Post-Chef Roberto Cirillo verteidigt Übernahmen

Post-CEO Roberto Cirillo hat die Strategie seines Unternehmens verteidigt. Um die Grundversorgung ohne Subventionen sicherstellen zu können, sei die Post auf zusätzliche Einnahmen angewiesen. Den Vorwurf der Wettbewerbsverzerrung wies er zurück.

Post-Chef Roberto Cirillo
Roberto Cirillo, Konzernleiter der Post, verteidigt die in den letzten Monaten getätigten Übernahmen der Post.

«Wir wollen nicht den ganzen Markt aufkaufen», betonte Cirillo am Dienstag in einem Online-Hintergrundgespräch mit Journalisten. Doch angesichts des Wandels der Nutzungsgewohnheiten müsse sich die Post anpassen. Dies, um die Grundversorgung trotz rückläufiger Erträge im Briefmarkt finanzieren zu können. Sie bleibe aber in ihren Kernmärkten.

Hintergrund sind mehrere Akquisitionen der Post. So übernahm der Konzern in den vergangenen Monaten den Cloud-Anbieter «Tresorit», den Anbieter von digitalen Werbeplattformen «Livesystems» und die Administrationshilfe «Klara». Gerade in letzterem Fall wurde in den Medien der Vorwurf laut, dass die Post ihre marktbeherrschende Stellung missbrauche.

Protest der Werbebranche

Kritik gab es auch an der Übernahme von «Livesystems». Das Unternehmen betreibt Werbe-Bildschirme in Bahnhöfen, Bussen und Tankstellen und anderen Orten mit hohem Personenaufkommen. Dies habe nichts mit dem Leistungsauftrag der Post zu tun, hatte der Chef der Werbefirma APG|SGA, Markus Ehrle, im Juli den Tamedia-Zeitungen gesagt.

Cirillo erklärte dazu am Dienstag, die Post sei durch das Verteilen von Broschüren seit jeher in der Verbreitung von Werbung tätig. Bei der Übernahme von «Klara» gehe es um die Abwicklung von Transaktionen – nur, dass etwa die Rechnung eines Handwerkers nicht mehr in Papierform vertragen werde.

Jede Übernahme werde im Vorfeld darauf geprüft, ob sie den wettbewerbsrechtlichen Bestimmungen entspreche, betonte Cirillo. Bislang habe die Post zudem keine Kenntnis von Meldungen an die Wettbewerbskommission (Weko).

Laut eigener Schätzung wird die Post im laufenden Jahr rund 230 Millionen Franken in Übernahmen investieren. Inzwischen beschäftigt sich auch das Bundesparlament mit dem Thema: Der Ständerat überwies in der Herbstsession zwei offen formulierte Motionen, die strengere Regeln für Übernahmen durch bundesnahe Betriebe fordern. (SDA)

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