«Gut in Design zu sein, wird nicht mehr reichen»

Wieso Christian Sutter, Creative Director und Partner von Evoq, seinen Kindern dennoch zu einem Job in der Kommunikationsbranche rät, verrät er in unserer Serie «13 Fragen an...».

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1. Wofür möchten Sie am liebsten werben?
Eine Outdoor-Marke.

2. Glauben Sie, dass Sie das Salär verdienen, das Sie verdienen?
Irgendwie hat man ja nie das Gefühl, zu viel zu verdienen. Aber das muss man aufrechnen ­gegen die Befriedigung und die Leidenschaft im Job. Und da möchte ich nur mit wenigen tauschen.

3. Fallen Sie auf Werbung herein? Wann?
Ich falle eher auf Marken rein. Bei meinen Outdoor-Hobbys lasse ich mich allzu gerne von der Coolheit einer Marke verführen.

4. Was halten sie von Owned Media?
Sehr viel. In der heutigen Informationsflut spielen eigene Kanäle – z.B. ein Blog – eine zentrale Rolle. Ohne «Owned» kein «Earned»

5. Schon mal überlegt, die Werbebranche zu verlassen?
Ich bin kürzlich 50 geworden, da stellt sich schon die Frage, ob man sich nochmals neu orientieren möchte. Aber mir gefällt, was ich tue. Vielleicht fehlt aber auch bloss der Mut, nochmal was ganz anderes zu wagen.

6. Wieso entsprechen Sie nicht den gängigen Klischees eines Werbers?
Ich glaube, ich treibe mich zu wenig auf Golfplätzen und Apéros herum, dafür umso mehr im Wald und in den Bergen. Aber vielleicht ist ja das das neue Werberklischee?

7. Was möchten Sie nie über sich hören ­müssen?
Dass ich meine Kunden nicht verstehe und nicht in ihrem Sinne agiere.

8. Welche Rolle spielen Awards in der Werbebranche?
Meiner Meinung nach werden sie überschätzt. Und sie schaffen die falschen Anreize. Agenturen versuchen mit viel Aufwand bei möglichst «schönen» Projekten Aufmerksamkeit und Preise zu erhalten. Sie verzerren damit den Wettbewerb und vernebeln die Sicht auf das Wesentliche – die Wirkung.

9. Worauf können Sie unmöglich verzichten?
Auf möglichst arbeitsfreie Wochenenden.

10. Was hat Sie inspiriert, in die Werbe-/Kommunikationsbranche einzusteigen?
Mein Job nach der Matura als Mädchen für ­alles in einer Druckerei. Grafik zog mich mehr an als Jura oder Wirtschaft.

11. Wieso würden Sie Ihren Kindern zuraten oder abraten, eine berufliche Zukunft in der Werbung/Kommunikation zu suchen?
Ich rate ihnen tatsächlich dazu, denn es ist einfach spannend und vielseitig. Ich rate ihnen aber auch, sich auf die Umwälzungen der Branche gut vorzubereiten. Gut in Design oder Text zu sein, wird in Zukunft nicht mehr reichen.

12. Wann herrscht in Ihrer Agentur schlechte Stimmung?
Wenn wir trotz grossem Einsatz und Begeisterung einen Pitch verlieren und die Gründe kaum nachvollziehbar sind.

13. Wo sehen Sie aktuell die grösste Herausforderung für die Werbebranche?
Ich glaube, wir haben alle noch nicht ganz begriffen, wie gross die Umwälzungen sind, denen wir gegenüberstehen. Die klassischen Geschäftsmodelle der Agenturen taugen nicht mehr. Und auch wenn es kaum jemand so sagt: keiner weiss so recht, was die Digitalisierung für unsere Branche bedeuten wird.

Der zweifache Familienvater Christian Sutter stammt aus Obwalden und hat die Zürcher Agentur Evoq Communications 2007 zusammen mit Adrian Schaffner gegründet. 2013 lancierte Sutter zusammen mit seinen Partnern Evoq Deutschland in Köln und Evoq Labs Zürich. Die inhaber-geführte und unabhängige Werbe- und Kommunikationsagentur beschäftigt gegen 30 fest angestellte Mitarbeitende in den Bereichen Design, Beratung und Programmierung. Zu den Kunden zählen unter anderen SBB, UPC, RWE oder Generali.

Die «13 Fragen» erscheinen sowohl Online wie auch in der Printausgabe der Werbewoche.

Umsetzung 13 Fragen: Thomas Häusermann

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