«Das Geschichtenerzählen ist viel zu wichtig, als dass es im Marketing-Blabla untergehen darf»

Felix Courvoisier, Produzent und CEO bei Seed, stellt sich unseren «13 Fragen».

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1. Das beste Buch, das Sie in letzter Zeit gelesen haben?

«Strafe» von Ferdinand von Schirach, ein grossartiger Erzähler.

2. Wie sieht Ihr privates TV-Konsumverhalten aus?

Klassisches, lineares Fernsehen: etwa einmal pro Halbjahr, während der WM wohl etwas häufiger. Ansonsten: Netflix.

3. Was ist für Sie die momentan grösste Herausforderung für die Kommunikation mit Film?

Filme kreieren, die die Zuschauer sehen wollen.

4. Fallen Sie auf Werbung herein? Wann?

Auf jeden Fall. Immer, wenn sie mich ernst nimmt, mir etwas zutraut und mich berührt.

5. Was halten Sie von Owned Media?

Eine riesige Herausforderung, weil der Aufbau von Glaubwürdigkeit ein sehr langer Weg ist.

6. Ein Buzz-Wort, das Ihnen auf die Nerven geht?

Storytelling, weil es so inflationär verwendet wird. Das Geschichtenerzählen ist viel zu wichtig, als dass es im Marketing-Blabla untergehen darf.

7. Können Sie uns ein kleines Geheimnis verraten?

Lass die Filmzuschauer die Dinge zusammensetzen. Erzähle ihnen nicht vier, sondern zwei plus zwei. Denn der Zuschauer will selber rechnen. So erreichen wir Involvement. Der Gedanke stammt von Andrew Stanton von Pixar.

8. Was hat Sie inspiriert, in die Werbe-/Kommunikationsbranche einzusteigen?

Der Grundgedanke von Corporate Identity: Unternehmen müssen «Ecken und Kanten» haben, wenn sie sich differenzieren wollen.

9. Was wollen Sie unbedingt noch erreichen?

Einen Film produzieren, mit dem ich ohne jeden Abstrich vollständig zufrieden bin. Ich befürchte allerdings, dass das eine Illusion bleibt.

10. Wieso würden Sie Ihren Kindern zuraten, eine berufliche Zukunft in der Werbung/Kommunikation zu suchen?

Weil ich glaube, dass menschliche Kreativität nicht digitalisierbar ist.

11. Welche Rolle spielen Awards in der Werbebranche?

Eine grosse, vielleicht zu grosse. Aber Lorbeeren erfreuen nun mal das Herz.

12. Wie wissen Sie bei einer Idee, dass sie gut ist?

Wenn der Bauch sie bejaht.

13. Wo sehen Sie aktuell die grösste Herausforderung für die Kommunikationsbranche?

Ich glaube, wir unterschätzen die Menschen, an die wir unsere Botschaften richten. Würden die Auftraggeber und die Branche diesen mehr zutrauen, hätten wir viel spannendere, anregendere und letztlich wirksamere Kampagnen.

Felix Courvoisier ist Mitgründer, Geschäftsführer und Produzent der Zürcher Filmagentur Seed. Die Filmagentur legt grossen Wert auf die Entwicklungsphase. Die Filme von Seed wurden seit der Gründung 2007 mit über 100 Preisen ausgezeichnet, u.a. in Los Angeles, New York, Cannes, Hamburg, Wien und in der Schweiz. Zu den Kunden zählen die ETH Zürich, Geberit, Läderach, Postfinance, Raiffeisen, Ricola, Rivella, Stadler Rail, Swiss Life, Swiss Re, UBS und Vontobel. Seed arbeitet eng mit Shining Pictures (TV- und Kino-Commercials) und Videoblink (Online-Videos) zusammen. Die drei Partnerunternehmen teilen Ideen, Erfahrungen, Räumlichkeiten und Infrastruktur.

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