«Werbung für Fitnessgeräte mit B-Promi-Botschaftern… grässlich!»

Marcel Morach, Lead Designer bei Wirz Brand Relations, beantwortet unsere «13 Fragen».

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1. Wofür würden Sie gratis arbeiten?

Für ein soziales Engagement, bei dem meine Unterstützung auch einen Mehrwert generiert – und nicht einfach nur «aus Prinzip» gratis umgesetzt wird. Und eventuell für das Plattencover einer meiner Lieblingsbands.

2. Was kommt Ihnen auf keinen Fall ins Büro?

So ein Kugelstosspendel für den pseudoakademischen Manager . . . ist für mich eher eine kaschierte Form einer Stempeluhr, die den Alltagstakt der eigenen Arbeit vorgibt.

3. Welche Printmedien haben Sie privat abonniert?

Neben weiteren wäre das Abstract des W.I.R.E. Think Tank (das schon vor Jahren auch den «Print-Blog» entwickelte) zu erwähnen und Reportagen, das mir neben der ehrlichen journalistischen Arbeit auch aus gestalterischer Sicht sehr gut gefällt.

4. Welche Werbung sollte man verbieten?

Werbung für Fitnessgeräte mit B-Promi-Botschaftern . . . grässlich! Und natürlich politische Werbung mit diskriminierendem Inhalt.

5. Was halten Sie von Influencer Marketing?

Wichtig . . . als moderne oder digitale Form der Mundpropaganda kann sie durchaus ihre Wirkung entfalten. Es gab mal den Ansatz der «Memetik», die ähnliche Konzepte verfolgte. Spannend und auch etwas furchteinflössend.

6. Was war der amüsanteste Lunch-Partner?

Schwer. «Amüsant» tönt so sehr nach «sauglatt und Schenkelklopfen» . . . ich würde wohl eher einen guten Disput-Partner bevorzugen. Einer, der Wissen und Witz sehr gut verbindet, ist Peter Schneider von der «Presseschau» auf Radio SRF. Also gerne Peter Schneider.

7. Das beste Buch, das Sie in letzter Zeit gelesen haben?

Vermutlich «Die Andouillette oder etwas Ähnliches wie die Göttliche Komödie» von Gion Mathias Cavelty. Er hat eine wunderbare Art, Skurriles doch lesbar zu machen. Und seit der fantastischen Literaturkritik von Hellmuth Karasek liegt auch der IKEA-Katalog auf meinem Nachttisch.

8. Wie sieht Ihr privates TV-Konsumverhalten aus?

Früher wars «der Entdecker» – oder volksnaher ausgedrückt «der Zapper». Heute ist es mehrheitlich Netflix. Was da an Geld in Eigenproduktionen gebuttert wird, lässt meine zehn Franken Monatsgebühren schon fast als finanzielles Engagement von den Steuern abziehen.

9. Sagen Sie anderen Leuten, wie viel Sie verdienen?

Eigentlich nicht, auch wenn ich keine Hemmungen diesbezüglich hätte. Ist eher eine Schweizer Eigenheit, nicht über Geld zu reden, der auch ich «unterliege».

10. Wären Sie nicht Werber geworden – was dann?

Wenn es etwas Branchenfernes sein müsste, vermutlich Koch. Ich danke meiner Mutter aber, dass sie mir dies ausredete – ich bin ein ganz mieser Koch.

11. Stimmt für Sie die kolportierte Meinung, dass man in Agenturen nicht alt werden kann, oder ist das ein Vorurteil?

Wieso? Weil das Herzinfarktrisiko in Kommunikationsagenturen höher sei als in anderen Branchen? Na ja, ich beobachte eher, dass eine etwas «seniorigere» Erfahrung kombiniert mit jugendlichem Eifer eine gute Teamkonstellation ausmacht.

12. Wann herrscht in Ihrer Agentur schlechte Stimmung?

Wenn wir den Verdacht haben, dass unsere aktuelle Lösung noch nicht 100 Prozent unserem Qualitätsverständnis gerecht wird. Passiert zum Glück nur selten.

13. Was war das Beste, das Sie in den letzten fünf Jahren getan haben?

Zweimal Vater geworden zu sein.

Marcel Morach, 39, arbeitete in nationalen und internationalen Agenturen und ist heute Lead Designer bei Wirz Brand Relations. Die Agentur entwickelt mit Erfahrung und einer gesunden Portion Menschenverstand Marken und ihre Beziehungen, nach innen wie nach aussen.

Die «13 Fragen» erscheinen sowohl Online wie auch in der Printausgabe der Werbewoche. Umsetzung: Thomas Häusermann.

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