Trotz neuem Konzept: SRF will nichts mehr von der Miss-Wahl wissen

Die neuen Besitzer der Marke Miss Schweiz können nicht mit der Unterstützung von SRF rechnen. Schlägt nun die Stunde von 3+?

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Guido Fluri, unter dem die Miss Schweiz zu einem karitativen Gesamtprodukt umgebaut wurde, hat die Marke an Angela Fuchs, Iwan Meyer und Andrea Meyer verkauft. Wie die Schweiz am Wochenende wissen will, soll dabei «weit über eine halbe Million Franken» geflossen sein.

Gegenüber der Zeitung lassen die drei neuen Besitzer verlauten, es hätten sich bereits mehr als 1000 junge Frauen für die kommende Wahl beworben – und man sei mit mehreren Fernsehsendern im Gespräch.

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Welcher Sender mit Garantie nicht unter den Gesprächspartnern ist: SRF. Ein erneuter Einstieg sei kein Thema, es handle sich «inhaltlich um eine typische Sendung für ein Schweizer Privatfernsehen», so SRF-Sprecherin Eva Wismer gegenüber der Schweiz am Wochenende. Grund für den SRG-Ausstieg 2011 war das sinkende Zuschauerinteresse am einstigen Quotengaranten (Werbewoche.ch berichtete). 2001 schalteten noch über eine Million Menschen die Wahl ein und auch in den Folgejahren waren es fünf mal teils deutlich über 800’000 Zuschauer.

Fluris Erfolg abseits der Öffentlichkeit

Nach dem SRF-Ausstieg übernahm der Zuger Immobilien-Multimillionär Guido Fluri die Marke und steckte über Jahre hinweg viel Geld in das Projekt, die Miss Schweiz zur festangestellten karitativen Botschafterin zu machen. Das öffentliche Interesse an der in den Neunziger- und Nulljahren so mächtigen Marke wurde dadurch zwar nicht grösser, Fluri setzte seine Vision dennoch mit einigem Erfolg in die Tat um. So konnte die Organisation mit ihren Botschafterinnen in den vergangenen zwei Jahren beispielsweise durch spendenfinanzierte Herzoperationen das Leben zahlreicher Kinder retten.

Im Fernsehen ausgestrahlt wurde die Wahl seit 2016 aber nicht mehr, denn Fluri hatte genug von der «oberflächlichen» Live-Sendungen, die nach dem SRF-Ausstieg auf Sat.1 Schweiz mit mässigen Quoten ausgestrahlt wurden (Werbewoche.ch berichtete). Und mit 3+-Chef Dominik Kaiser kam Fluri auf keinen gemeinsamen Nenner. Das was sich Kaiser unter einer erfolgreichen Miss-Wahl-Produktion vorstellt, hatte mit der Vision Fluris wenig zu tun. Ausserdem wollte Kaiser bei einem Einstieg die Sponsorengelder für sich – ein finanzielles No-Go aus Sicht des ehemaligen Marken-Besitzers (Werbewoche.ch berichtete).

«Weg vom totalen Gutmensch-Image»

Kaiser, der offenkundig Interesse hat an einer Zusammenarbeit mit der Miss-Schweiz-Organisation, könnte nun wieder ins Spiel kommen. Denn nach Fluris Rückzug und dem unveränderten SRF-Desinteresse steht die Tür weit offen für den Versuch, den Missen nach Kaisers Vorstellung zu altem Glanz zu verhelfen. Geht es nach dem 3+-Gründer, muss das ganze Konzept konsequent auf das Medium Fernsehen ausgerichtet und «als TV-Format gedacht» werden. Kaiser will «richtige Menschen zum Anfassen», Drama und Emotionen. Mit Fluris «unnahbaren Gutmenschen» konnte er nichts anfangen.

Ganz nach dem Geschmack der neuen Mitbesitzerin Angela Fuchs. Man wolle «weg vom totalen Gutmensch-Image» sagt sie zur Schweiz am Wochenende. Die Miss Schweiz solle vor allem eine Markenbotschafterin sein. Dass diese Absicht laut Meyer «sehr gut» ankomme, erstaunt in der Folge wenig.

Gut möglich also, dass die Marke Miss Schweiz in Zukunft mit der 3+-Sendergruppe assoziiert und wieder an Wert zulegen wird. Denn dass Kaiser weiss, wie Reality-TV funktioniert, hat er in der Vergangenheit mit zahlreichen Formaten und stetig ansteigenden Quoten längst bewiesen. (hae)

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