Grüsse aus dem Homeoffice – Folge 36: Norbert Rieger, Michel Bognar und Elie Kerbage, Truestory

In der 36. Folge unserer Serie «Grüsse aus dem Homeoffice» schildern die drei Truestory-Geschäftsführer, wie sie die Krise in den eigenen vier Wänden erleben.

Grüsse aus dem Homeoffice

Elie Kerbage ist Co-Gründer der digitalen Kreativagentur TrueStory aus Zürich, die er zusammen mit Norbert Rieger und Michel Bognar führt. Das Team umfasst heute zehn Mitarbeitende.

 

Werbewoche.ch: Wie lange befinden Sie sich schon im Homeoffice?

Elie Kerbage: Seit dem 16. März. Ich kam gerade aus den Ferien zurück. Auf der Alp war die Welt dazumal zum Glück noch in Ordnung. Das Ankommen in Zürich war dann schon etwas speziell.

 

Befindet sich Ihre ganze Agentur im Homeoffice?

Michel Bognar: Das ist so. Allerdings fangen wir nun langsam wieder an, gestaffelt im Büro zu arbeiten — heisst maximal drei Personen gleichzeitig. So können wir auch die Einhaltung der Hygienevorschriften sicherstellen. Bei zehn Mitarbeitenden passt diese Lösung tiptop.

 

Hatten Sie damals bei der Einrichtung Ihres Arbeitsplatzes mit technischen Problemen zu kämpfen?

Norbert Rieger: Im Vergleich zu den technischen Herausforderungen, die wir teils bei Live-Streamings oder an Produktions-Sets hatten, war das Einrichten des Arbeitsplatzes zuhause ein Kinderspiel.

 

Wo haben Sie sich eingerichtet?

Bognar: Je nach Wetter und Laune im Garten, im Wohnzimmer oder im Büro meiner Wohnung. Wo ich flexibel sein kann, bin ich es natürlich auch gerne.

Grüsse aus dem Homeoffice

Michael Bognar, Mitgründer und Co-CEO von Truestory.

 

Was benötigen Sie alles, um Ihrer Tätigkeit nachgehen zu können?

Rieger: Eigentlich bloss gute Ideen, einen Dauer-Videocall zum Team und meinen Laptop. Secondscreen und Schreibtischstuhl helfen sicher auch, aber viel mehr noch der Blick ins Grüne und das Eichhörnchen, das jeden Tag am Fenster vorbeischaut.

 

Ist es schwierig, sich genügend abzugrenzen, wenn die Kinder zuhause sind?

Kerbage: Es ist unmöglich, sich abzugrenzen. Immerhin war das Wetter den ganzen April gut, das hat geholfen, die Kinder im Garten zu beschäftigen. Kein Arbeitgeber darf sich aber der Illusion hingeben, seine Mitarbeitenden erreichen eine nahezu gleiche Produktivität, wenn zuhause Kinder – in meinem Fall zwei Kleinkinder – herumtollen. Meine Frau arbeitet mit einem 70-Prozent-Pensum und wir teilen uns so gut wie möglich die Arbeits- und Betreuungszeit. Das hilft wenigstens, sich einigermassen zu organisieren.

 

Haben Sie Homeoffice-Erfahrung oder handelt es sich um eine Premiere?

Rieger: Da ich in St.Gallen wohne und ohnehin nicht jeden Tag nach Zürich pendle, hatte ich mir bereits vor Corona einen guten Arbeitsplatz zuhause eingerichtet. Insgesamt arbeite ich produktiver von zuhause aus, auch wenn mir der persönliche Austausch und meine Pingpong Siege in der Agentur schon fehlen.

 

Welche Prozesse gestalten sich im Vergleich zum normalen Agenturalltag schwierig?

Bognar: Team Meetings entwickeln normalerweise eine Dynamik mit emotionalen Interaktionen. Wenn dagegen beim Video Call alle 5 Minuten ein Teilnehmender «freezed», durch andere Dinge im Hintergrund abgelenkt wird oder die meisten Teilnehmenden müde sind, weil es der fünfte call des Tages ist, dann wird der Team-Austausch etwas mühsam.

 

Welche Arbeiten klappen problemlos?

Kerbage: Generell klappen in unserer Branche die meisten Arbeiten problemlos im Homeoffice.

 

Gibt es etwas, was sogar einfacher oder produktiver funktioniert im heimischen Büro?

