«Das wird noch Folgen haben»: Schawinski droht SonntagsZeitung wegen Thiel-Artikel

Die Publikation eines Meinungsbeitrags von Andreas Thiel über Roger Schawinskis neues No-Billag-Buch soll «noch Folgen haben», kündigt der Radiopionier in der Sendung «TalkTäglich» an.

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«Über Herrn Thiel möchte ich gar nichts sagen», sagte Schawinski am Montag in der Sendung «TalkTäglich» zu Moderator Markus Gilli, als dieser ihn auf den Artikel vom Sonntag ansprach. «Schlimm finde ich, was die SonntagsZeitung gemacht hat, mir Unterstellungen zu machen, ich würde Nazi-Rhetorik bringen, ich sei Rassist etc. – das wird noch Folgen haben.» Die Zeitung habe – typisch für die heutige Zeit – «jeden Boden des Anstandes verlassen».

Dass Schawinski den Thiel-Beitrag nicht auf sich sitzen lässt, überrascht nicht. Der Satiriker vergleicht in seinem Artikel «Schawinski gegen Schawinski» die Argumentationsstränge und die Rhetorik des Radio-1-Chefs offen und direkt mit denjenigen der Nationalsozialisten. Dass Schawinski versuche, seine Gegner «als Rassisten oder sonst welche «Extremisten», und zwar «aus dem ganz rechten Lager» hinzustellen», erinnere an die Sprache des Dritten Reiches, ist Thiel überzeugt. Ebenfalls direkte Parallelen zur Nazi-Rhetorik zieht Thiel bei Schawinskis Aussage, das wichtigste Motiv der No-Billiag-Initianten sei ein «tief verwurzelter Hass gegen die SRG». Hier schreibt Thiel wörtlich: «Wäre Schawinski nicht so belesen, müsste man annehmen, ihm sei nicht bewusst, dass er hier eine Anleihe bei der Nazipropaganda macht. Nach dem Philologen und Holocaustüberlebenden Victor Klemperer – der die Rhetorik des Dritten Reichs zerlegt hat wie kein anderer – war der von den Nazis allen Juden angedichtete «abgrundtiefe Hass» ein Hauptmotiv der Judenhetze».

Dass Thiel Schawinski so gezielt mit Nazi-Vergleichen belastet, kann durchaus als kalkulierte Provokation in Richtung des Radiopioniers gedeutet werden. Schawinskis jüdische Vorfahren haben einst in Polen gelebt. «Wären sie nicht genau vor hundert Jahren von Polen in die Schweiz gezogen, dann würde es mich nicht geben», sagte Schawinski 2014 in einem Baz-Interview. Nach Polen wolle er nach einer Reise 1990 nie wieder zurück: «Dort waren mir der Zweite Weltkrieg und der Holocaust so nahe, das empfand ich beinahe als unerträglich.»

Über Andreas Thiel, mit dem Schawinski einst in seiner SRF-Talkshow «Schawinski» eskalierend aneinandergeraten war, als es um einen in der Weltwoche publizierten Islam-Artikel von Thiel ging, sagte der Buchautor dann doch noch etwas: «Herr Thiel weiss noch weniger über Medien als über den Islam».

Ob Schawinski juristisch gegen die SonntagsZeitung vorgehen wird, liess er am Montagabend offen. (hae)

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