RSF-Jahresbilanz: Mehr Journalist:innen in Haft denn je

Reporter ohne Grenzen International veröffentlicht die jährliche Bilanz der Übegriffe gegen Journalistinnen und Journalisten weltweit. Die Ergebnisse sind erschreckend.

Die von Reporter ohne Grenzen (RSF) jährlich veröffentlichte Bilanz der Übergriffe auf Journalistinnen und Journalisten weltweit verzeichnet 2022 mit 533 inhaftierten Medienschaffenden einen neuen Rekord. Auch die Zahl der Getöteten ist in diesem Jahr erneut gestiegen – auf 57, ein Anstieg um 18,8 Prozent gegenüber 2021. Darüber hinaus befinden sich 65 Journalistinnen und Journalisten in Geiselhaft und 49 gelten als vermisst. Die Zahl der Inhaftierten hat damit um 13,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr zugenommen.

Die drei Länder mit den meisten Gefangenen aus der Medienbranche sind China, Myanmar (früher Birma) und der Iran. Aber auch zum Beispiel in Russland greife der Staat hart durch, so die «Jahresbilanz der Pressefreiheit 2022» , die die Menschenrechtsorganisation heute veröffentlicht hat.

«Diktatorische und autoritäre Regime füllen ihre Gefängnisse schneller denn je, indem sie Journalistinnen und Journalisten inhaftieren. Dieser neue Rekord bei der Zahl der inhaftierten Medienschaffenden bestätigt die dringende Notwendigkeit, diesen skrupellosen Regierungen Widerstand zu leisten und unsere aktive Solidarität mit all jenen zu üben, die das Ideal der journalistischen Freiheit, der Unabhängigkeit und der Vielfalt verkörpern», sagte Christophe Deloire, Generalsekretär von RSF International.

Auch als friedlich geltende Länder gefährlich

Mehr als 60 Prozent der getöteten Medienschaffenden starben nicht in einem Krieg, sondern in Ländern, die im Jahr 2022 als friedlich galten. Allein Mexiko verzeichnet elf ermordete Journalistinnen und Journalisten. Diese Zahlen tragen zusammen mit denen aus Haiti (sechs Getötete) und Brasilien (drei Getötete) dazu bei, dass Amerika die gefährlichste Region für Journalistinnen und Journalisten ist.

RSF geht in seiner Bilanz 2022 auch auf einige der aufsehenerregendsten Fälle des Jahres ein. Etwa den Fall von Iwan Safronow, einem der besten russischen Enthüllungsjournalisten, der zu 22 Jahren Gefängnis verurteilt wurde, weil er «Staatsgeheimnisse», die bereits öffentlich waren, im Internet veröffentlicht hatte. Dies ist die höchste Strafe, die RSF im Jahr 2022 verzeichnet hat.

Seit 1995 erstellt Reporter ohne Grenzen (RSF) eine Jahresbilanz der Übergriffe auf Journalistinnen und Journalisten, die auf genauen Daten beruht, die zwischen dem 1. Januar und dem 1. Dezember des Veröffentlichungsjahres erhoben wurden. Die Zahlen für 2022 umfassen professionelle Journalist:innen, nicht-professionelle Journalist:innen und Medienmitarbeitende. (sda/RSF)

 

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