AZ Medien schielt auf Übernahme von SRG-Sportübertragungen

Vieles, was die SRG leistet, könnten auch Private, findet AZ-Medien-Fernsehchef Roger Elsener. Die SRG hingegen ist überzeugt, dass diese Annahme nicht stimmt.

sekgeiie

Der AZ-Sender TV 24 hat das Schlagerspiel der WM-Quali-Barrage, Italien-Schweden, übertragen und damit prompt die höchste je gemessene Quote in der Primetime erzielt. Über 15 Prozent Marktanteil bedeuten den Top-Wert der Sendergeschichte.

Das macht Lust auf mehr – erst recht, wenn man die Quoten von SRF 2 bei Schweiz-Nordirland betrachtet: 57 Prozent. 45 Prozent in der Westschweiz, 53 Prozent im Tessin.

«Wir würden unsere Chance nutzen»

Wie AZ-Medien-Fernsehchef Roger Elsener gegenüber dem SonntagsBlick sagt, wäre für die Privaten mehr möglich: «Grosse Teile im Bereich Sport lassen sich gewinnbringend betreiben», ist er überzeugt.

Erst recht, falls bei einer Annahme der No-Billag-Initiative die SRG als Wettbewerberin wegfallen würde – man ziele öfter auf die gleichen Inhalte, sagt Elsener. Sowohl im Sport, wie im Unterhaltungsbereich. So stünde man denn bei einer allfälligen Annahme in den Startlöchern: «Wir würden unsere Chance nutzen und die Übernahme einzelner Geschäftsbereiche prüfen», lässt der TV-Chef von AZ Medien durchblicken.

Natürlich gäbe es im Falle einer Neuvergabe der Sportrechte interessierte Mitstreiter – besonders UPC (MySports) und Swisscom (Teleclub). Scheinbar glauben die Verantwortlichen der beiden Häuser jedoch nicht an einen Erfolg der No-Billag-Initiative. Der SonntagsBlick stützt sich bei dieser Aussage auf Informationen von «Insidern».

Ein weiterer Interessent an den SRG-Sportübertragungen wäre Dominik Kaiser und seine 3+-Sendergruppe. Besonders, wenn es um die Nati-Spiele geht, für die man in der Vergangenheit schon versucht hat, mitzubieten und seitens der SRG auf erbitterten Widerstand gestossen sein soll (Werbewoche.ch berichtete).

Sport ist laut SRG weder gewinnbringend, noch kostendeckend

Wäre alles so simpel mit den beliebten Sportübertragungen? Nein, winkt die SRG ab. In der Schweiz lasse sich mit der Sportberichterstattung kein Geld verdienen, ist Lino Bugmann, Sprecher von SRF Sport, überzeugt. Und liefert Zahlen: Im Durchschnitt deckten die kommerziellen Einnahmen – also Werbung und Sponsoring – nur 13,1 Prozent der Vollkosten ab.

Der Grund: In diese Rechnung fliessen zu einem beachtlichen Teil die Kosten für die eigenen Produktionen mit ein. Es ist wesentlich günstiger, die Übertragungsrechte für ein fremdproduziertes WM-Quali-Spiel zu kaufen, als beispielsweise eine Lauberhorn-Abfahrt zu produzieren und zu übertragen. Solche Aufwände wären ohne den Gebührenzahler nicht zu stemmen.

Und natürlich zeigt und fördert die SRG auch (Rand-)Sportarten, die aus rein kommerzieller Sicht vermutlich zu wenig interessant wären.

Die gesamten Sport-Aufwände – also Rechte, Produktionen und Umsetzung – kosten jeden Schweizer Haushalt fünf Franken pro Monat, wie Bugmann dem SonntagsBlick verrät. (hae)

Weitere Artikel zum Thema