Grüsse aus dem Home office – Folge 24: Regula Bührer Fecker, Rod Kommunikation

In der 24. Folge der Serie «Grüsse aus dem Homeoffice» lädt uns Regula Bührer Fecker zu sich nach Hause ein – und zeigt uns unter anderem ihre blühenden Kirschbäume und ihren Hund.

Grüsse aus dem Home Office

Die zweifache «Werberin des Jahres», Regula Bührer Fecker, ist Mitgründerin von Rod und Verwaltungsrätin von Farner.  

 

Werbewoche.ch: Wie lange befinden Sie sich schon im Homeoffice?

Regula Bührer Fecker: Das muss Freitag der 13. gewesen sein. So kann ich mir das jedenfalls merken.

 

Befindet sich Ihre ganze Agentur im Homeoffice?

Ja, das haben wir frühzeitig so organisiert. Dadurch, dass wir die Corona-Kampagne im Auftrag des Bundesamt für Gesundheit BAG zuständig sind, war Rod schon früh im «Corona-Film» und entsprechend sensibilisiert, dass sich unser aller Alltag ändern würde.

 

Hatten Sie damals bei der Einrichtung Ihres Arbeitsplatzes mit technischen Problemen zu kämpfen?

Nein, gar nicht. Ich arbeite sowieso oft von zuhause aus. Wobei, ich muss präzisieren: Gott sei Dank kann mein Mann jedes Computer-, Internet-, Bluetooth-, App- und Passwortproblem lösen. Das hilft mir im Moment gerade sehr.

 

Wo haben Sie sich eingerichtet?

Da, wo es gerade eine ruhige Ecke hat. Meistens ist das in unserem «Beamer»-Zimmer, da kann ich die Türe schliessen, habe ein improvisiertes Stehpult und Sicht auf Wälder, Weiden, Berge, Apfel- und Kirschbäume, Kühe und einen Stier.

Grüsse aus dem Home Office

Was benötigen Sie alles, um Ihrer Tätigkeit nachgehen zu können?

Erstens: einen freien Kopf! Bevor ich mit Arbeiten beginne, mache ich mit meiner Tochter eine lange Runde im Wald. Das tut uns beiden gut. Zweitens: die Infrastruktur, MacBook, iPhone, Kopfhörer, Stehpult. Drittens: Kontakt zu den Menschen von Rod und Farner, unseren Kunden und Partnern. Und viertens: Infos aus aller Welt.

 

Ist es schwierig, sich genügend abzugrenzen, wenn die Kinder zuhause sind?

Es ist einfach anders, selten perfekt, viel improvisiert. Aber gerade weil alles so nah ist auch sehr schön. Unsere Kinder sind beide Kindergärtner, die können sich schon super beschäftigen, aber halt nicht stundenlang. Sie haben auch keinen Lehrplan im eigentlichen Sinne. Entsprechend schauen mein Mann und ich jeweils zu Wochenbeginn, wer wann welche Jobs zu erledigen, Calls zu tätigen hat und teilen uns auf. Einer ist immer für die Kids und das Essen zuständig. Das heisst, halbtags kann man konzentriert arbeiten, halbtags ist man eher am basteln, kochen, backen, usw… Arbeiten hole ich abends nach. Die intensive Arbeit fürs BAG findet sowieso zu allen Tages- und Nachtzeiten statt, an allen Tagen, dass wir wohl insgesamt mehr arbeiten als vorher, nur einfach anders verteilt.

 

Haben Sie Homeoffice-Erfahrung oder handelt es sich um eine Premiere?

Nein, ich mache das oft und gerne. Wenn ich kann jede Woche einmal. Normalerweise ist es dann ganz ruhig zuhause weil die Kinder im Kindergarten sind. Jetzt ist es ganz anders.

Grüsse aus dem Home Office

Welche Prozesse gestalten sich im Vergleich zum normalen Agenturalltag schwierig?

Nichts. Ich finde es sehr schön zu merken, wie sehr man sich auf das Team verlassen kann, wie schnell alle adaptieren und anpacken ohne Wenn und Aber. Unser Team hat nun seit Februar echt viel gearbeitet und wir sind stolz darauf, dass wir mit der Kommunikation fürs BAG eine so aktive Rolle in der Corona-Krise übernehmen und helfen dürfen. Dieser Auftrag wird uns zeitlebens in Erinnerung bleiben. Aber noch stecken wir ja mittendrin in der Arbeit.

 

Welche Arbeiten klappen problemlos?

