AZ Medien könnte in die Lauberhorn-Bresche springen

Ein Ja zu No Billag würde nicht zwingend das Ende der Lauberhorn-Abfahrt bedeuten, ist Roger Elsener, Geschäftsführer TV und Radio von AZ Medien, überzeugt. Das Medienhaus zeigt sich interessiert an freiwerdenden Lizenzen.

lauberhorn-2018

Ohne Übertragung keine Lauberhornabfahrt – diese Aussage scheint unbestritten. Für die SRG ist die Produktion des prestigeträchtigsten Rennens in der jährlichen Weltcup-Agenda eine Art Königsdisziplin: Mit viel Aufwand, der neusten Technik und einzigartigen Aufnahmen trägt SRF einen zweistündigen Werbespot für das Wintersportland Schweiz in die Welt hinaus. Am vergangenen Samstag fingen 23 SRF-Kameras den Sieg von Beat Feuz ein, über zehn Tonnen Material wurde für die Übertragung auf- und abgebaut.

Die Abfahrt in Wengen gilt als eines der argumentativen Paradebeispiele für teure, aufwendige Produktionen, die ohne Radio- und TV-Gebühren nicht gestemmt werden könnten. Das Lauberhorn-OK zeigt sich gegenüber 20 Minuten entsprechend besorgt über die anstehende No-Billag-Initiative. Alles hänge von der SRG-Produktion ab – die attraktive Plattform sei beispielsweise eine Voraussetzung, dass die Jungfraubahnen jährlich 1,7 Millionen Franken in das Rennen investierten. Ohne SRG würde das Schweizer Wintersport-Aushängeschild Nummer eins wohl alt aussehen.

Beat-Feuz

Das sehen nicht alle so. Roger Elsener von AZ Medien sagt gegenüber der SonntagsZeitung: «Wir könnten die Produktionskosten der Lauberhorn-Skirennen grundsätzlich stemmen und sie übertragen.» Voraussetzung wäre laut Elsener, dass man gleich den gesamten Ski-Alpin-Weltcup übernehmen und so die fremdproduzierten Rennen aus dem Ausland günstig übertragen könnte.

Dass für eine Übertragung des Lauberhornrennens nicht nur finanzielle Mittel, sondern vor allem auch viel Know-How nötig ist, würde für AZ Medien keine Hürde darstellen, wie Elsener auf Nachfrage der Werbewoche erläutert: «Wir würden eine externe Produktionsfirma beauftragen, die das notwendige Know-How für Ski-Produktionen mitbringt. So wie wir das auch tun, wenn wir andere Live-Sportevents übertragen. In einigen Fällen arbeiten wir auch mit TPC zusammen, zum Beispiel beim CSI Zürich.»

Auch andere Lizenzen, sofern sie denn frei würden, wären für den AZ-Medien-Sender TV24 demnach interessant: Eishockey, Tennis oder Fussball im Sport- und weitere Rechte im Unterhaltungsbereich, so Elsener. Der Spengler-Cup, die Fussball-Champions-League, die Spiele der Schweizer Nati – für die «Sahnehäubchen» des TV-Sports würden sich vermutlich viele Interessenten finden. Auch 3+-Chef Dominik Kaiser zeigte in der Vergangenheit starkes Interesse an den Nati-Spielen, welche für die SRG eine Art heiligen Gral darstellen.

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Die Folgen für die Randsportarten wären unklar

Wesentlich schwieriger dürfte es nach einem No-Billag-Ja für Sportarten werden, die weniger publikumswirksam sind und heute von der SRG dennoch berücksichtigt werden. Er könne sich nicht vorstellen, dass die gesamte Palette so gut abgedeckt werden könnte, wie es bei der SRG dank den Gebühren der Fall sei, sagt etwa Jürg Stahl, Präsident von Swiss Olympic, gegenüber der SonntagsZeitung. Die SRG sei ein wichtiger Faktor dafür, wieso die Schweiz – wie kaum ein anderes Land – in so vielen Sportarten so erfolgreich sei.

Dem widerspricht No-Billag-Initiant Olivier Kessler. Durch die Anreizsysteme würden Private auf dem freien Markt die gleichen Leistungen anbieten können, ist er überzeugt. Und dies sogar besser und günstiger. Während Staatsmedien unabhängig von Leistung und Effizienz Gebührengelder zufliessen würden, müssten sich Private an den Kundenbedürfnissen orientieren und einen haushälterischen Umgang mit den Mitteln pflegen.

Dass sich Private und Randsportarten nicht ausschliessen, bestätigt auch Roger Elsener auf Nachfrage der Werbewoche: «Wir haben im Dezember/Januar gerade gezeigt dass wir eine Randsportart wie Darts erstmals erfolgreich ins Schweizer Privatfernsehen gebracht haben. Notabene eine Randsportart, die SRF noch nie gezeigt hat.» Ausserdem habe man in der Vergangenheit schon Sportarten wie Unihockey, Reiten oder Tanzen übertragen. (hae)

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