Liechtensteiner Medien unter Druck – Parteien reagieren mit Vorstössen

Auch im Fürstentum Liechtenstein sind die Medien unter Druck geraten. Als Sparmassnahme reagierte eine Zeitung mit der Streichung einer Ausgabe pro Woche. Zwei politische Parteien reichten nun am Montag Vorstösse zur Mediensituation an die Regierung ein.

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Abonnentinnen und Abonnenten der ältesten Tageszeitung im Fürstentum, des Liechtensteiner Volksblattes, erhalten seit Anfang Februar nur noch fünf statt sechs Ausgaben pro Woche zugestellt. Mit dieser Massnahme werde bei den steigenden Druck- und Vertriebskosten gespart, ohne jedoch bei der publizistischen Leistung Abstriche zu machen. Dies teilte die Herausgeberin, die Liechtensteiner Volksblatt AG, mit. Eingestellt wurde die Printausgabe am Dienstag.

Die publizistischen Leistungen, die am Dienstag nicht mehr mit der gedruckten Zeitung unter die Leute gebracht werden, finden sich im elektronischen Nachrichtenportal des Medienhauses. Verwaltungsrat- und Geschäftsleitung geben sich überzeugt, mit «dieser langfristigen Strukturverbesserung» den Fortbestand der Traditionszeitung, welche dieses Jahr 140-jährig wird, sichern zu können.

Parteien reagieren

Die Streichung der Dienstagausgabe des Volksblattes bei gleichzeitiger Anhebung des Abo-Preises hat die Schwierigkeiten der Medien in Liechtenstein breiten Kreisen bewusst gemacht. Am Montag reagierten zwei von vier im Parlament vertretenen Parteien.

Die Fortschrittliche Bürgerpartei (FBP) reichte eine Interpellation zur Entwicklung des Medienstandortes ein. Der Medienplatz sei seit einigen Jahren in Bewegung, schrieb sie. Erwähnt werden neben der Streichung einer Ausgabe beim Liechtensteiner Volksblatt Personalreduktionen bei der Vaduzer Medienhaus AG, der Herausgeberin der Tageszeitung Liechtensteiner Vaterland, sowie hohe notwendige Investitionen bei Radio Liechtenstein.

Der Medienplatz Liechtenstein sei in Bewegung, und dies nicht zum Vorteil der Meinungsbildung und Demokratie, schrieb die Partei von Regierungschef Adrian Hasler.

Volksbefragung zur Medienlandschaft

Die Oppositionspartei Freie Liste (FL) reichte am Montag ein Postulat ein, in dem sie die Regierung auffordert, die Wirksamkeit der Medienförderung in Bezug auf Medien- und Meinungsvielfalt zu überprüfen. Überprüft werden soll konkret, wie die «Medien- und Meinungsvielfalt sowie die Unabhängigkeit, Neutralität, Objektivität und Qualität von Medienunternehmen verbessert werden könnte».

Ausserdem wird die Regierung ermuntert, «mindestens eine repräsentative Volksbefragung» durchzuführen. Sie soll Aufschlüsse liefern über Finanzierungsvorstellungen, Qualitätsansprüche, Konsumgewohnheiten und Weiterentwicklungsvorstellungen der Mediennutzer.

Zwei Tageszeitungen und ein Radio

Liechtensteinerinnen und Liechtensteiner informieren sich hauptsächlich über die beiden Tageszeitungen, die Parteiblätter sind, über das aktuelle Geschehen im Land. Eine wichtige Rolle spielt darüber hinaus Radio Liechtenstein.

Staatlich unterstützt werden die Zeitungen über die gesetzlich geregelte Medienförderung. Gemäss Angaben der Freien Liste wurden letztes Jahr 1,7 Millionen Franken von total 1,8 Millionen Franken den beiden Tageszeitungen ausbezahlt. Radio Liechtenstein erhält einen Landesbeitrag von deutlich über einer Million Franken pro Jahr. Markant weniger stark gefördert wird dagegen der private Fernsehkanal 1#FL#TV. (SDA)

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