Publicitas ist endgültig am Ende

Werbevermarkter Publicitas hat beim Bezirksgericht Bülach Konkurs angemeldet. Ein Rettungsversuch mit neuem Geschäftsmodell scheiterte an den Verlegern. Der einstige Beherrscher des Schweizer Anzeigenmarkts ist damit Geschichte.

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In einem Rettungsversuch hatte Publicitas die Verleger noch am Mittwoch zu einem Treffen gebeten. Danach verschickte das über 125-jährige Traditionsunternehmen ein Communiqué, worin es hiess: «Publicitas kämpft um 800 Verlegerstimmen.»

Da die Antworten ausblieben, verlängerte Publicitas die Frist für Stellungnahmen vom 10. auf den 14. Mai. Nun erwies sich vor Fristablauf, dass zu wenige Verlage Interesse am neuen Geschäftsmodell zeigten. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erhielten an Auffahrt eine Einladung für eine Skype-Konferenz am Freitagmorgen. Das Unternehmen beschäftigte in der Schweiz rund 270 Mitarbeitende.

Publicitas hatte am 3. Mai in provisorische Nachlassstundung beantragt. Das neue Geschäftsmodell war Teil des Sanierungsplans. Kern bildete ein Kommissionsmodell, welches die Risiken für die Medienhäuser mindern sollte. Auch ein Schuldenschnitt sollte erfolgen. Zudem sollten sich die Verlage künftig zu insgesamt 50 Prozent an der Publicitas beteiligen.

Sachwalter Urs Boller bestätigte gegenüber der Nachrichtenagentur SDA eine erste Meldung des Medienportals Klein Report. Er selbst habe Konkurs beantragt, und auch Publicitas habe das getan. Das Gesuch um provisorische Nachlassstundung sei zurückgezogen worden.

Rechtsstreit absehbar

Man geht davon aus, dass um die Hinterlassenschaft von Publicitas der eine oder andere Rechtsstreit entbrennen könnte. Der Ringier-Verlag hat bereits eine Klage eingereicht. Sie richtet sich gegen eine Abtretungsvereinbarung für Forderungen zwischen der Publicitas und der Finanzgesellschaft Thalos aus Luxemburg, wie Kommunikationschef René Beutner eine Meldung der Online-Ausgabe der Handelszeitung vom Freitag bestätigte.

Die Luxemburger hatten die Abtretungsvereinbarung mit Publicitas zur Garantie eines Restrukturierungskredits von 15 Millionen Franken im Februar abgeschlossen. Thalos ist demnach im Konkursfall gegenüber den anderen Gläubigern bevorzugt.

Ebenfalls einen Abtretungsvertrag mit Publicitas hat das Verlagshaus Tamedia. Wie Tamedia-Sprecher Christoph Zimmer mitteilte, besteht der Vertrag bereits seit 2016, als die Vertragserneuerung anstand und der Zahlungsfluss stockte. Ob Medienunternehmen deswegen gegen dem Tamedia-Verlag von Verlegerpräsident Pietro Supino klagen, ist bisher noch offen. Zimmer hielt fest, die Vereinbarung mit den Luxemburgern sei mit dem Tamedia-Vertrag nicht vergleichbar. Es gehe darin kaum um Werbeleistungen von Thalos zugunsten von Publicitas.

Nachfolgegesellschaft in Planung

Publicitas war in Schieflage geraten, nachdem immer mehr Verlage die Zusammenarbeit mit dem Unternehmen beendet hatten. Zuerst war Tamedia ausgestiegen, andere Medienhäuser folgten. Sie alle monierten die schlechte Zahlungsmoral und Ausstände.

Tamedia-Sprecher Zimmer erklärte, die Entwicklung sei für niemanden positiv, auch nicht für Tamedia. Ein Zuwarten hätte die Situation weiter verschlimmert. Tamedia, NZZ, AZ Medien, der «Corriere del Ticino» und der Verlegerverband Schweizer Medien kündigten nach dem Antrag auf Nachlassstundung für Publicitas an, eine neue Gesellschaft zur Abwicklung von Medienkampagnen zu gründen. Ringier war vorerst nicht an Bord.

Publicitas litt wie die Medienhäuser unter dem markanten Rückgang der Printwerbung. Das Unternehmen schrieb in der Vergangeheit mehrfach rote Zahlen, zog sich aus Auslandgeschäften zurück, wurde geschrumpft und umstrukturiert. (SDA / ank)

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