Wir waren schon vorher ein eingespieltes Team, jetzt, finde ich, sind wir es noch mehr geworden. Man muss einander wirklich vertrauen, wenn man remote arbeitet. Das können wir. Das haben wir bewiesen. In dem Sinne möchte ich auch dem Team von Rod an dieser Stelle ganz herzlich für den Hammer-Einsatz danken.

 

Gibt es etwas, was sogar einfacher oder produktiver funktioniert im heimischen Büro?

Ich durfte nun schon mehrere Workshops digital moderieren und dachte zuerst, dass die Beteiligung wohl anders sei als «live». Das Gegenteil war der Fall: Ich erlebte sehr engagierte, zielorientierte Prozesse mit hohem Involvement – in kürzerer Zeit. Das setzt natürlich voraus, dass sich alle Teilnehmer auf den Workshop konzentrieren und nicht was anderes nebenbei machen. Klappt also bestens.

 

Was tun sie dagegen, dass Ihnen die Decke auf den Kopf fällt?

Dann gehe ich kurz in den Wald, rufe Freunde und Familie in aller Welt an, höre «Kafi am Freitag» oder andere Podcasts, die ich mag.

Grüsse aus dem Home Office

Hat sich bei Ihnen schon so etwas wie ein Homeoffice-Koller bemerkbar gemacht?

Nein, bisher noch nicht. Ich finde es im Gegenteil sehr besonders, dass alle Menschen im selben Boot sitzen, mit ähnlichen Herausforderungen, Sorgen und Ängsten. Und dass eine sehr grosse Nähe entstehen kann, wenn man digital bei Meetings bei Menschen zuhause ist. Alles scheint mir im Moment sehr ehrlich, sehr wenig Fassade, und das gefällt mir. Das könnten wir alle beibehalten.

 

Was vermissen Sie am meisten am physischen Agenturalltag?

Logischerweise die Menschen, Sprüche, Stimmungen, Kultur. Das wird ein sehr spezielles Erlebnis sein, wenn wir uns alle wiedersehen. Darauf freu ich mich.

 

Sind Sie zuversichtlich, dass Ihre Agentur die Krise unbeschadet überstehen wird?

Ich glaube, wir sind gut dran. Und konnten enorm viel lernen in den letzten Wochen und Monaten. Fürs BAG durften wir praktisch realtime eine Kampagne entwickeln, orchestrieren und ausliefern, welche die komplette Klaviatur der Kommunikation bedient. Die Corona-Kampagne war eigentlich eine Welt verschiedensten Kampagnen – mit den Themen Verhaltensänderung, Solidarität, Durchhalten, Zusammenhalten und so weiter. Die Kampagne musste alle Menschen erreichen. Sofort. Das hat unser ganzes Team beflügelt.

Grüsse aus dem Home Office

Bekanntlich hat alles auch seine positiven Seiten. Was ist es in Ihrer aktuellen Homeoffice-Situation?

Dadurch, dass der Arbeitsweg, Lunches und Abendveranstaltungen wegfallen, hat man einfach mehr Zeit. Mehr Zeit zum Nachdenken, Recherchieren, Reden, also für die inhaltliche Arbeit – aber auch mehr Zeit für das Private, die Familie, Bewegung, Lesen, Kochen, Arbeiten zuhause, die  man immer machen wollte und es dann doch nie tat. Diese Konzentration auf einen kleinen Radius und wenige Menschen hat etwas sehr Beruhigendes.

 

Wann und wieso haben Sie im Zusammenhang mit dem Homeoffice zum letzten Mal gelacht?

Immer wieder. Die Stimmung in den Calls ist ja meistens wohlwollend, und auch irgendwie intimer als vorher, also wird auch viel gelacht.

 

Auch wenn Sie keine Kristallkugel besitzen: Rechnen Sie damit, dass die aktuelle Situation noch lange andauern wird?

Ich denke, wir müssen behutsam in die nächsten Wochen und Monate gehen und aufpassen, dass wir in Bezug auf Corona das hart Erarbeitete nicht aufs Spiel setzen. Gehen wir zusammen Schritt für Schritt und schauen wir einfach vorwärts.

 

Was möchten Sie Ihren Branchenkolleginnen und -kollegen mit auf den Weg durch die Krise geben?

Die Welt nach Corona wird nicht mehr so sein, wie sie vorher war. Die Konsumenten, unsere Zielgruppe, ebenso nicht. Darauf müssen wir uns einstellen und unseren Kunden dabei helfen, richtige Strategien zu entwickeln. So bleiben wir unentbehrlich.

 

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