SRG plant trotz klarem No-Billag-Nein Reformen und Stellenabbau

Die SRG will die öffentliche Kritik am Unternehmen ernst nehmen: Sie hat noch am Abstimmungssonntag tiefgreifende Reformen angekündigt. Neben einem Stellenabbau in noch unbekanntem Ausmass sollen auch die Werbung und die Online-Aktivitäten eingeschränkt werden.

marchand

Die SRG-Spitze zeigte sich vor den Medien in Bern einerseits sichtbar erleichtert und bestätigt, andererseits demütig. Spurlos ist der emotional geführte Abstimmungskampf nicht am Unternehmen vorbeigegangen – trotz dem schliesslich überraschend deutlichen Nein zur No-Billag-Initiative.

«Wir stehen vor einem Neuanfang», sagte SRG-Generaldirektor Gilles Marchand. Die SRG befinde sich an einem „historischen Wendepunkt» in ihrer Geschichte und ab sofort in einem «permanenten Reformprozess».

Unbekannter Umfang des Stellenabbaus

Insgesamt kündigte der SRG-Generaldirektor wegen der Gebührensenkung von heute 451 Franken auf 365 Franken im Jahr und der sinkenden Werbeerlöse Sparmassnahmen in Höhe von 100 Millionen Franken an. Das Unternehmen werde ab dem kommenden Jahr bei der Infrastruktur, in der Verwaltung, in der Technik, bei den Immobilien, den Produktionsprozessen und in der Distribution rund 80 Millionen Franken sparen.

Wo, wie und um wie viel konkret abgebaut wird, lässt die Unternehmensführung noch offen. Klar ist: Auch Arbeitsplätze sind betroffen. Laut Marchand wird die SRG den Abbau mit den Sozialpartnern besprechen und zu gegebener Zeit kommunizieren.

Weitere 20 Millionen Franken sollen reinvestiert werden. Dabei geht es darum, den Fokus des Angebots anzupassen. «Wir haben im Abstimmungskampf das junge Publikum gehört. Es will auf eine neue Art mit den Medien interagieren.»

Kein Text ohne Audio oder Video

Marchand erklärte weiter, die SRG werde künftig die Hälfte der Gebühreneinnahmen für «ausgewogene Information in vier Sprachen» aufwenden. Und sie werde das Engagement bei der einheimischen Kulturproduktion – insbesondere beim Film und den Serien – noch weiter fördern. «Alles mit dem Ziel, sich auf die Raison d’être zu konzentrieren.»

Zusätzlich setze die SRG in Zukunft auf die Verbesserung des digitalen Angebots. Dazu wolle sie eine mehrsprachige Plattform aufbauen, die es erlaube, dem Publikum möglichst alle SRG-Produktionen aus allen Sprachregionen mit entsprechender Übersetzung zugänglich zu machen.

Nach eigenen Angaben verzichtet die SRG künftig darauf, Spielfilme durch Werbeblöcke zu unterbrechen. Auch würden künftig keine Texte mehr online verbreitet, ohne dass ein Audio- oder Videobeitrag zum Thema vorliege, sagte Marchand.

Kooperationen statt Alleingang

Ausserdem will die SRG den privaten Schweizer Medienanbietern ihre Archivinhalte zur Verfügung stellen. Sie wolle weiter auch keine regionale zielgruppenspezifische Werbung anbieten, auch wenn das dereinst regulatorisch möglich würde.

«Wir haben die Kritik im Abstimmungskampf gehört», sagte der SRG-Generaldirektor. Ein Alleingang der SRG sei in Zukunft nicht mehr möglich.

Deshalb erkläre sich die SRG bereit, gemeinsam mit anderen Schweizer Radiostationen einen nationalen Radio-Player aufzubauen. Und sie zeige sich offen für Kooperationen beim Betrieb der Musiksender Swiss Pop, Swiss Jazz und Swiss Classic.

Kein Austritt aus Admeira

Einen Austritt aus der Werbeplattform Admeira lehnt die SRG ab. «Wir wollen aber die Aufnahme neuer Aktionariatspartner
unterstützen», sagte Marchand.

Betreffend Nachrichtenagentur SDA sagte er, dass sie im kommenden Jahr keine weiteren Rabatte gewähren müsse. Der Vertrag mit der Agentur werde auf der Basis von 2018 um ein Jahr verlängert.

Die Pläne der SRG werden laut den Verantwortlichen im Verlauf des Sommers 2018 in detaillierter Form präsentiert. Die Umsetzung startet im nächsten Jahr und zieht sich über die nächsten fünf Jahre. (SDA)

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