Streik bei Tamedia Romandie

Die Redaktionen von Tamedia Romandie sind am Dienstag um 16 Uhr in einen Streik getreten. Sie protestieren mit der Arbeitsniederlegung gegen die geplante Einstellung der gedruckten Ausgabe der Tageszeitung Le Matin.

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Die Redaktionen aller Tamedia-Publikationen in der Westschweiz wollen bis Mittwoch um Mitternacht streiken, wie die Gewerkschaft Syndicom und der Journalistenverband Impressum am Dienstag mitteilten. Der Streik wurde von 88 Prozent des Redaktionspersonals beschlossen. Ab 16 Uhr trafen sich Dutzende Angestellte vor dem Hochhaus der Tamedia in Lausanne zu einem Sitting.

Kurz nach 16 Uhr am Dienstag versandte Tamedia eine Mitteilung, in der sie zur sofortigen Beendigung des Streiks aufruft: «Tamedia fordert alle Mitarbeitenden von Le Matin und die Vertreter von Impressum auf, den Streik sofort zu beenden. Andernfalls könnte Tamedia den GAV kündigen». Weiter heisst es in der Mitteilung von Tamedia: «Nachdem Tamedia in der vergangenen Woche sehr detailliert auf die Vorschläge der Delegation von Mitarbeitenden und Gewerkschaften eingegangen ist, hat sie die Vertreter der Redaktionen und von Impressum aufgefordert, am 28. Juni 2018 mit der Erarbeitung eines Sozialplans unter Berücksichtigung des GAV zu beginnen. Ziel dieser Verhandlungen ist es, flankierende Massnahmen zu ergreifen, die es den Betroffenen ermöglichen, die Folgen eines Arbeitsplatzverlustes abzufedern und ihnen zu helfen, eine neue Arbeitsstelle zu finden.»

Von Seiten Syndicom heisst es als Begründung für den Streik: «Die Westschweizer Redaktionen von Tamedia verurteilen die angekündigte Einstellung der Printausgabe von Le Matin und die Kündigungen, die Tamedia ausgesprochen hat, obwohl vor der kantonalen Einigungsstelle ein Schlichtungsverfahren im Gange war. Sie sind empört, dass Tamedia die Vorschläge der Redaktionen – mit denen die Auswirkungen der von Tamedia getroffenen Massnahmen begrenzt werden sollten – abgelehnt hat.» Die Forderungen der Streikenden, laut Syndicom-Mitteilung, sind: «dass der Tamedia-Konzern sich ernsthaft, intensiv und ohne vorherigen Ausschluss irgendeiner Lösung – einschliesslich der Preisgabe von Titeln – in einem Prozess engagiert, mit dem die Vielfalt der Westschweizer Presse gewahrt werden kann.» Weiter fordern die Redaktionen, so die Gewerkschaft, dass Tamedia den betroffenen Personen vorläufig die Rücknahme der seit Juni 2018 ausgesprochenen Kündigungen anbiete.

Tamedia will die gedruckte Ausgabe von Le Matin auf Ende Juli Einstellen (Werbewoche berichtete). 41 Mitarbeitenden droht der Verlust des Arbeitsplatzes. Das Medium soll es nur noch online geben und mit einer 15-köpfigen Redaktion weiterentwickelt werden. Nicht betroffen vom Abbau ist indes die Sonntagszeitung Le Matin Dimanche. Tamedia begründete den Entscheid Anfang Juni mit «den anhaltenden Verlusten der Printausgabe» von Le Matin. 2017 lag das Defizit des Blatts bei rund 6,3 Millionen Franken, über die letzten zehn Jahre bei 34 Millionen Franken. Die Tamedia-Gruppe wies für das vergangene Jahr einen Gewinn von 170 Millionen Franken aus. (SDA/nod)

Bild:Syndicom

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