SonntagsZeitung darf Daniele Ganser als Verschwörungstheoretiker bezeichnen

Die SonntagsZeitung hat Daniele Ganser als Verschwörungstheoretiker bezeichnet. Darf sie das? Ja, wenn sie sich an den Journalistenkodex hält, sagt der Schweizer Presserat. Das haben die Autoren getan, auch wenn sie es sich dabei recht einfach gemacht haben.

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Am 11. März 2018 berichtete die SonntagsZeitung über eine Veranstaltung in Basel, an der vier «Verschwörungstheoretiker» aufgetreten waren, unter ihnen der Historiker Daniele Ganser. Eine Publikumsbeschwerde beanstandete beim Presserat, Ganser sei im Artikel als Verschwörungstheoretiker diffamiert worden und es seien ihm Aussagen in den Mund gelegt worden, die Ganser nicht gemacht habe. Zudem werde Ganser mit Bildern der Mondlandung und von Kondensstreifen in die Nähe von «ganz anderen, sehr umstrittenen Themen gerückt», so der Beschwerdeführer.

Der Presserat schreibt nun in einer Mitteilung: Er hat nicht zu beurteilen, ob Daniele Ganser ein Verschwörungstheoretiker ist oder nicht. Er hat zu beurteilen, ob sich die SonntagsZeitung an den Journalistenkodex gehalten hat. Das habe sie getan, indem sie einen Experten ausführlich zu Wort kommen liess. Dieser erklärt im Artikel, was für Verschwörungstheoretiker typisch sei und weshalb Ganser zu diesen gehöre. Die Journalisten stützen sich dabei jedoch lediglich auf diesen einen Experten, was etwas mager ist. Zudem haben sie Ganser nicht zum Vorwurf befragt. Immerhin aber haben sie eines seiner wichtigsten Argumente wiedergegeben: Er stelle nur Fragen, sage Ganser immer wieder.

Der Presserat konnte schliesslich nicht feststellen, dass die SonntagsZeitung Ganser falsche Aussagen in den Mund gelegt hätte. Und die Bilder von der Mondlandung und dem Kondensstreifen gehören zu einem Listicle auf der gleichen Doppelseite. Dabei ginge es zwar auch um Verschwörungstheorien, aber die Bilder seien optisch klar getrennt vom Artikel über Ganser.

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