Die Marke BMM lebt weiter: Nachruf auf Bernd M. Michael

Meine erste Begegnung mit dem selbst zur Marke «BMM» gewordenen Markenexperten Bernd M. Michael in der Düsseldorfer Zentrale von Grey EMEA vergesse ich nie. Nach zwölf Jahren selbständigem Unternehmertum wollte ich als freiheitsliebender Nicht-Corporate-Mensch alles andere, als Schweizer Manager einer globalen Agentur werden. Es dauerte keine Stunde, und BMM hatte mich vom Gegenteil überzeugt. Mit dem Versprechen, mitbeteiligter Partner zu bleiben und seiner Handynummer für jederzeitigen Zugang zu ihm persönlich, flog ich nach Hause und baute in der Folge Grey in der Schweiz aus.

BMM war ein charismatischer Chef, brillanter Denker und empathisches Gegenüber. Er hasste es, wenn jemand um den Brei redete, kam subito auf den Punkt und lehrte mich, auch das ganz Schwierige, zuweilen Unangenehme anzusprechen. Niemand konnte ihm ein X für ein U vormachen. Er erkannte stets die Ursache und war gedanklich schon bei der nächsten Lösung. Intuitiv, kreativ und mit harten Mafodaten untermauert analysierte er Marken so klar, dass er in vielen Vorstands- und Aufsichtsratsetagen von deutschen und globalen Konzernen genau so gefragt war, wie auf grossen Bühnen.

Menschen fühlen, bevor sie denken. Wer nur die Ratio allein anspricht, wird seine Kunden in einer kalten Welt des Wissens vereinsamt zurück lassen. Emotion als Äquivalent schafft die gewünschte Balance of Power, das Denken verbindet sich mit dem Fühlen. So entsteht Vertrauen in der Welt der Marken.
– Bernd M. Michael

BMM engagierte sich leidenschaftlich für Marken. Seine Referate zur Kraft von Marken begeisterten nicht nur Marketingprofis. Grey schaffte unter ihm als zweitgrösste Agentur in Deutschland Jahr für Jahr ein zweistelliges Wachstum. An den legendären Jahresmedienkonferenzen waren die Bild-Zeitung genauso vertreten wie die FAZ und das Manager Magazin. Hin und wieder sogar die ARD und das ZDF. Kaum eine Branchenpersönlichkeit und Agentur erzielte seinerzeit mehr Medienpräsenz wie BMM und Grey. Bei jedem Termin und allen Auftritten erschien er stets mit roter Krawatte – das «Markensignal», wie er sein Markenzeichen nannte.

Ich lernte von BMM sehr viel über Markentechnik. Sein «Werkbuch M wie Marke» war für viele die Bibel zur erfolgreichen Führung von Marken. In der internen Academy zeigte BMM eindrücklich, was es bedeutet, dem Grey-Claim «Wir geben Marken Charakter» nachzuleben. Er war für den Erfolg unzähliger deutscher und auch mancher globalen Marke, unter anderem aus dem Mars-Konzern und von P&G mitverantwortlich. Dies dokumentierte sich auch im Gewinn von vielen Awards für effiziente Markenführung und der Berufung in die «Hall of Fame der deutschen Werbung». Nach einem schrecklichen Unfall bei seinem geliebten Polo-Spiel lebte er die letzten Jahre zurückgezogen. Am 20. April hat er seine letzte Reise angetreten. Dankeschön BMM, du hast die Welt der Marken enorm bereichert.

Bernd M. Michael war bis 2005 Chairman & Managing Partner der Grey Global Group Europe. Im selben Jahr wurde Grey, die damals fünftgrösste Werbeagentur der Welt, von der durch Sir Martin Sorell gegründeten grössten globalen Agenturholding WPP übernommen.

* Stefan Vogler und seine damaligen Geschäftspartner brachten ihre inhabergeführte Agentur BT&V 1995 in Grey ein und bauten sie zur viertgrössten Agenturgruppe der Schweiz auf. 2005 ist er als Chairman & Managing Partner von Grey Switzerland ausgeschieden. Nach der Übernahme durch WPP wurde Grey in andere Schweizer WPP-Agenturen integriert und ist seither in der Schweiz nicht mehr vertreten. Heute ist Markenexperte Stefan Vogler als Marketing- und Kommunikationsberater, Dozent und Studiengangsleiter an der HWZ Hochschule für Wirtschaft Zürich und als Verwaltungsrat tätig.