das wirkte alles einfach … «anders». Frisch, unkonventionell. Und: Die Arbeiten standen im Zentrum, nicht etwa ein Kult um die Personen dahinter. Yves und ich trafen uns dann zu einem Kaffee – es hat direkt «gematcht». Ich wollte dazumal allerdings meinen bestehenden Arbeitgeber noch bei wichtigen Projekten unterstützen, deswegen verging eine Weile, bis ich das Angebot von Marty-Trezzini schliesslich annehmen konnte. Und jetzt freue ich mich wahnsinnig, hier zu sein!
Welche Aufgabengebiete beinhaltet Ihre Position als «Director of Growth»?
Ich bin dafür verantwortlich, einerseits interne Prozesse neu zu implementieren beziehungsweise zu optimieren – und andererseits das Bild der Agentur nach Aussen hin so mit zu prägen, dass nachhaltiges Wachstum möglich ist.
Marty-Trezzini ist in wenigen Jahren vom reinen Produktionsunternehmen zum – wie es gemäss Ihrer Online-Präsenz heisst – «creative house bringing strategy, creation and production together» geworden. Das Team zählt mittlerweile zehn Personen. Soll nun weiter skaliert werden?
Skalierung ist sicher eine Option, aber ich habe bereits betont: Nachhaltiges Wachstum hat für uns absolute Priorität. Es gibt praktisch eine kurz-, eine mittel- und eine langfristige Strategie, die alle parallel laufen müssen. Kurzfristig müssen bestehende Prozesse verbessert und neue Prozesse etabliert werden, um die Strukturen in der Agentur schlank, die Hierarchien flach und die Entscheidungsprozesse unkompliziert zu halten. Mittelfristig müssen wir uns darauf einstellen, dass – wenn sich die tolle Entwicklung der vergangenen Jahre fortsetzt – wir neue Kolleg:innen bekommen, für die dann «Platz» sein soll; sowohl im physischen als auch im organisatorischen Sinn. Und langfristig müssen wir uns überlegen, wie der «Anfangs-Spirit» von Marty-Trezzini bewahrt werden kann, auch wenn das Unternehmen wächst.
Sie haben die Aussenwirkung der Agentur erwähnt: Wie wird Marty Trezzini aktuell wahrgenommen, und wo wollen Sie hin?
Es gibt immer noch einige Auftraggeber:innen und Marktbegleiter:innen, die uns primär als Produktionsfirma sehen – so ist Marty-Trezzini ja vor einigen Jahren auch gestartet. Aber wir sind heute viel weiter: Wir machen Kreation, Konzeption, Strategie, Kampagnen-Architektur … und weiterhin Produktion. Diese Kombination macht uns einzigartig. Wir sagen: «If a creative agency and a production company had a lovechild — that’s us!» Und das wollen wir noch stärker kommunizieren.
Wie definieren Sie den «Spirit», von dem Sie vorhin gesprochen haben – und den Sie zu bewahren helfen wollen?
Yves und Gianluca kommen nicht aus der Marketing- oder Kommunikationsbranche. Sie haben diese Agentur aus Leidenschaft und Neugierde gegründet; ohne zu wissen, wie man «so etwas normalerweise macht» – und mussten sich alles selbst beibringen. Wie funktioniert ein Pitch? Wie schreibt man eine Offerte? Sie haben gelernt, auf ihr Bauchgefühl zu vertrauen, und das zeichnet uns heute – glaube ich – alle aus: Niemand in der Agentur hält etwas davon, Projekte unnötig zu verkomplizieren. Wir reden auf Augenhöhe über Ideen, wir sind authentisch und transparent in der Kommunikation mit unseren Kund:innen, und dann … ziehen wir das einfach durch (lacht).
Sie haben Sir Mary in der Aufbauphase begleitet und dann bei Dept die etablierten Strukturen einer globalen Netzwerk-Agentur erlebt. Ich unterstelle einfach mal, ersteres macht Ihnen mehr Freude?!
Ich finde, dass es mehr Spass macht, in einer Firma zu arbeiten, wo man nicht der «kleinste Fisch» ist; wo man geschätzt und gesehen wird – und wo man wirklich weiss, was für Assets die jeweilige Person mitbringt. Es liegt in der Natur von Netzwerkagenturen, dass das Individuum – von den Top-Führungspersonen vielleicht abgesehen – eher hinter der Stelle zurücktritt. Das ist auch total okay und für viele Menschen mag das erfüllend sein. Ich bin vom Typ her einfach ziemlich ehrgeizig und möchte etwas erreichen – darum ist es schön für mich, an einem Ort zu sein, wo das geht.
Was macht für Sie gelungene Werbung; gelungene Kommunikation aus?
Das ist eine schwierige Frage, weil das natürlich auch von den Umständen abhängt, unter denen Werbung beziehungsweise Kommunikation erfolgen. Was ist das Ziel, was ist der Purpose – was wollen die Auftraggeber:innen erreichen, was will die Agentur «sagen»? All diese Faktoren beeinflussen die Antwort. Wenn ich ein ganz persönliches Statement abgeben soll … finde ich simple, clevere Kommunikation meistens am besten. Ich mag es, wenn Botschaften auf das Wesentliche reduziert werden; man sich nicht den Kopf zerbrechen muss, was dieses oder jenes eigentlich bedeutet. Ich mag es auch, wenn Unternehmen einen Purpose verfolgen, klare Werte haben – und sich trauen, das zu zeigen. Das imponiert mir. Und: Ich mag es, wenn Werbung den sowieso schon hektischen Alltag «entschleunigt».
Das habe ich, glaube ich, so noch nie gehört. Können Sie das ausführen?
Manchmal steht man doch vor einem Plakat, das ästhetisch besonders ansprechend gestaltet ist – und hält kurz inne, fast wie vor einem Kunstwerk. Oder man lacht über einen Clip, den man bei YouTube sieht. Oder eine Copy, die man irgendwo abgedruckt liest. Dann ist Werbung wie eine kleine Pause im Alltag, und das finde ich super.
Zur Person: Sabrina Huwiler ist diplomierte Betriebswirtschafterin HF und konnte bereits bei mehreren renommierten Agenturen Erfahrung in der Marketing- und Kommunikationsbranche sammeln: Zunächst war sie bei Sir Mary als Junior Account Manager und Account Manager angestellt; dann wechselte sie als Consultant Digital Marketing und Digital Business Development Manager zu Dept. Seit Februar 2023 ist sie Director of Growth bei der Zürcher Agentur Marty-Trezzini.