Ringier will Admeira treu bleiben – die SRG hingegen hadert

Während bei der SRG das Problem der einbrechenden Werbeeinnahmen auch Admeira zugeschrieben wird, stärkt Ringier dem Vermarktungsunternehmen den Rücken.

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Wie die NZZ am Sonntag schreibt, steht Admeira, das von Swisscom, Ringier und SRG gegründete Werbe-Joint-Venture, in der Kritik. Der Grund: Die Sender der SRG verzeichnen stark rückläufige Werbeerträge – obwohl die TV-Branche im Gegensatz zu anderen Medienbereichen nicht sonderlich stark betroffen war von ausbleibenden Werbebuchungen. 2018 verdiente die Branche sogar mehr als 2014. Nun die Wende: SRG Direktor Gilles Marchand kündigte in einem Interview mit der Bilanz Ende Mai an, dass die SRG das Budget 2019 um 20 Millionen Franken verfehlen werde.

Kritische Stimmen gegenüber Admeira

Bei der SRG seien einige davon überzeugt, in welche Richtung die Aussage Marchands zielt, schreibt die NZZ am Sonntag. Der SRG-Direktor stand Admeira demnach schon immer kritisch gegenüber. Und nun fragt man sich bei der SRG scheinbar, welchen Mehrwert das neue Joint-Venture gegenüber dem Vorgänger, dem hauseigenen Vermarkter Publisuisse, überhaupt bietet. Ein nicht genannter Kadermann sagt, es gebe keinen, bei der Entwicklung neuer Werbeformen laufe bei Admeira wenig. Dem widerspricht SRG-Sprecher Edi Estermann. Man tausche sich laufend mit Admeira darüber aus, welche innovativen Ideen und Massnahmen hilfreich sein könnten, um die Situation zu verbessern.

SRG bleibt vorerst an Admeira gebunden

Die SRG ist zwar nicht mehr Teilhaberin an Admeira und hat ihre Anteile an die Mitgründer Swisscom und Ringier verkauft (Werbewoche.ch berichtete). Dennoch ist man aufgrund eines Fünfjahresvertrags noch an das Vermarktungsunternehmen gebunden. Mit dem Verkauf hat die SRG nicht zuletzt auf die heftige Kritik seitens der privaten Verleger reagiert, die von Beginn weg bemängelt haben, dass eine mit Gebühren-finanzierte Organisation mit Privatunternehmen gemeinsam die Werbung vermarktet. Der Streit um die Rolle der SRG im Joint-Venture führte zum Bruch von Ringier mit dem Verband Schweizer Medien. Das Unternehmen unter CEO Marc Walder trat in der Folge aus dem Verlegerverband, der von Tamedia-Verleger Pietro Supino präsidiert wird, aus.

Gerüchte um Ringier-Ausstieg

Wie die NZZ am Sonntag schreibt, gibt es in der Medienbranche das Gerücht, dass auch Ringier bald die Lust an Admeira verlieren könnte. Ein möglicher Hinweis: Während Admeira die hauseigene Content-Marketing-Tochter Adtelier im Ferbruar 2019 beerdigt hat, baut Ringier den boomenden Content-Marketing-Bereich weiter aus. Diese Entwicklung könnte sinnbildlich dafür interpretiert werden, dass man an der Dufourstrasse die ganze Werbevermarktung wieder selber in die Hand nehmen möchte.

Marc Walder stärkt Admeira den Rücken

Glaubt man CEO Marc Walder, ist dies jedoch nicht der Fall. Auf Anfrage der Zeitung winkt dieser ab – es gebe keine Pläne, auf eine eigene Vermarktung zu wechseln. Er verweist auf das schwierige Marktumfeld, in dem sich Werbevermarkter zunehmend bewegen – Admeira erfüllte die Aufgabe jedoch seit der Gründung 2016 gut, ist der Ringier-Chef überzeugt.

Und auch bei Admeira hat man eine andere Erklärung dafür, wieso bei der SRG die Einnahmen einbrechen. Sprecherin Romi Hofer betont, es handle sich um ein Markt- und nicht Performancephänomen, die Werbeinvestitionen verlagerten sich vom TV zu den Online-Medien. Ausserdem habe sich der freiwillige Verzicht der SRG auf Unterbrecherwerbung bei Spielfilmen negativ auf die Werbeeinnahmen ausgewirkt.

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