Rieger: Was sich positiv auf die Produktivität auswirkt: Ich kann mich aufgrund der ruhigen Umgebung noch besser fokussieren als im hektischen Agenturalltag. Und: Die Mittagsplanung geht viel schneller! Was in der Agentur immer eine lange Diskussion auslöst, entscheidet jetzt mein Kühlschrank für mich.

Grüsse aus dem Homeoffice

Norbert Rieger, Co-Founder und -CEO von Truestory.

 

Was tun Sie dagegen, dass Ihnen die Decke auf den Kopf fällt?

Bognar: Dann gehe ich mit meiner Frau und meiner kleinen Tochter auf einen Spaziergang — das hilft!

 

Hat sich bei Ihnen schon so etwas wie ein Homeoffice-Koller bemerkbar gemacht?

Kerbage: Kommt etwas auf die eigene Tagesform sowie jener meiner Kinder an. Alles in allem bin ich sehr dankbar, sind wir nicht in der Existenz bedroht. Es gibt genügend andere KMU in der Schweiz, die ums Überleben kämpfen müssen. Da ist der Preis des Zuhause bleiben für uns sehr gering. Und wenn sich der Koller doch mal bemerkbar macht, so mache ich mir am späteren Nachmittag einfach ein Bier.

 

Was vermissen Sie am meisten am physischen Agenturalltag?

Rieger: Am meisten vermisse ich das Pendeln, bei dem ich täglich knapp 4 Stunden Zeit in Bahn und Tram verbringe… Nein im Ernst: mir fehlt unser wahnsinniges Team, der soziale Austausch, die vielen Lacher, die Pingpong Matches und Brainstormings. Und unser gemütlich eingerichtetes Office.

 

Sind Sie zuversichtlich, dass Ihre Agentur/Ihr Unternehmen die Krise unbeschadet überstehen wird?

Bognar: Auch wir haben einige Aufträge verloren oder sie wurden auf unbestimmte Zeit verschoben. Dies ist sehr unangenehm hinsichtlich der Verantwortung für unsere Mitarbeitenden. Allerdings haben wir jetzt Zeit für viele andere Sachen, die wir bis anhin immer aufgeschoben haben. Zum Beispiel geht bald endlich unsere neue Website live und auch sonst arbeiten wir an ein paar sehr coolen internen Projekten, die wir schon lange umsetzen wollten. Langweilig wird es uns also definitiv nicht.

 

Bekanntlich hat alles auch seine positiven Seiten. Was ist es in Ihrer aktuellen Homeoffice-Situation?

Kerbage: Ohne schlechtes Gewissen genau jene Entschleunigung zu leben, nach der man sich in den hochtourigen Phasen des Agenturalltags sehnt. Und auch wenn es immer wieder anstrengend ist mit den kids, so ist es gleichzeitig auch wunderschön, mehr Zeit mit Ihnen verbringen zu dürfen.

 

Wann und wieso haben Sie im Zusammenhang mit dem Homeoffice zum letzten Mal gelacht?

Rieger: Traurig waren wir, als alle Festivals für diesen Sommer abgesagt worden sind und ein sehr schönes Projekt, das wir in Zusammenarbeit mit JvM/Limmat für M-Budget geplant hatten, somit leider ins Wasser fällt. Aber die meiste Zeit bin ich am Lachen. Zum Beispiel über ein paar urkomische Videos aus bisherigen Projekten von uns, die ich gerade für die Website aufbereitet habe. Viel Spass beim Reinschauen.

 

Auch wenn Sie keine Kristallkugel besitzen: Rechnen Sie damit, dass die aktuelle Situation noch lange andauern wird?

Bognar: Richtig sicher sind wir alle wohl erst, wenn ein Impfstoff entwickelt worden ist.

 

Was möchten Sie Ihren Branchenkolleginnen und -kollegen mit auf den Weg durch die Krise geben?

Kerbage: Wir sind ja alle kreativ und werden schon die eine oder andere Lösung aus der Krise finden — alles wird gut.

Das Coronavirus hat die Gesellschaft fest im Griff. Wer zuhause bleiben kann, bleibt zuhause. Auch die Werbe-, Kommunikations- und Marketingbranche verlagerte Mitte März den Betrieb grossflächig ins Homeoffice. Mit der Serie «Grüsse aus dem Homeoffice» beleuchtet Werbewoche.ch den Berufsalltag in den heimischen vier Wänden.

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