«Man vergisst die Kamera»

Bei TV24 steht mit «Sing meinen Song» ab 21. Februar während acht Episoden jeden Abend ein anderer Star im Mittelpunkt, dessen erfolgreichste Songs von den anderen Künstlern neu interpretiert werden. Im Gespräch mit der Werbewoche erzählt Gastgeber Seven von den Dreharbeiten.

TV24

Kamen für die Dreharbeiten zu «Sing meinen Song» auf Gran Canaria zusammen: Francine Jordi, Marc Storace, Gastgeber Seven, Stefanie Heinzmann, Ritschi, Steff La Cheffe und Loco Estrico (v.l.n.r.)

 

Werbewoche: Wie würden Sie mit drei Schlagworten die eine Woche Dreharbeiten auf der Insel Gran Canaria beschreiben?

Seven: Emotional, musikalisch und zusammenschweissend.

 

Fangen wir mit Emotional an: Was war so emotional?

Wir haben sieben Musiker, die sich mit ihrer eigenen Musik mehr oder weniger Tag und Nacht beschäftigen, die mit den Songtexten ihr Inneres nach aussen kehren, und die sitzen zusammen und singen Songs füreinander. Plötzlich hörst Du deinen Song aus dem Mund eines anderen Künstlers, drei Meter entfernt und das macht was mit Dir. Es ist hochemotional, Du erlebst deine eigene Musik völlig neu dadurch.

 

Gab es Tränen?

Das kann einem schon sehr nahe gehen, da sind extreme Emotionen vorprogrammiert. Man vergisst die Kamera.

 

Wenn wirklich Dinge passieren, die zwar für den Zuschauer sicher spannend, aber für den Protagonisten nicht tragbar sind, können diese Momente rausgeschnitten werden?

Das ist eine der Bedingungen überhaupt, dass wir uns auf diese Reise in diesem Format begeben haben. Dieses Mitspracherecht ist essentiell, damit du dich überhaupt so öffnest vor der Kamera. Also ja, natürlich kann man sagen, das man etwas rausgeschnitten haben möchte.

 

Aber wir sehen ja als Zuschauer im Fernsehen schon, wenn sich mal jemand versingt oder den Text vergisst. 

Ja, weil es menschlich ist und deshalb auch gestattet wird. Das sind ja keine grossen Sachen. Das passiert. Und zeigt auch, wie viel Mut es braucht, sich auf so was einzulassen. Man ist so aufgeregt, unglaublich.

 

Dabei sind alle Musiker mit ihrer eigenen Musik schon vor Tausenden von Menschen aufgetreten.

Es ist viel schwerer, vor sechs Menschen zu singen und dann noch nicht mal deinen eigenen Song, als vor 10’000 Menschen, die Du nicht kennst.

 

Zusammenschweissend: Seid Ihr eine andere Gruppe gewesen auf dem Rückflug?

Ja. Es ist verrückt, wie man zusammenwächst in so kurzer Zeit, weil jede und jeder die Hosen runterlässt und sich so zeigt, wie man es nicht für möglich gehalten hätte. Das Gefüge ist fragil, wenn einer aus dem Rahmen fällt, kann alles kippen.

 

Können Sie das genauer erklären?

Schon bei der Auswahl der Künstlerinnen und Künstler habe ich mir Gedanken gemacht über die einzelnen Charaktere und wie sie sich einfügen. Es braucht enorm viel Respekt und auch Mut. Respekt vor der Musik der anderen und Mut, sich aus seiner Komfortzone herauszuwagen auf unbekanntes Terrain. Wir sind jetzt wie eine Pfadfindertruppe und freuen uns irre auf ein Wiedersehen.

 

Musikalisch: Sie haben richtig gut gewählt, die Vielfalt der Schweizer Musikszene wird super widergespiegelt. Schlager, Rap, Latino, Funk, Soul, Pop, alles dabei. Ich wäre gespannt zu erfahren, wie zum Beispiel Francine Jordi mit den Songs von Ihnen zurechtkommt?

Man wird sich wundern, das kann ich schon mal klar sagen. Gerade Francine Jordi kann einfach alles, sie ist studierte Sängerin und Pianistin. Das ist das Tolle an sing meinen Song, man erlebt die Musiker ganz anders, als nur mit ihrem Genre, sie können völlig neue Seiten von sich präsentieren. Einfach toll, ich freue mich sehr, wenn die Schweiz das zu sehen kriegt.

 

Sie sind der Gastgeber in diese Runde. Was haben Sie empfunden, als TV24 Sie angefragt hat?

Ich hatte furchtbar viele Bedenken, war aber natürlich auch sehr geschmeichelt. Ich habe mich gefragt, ob dieses Format in der Schweiz funktioniert. Ich habe dem Sender gesagt, wenn ich es mache, dann muss es mindestens so gut werden wie in Deutschland. Und so hat man mir sehr viele Freiheiten gewährt. Ich habe die Künstler ausgewählt und auch die Musiker. Mit der Produktionsfirma Habegger habe ich eng zusammengearbeitet. Die Regie ist eine wichtige Schnittstelle.

 

Wie haben Sie sich darauf vorbereitet?

Ich musste natürlich schauen, dass uns nicht alles um die Ohren fliegt, den Rhythmus vorgeben, da und dort ein wenig lenken, aber ich habe natürlich alle meine Host-Kollegen aus Deutschland – Xavier Naidoo, Michael Patrick Kelly, Boss Hoss – angerufen und mir Tipps und Ehrfahrungswerte abgeholt. Und dann habe ich mich wieder auf mich berufen und geschaut, was ist mir wichtig, wie will ich mich präsentieren.

 

Und, zufrieden?

Ja, das ganze Konzept ist aufgegangen, wir hatten eine wahnsinnig intensive und emotionale Zeit.

 

Es wird ja nach jedem Abend der Song des Abends bestimmt, und dabei wird der Künstler, der am meisten berührt hat, mit einem Gegenstand beschenkt. Verraten Sie uns, was es ist, eine Flöte oder eine Rose vielleicht?

(lacht) Nein, das müssen Sie dann in der Sendung sehen, aber verraten kann ich, es ist sehr lustig.

 

Wo werden Sie die Sendungen schauen, wenn sie bei TV24 ausgestrahlt werden?

Wir haben verabredet, dass immer derjenige einlädt, dessen Songs an diesem Abend gesungen werden. Ich hoffe, es klappt. Es wäre wunderbar, die Pfadfindergruppe wieder zu vereinen für diese Abende.

 

Mehr Hintergründe, ein Interview mit Roger Elsener von CH Media und Habeggers Herausforderungen bei der technischen Umsetzung lesen Sie in der Werbewoche 1-2/2020, die am 6. Februar erscheint.

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