Köppel greift Schawinski an

Schawinski kenne im Fall Sarasin die Wahrheit – doch stehe nur zu dieser, wenn es ihm passe, wirft Köppel seinem Ex-Kollegen vor.

roger-roger

Die Situation zwischen den ehemaligen Radio-Kollegen Roger Schawinski und Roger Köppel spitzt sich zu. Im sogenannten «Fall Sarasin» klagen Professor Philipp Sarasin und Svenja Goltermann gegen die Weltwoche und den Autoren der Artikelserie, Philipp Gut wegen Ehrverletzung. Gut wurde am Freitag bereits vor dem Zürcher Bezirksgericht schuldig gesprochen (Werbewoche.ch berichtete) – das Verfahren zur Zivilklage wegen Persönlichkeitsverletzung steht noch aus.

Dass Köppel seinen ehemaligen Talk-Kollegen Schawinski als Zeuge vorladen will, wurde bereits vor einem Jahr durch die Sonntagszeitung bekannt (Werbewoche.ch berichtete). Schawinski soll Köppel im Vorfeld einer Aufzeichnung von «Roger gegen Roger» verraten haben, es sei allgemein bekannt, dass das Verhältnis schon vor Abschluss des Berufungsverfahrens bestanden habe. Eine Aussage, welche die Berichterstattung der Weltwoche entlasten würde.

«Seelenverwandte»

Dass es Köppel offenbar ernst ist mit seinem Plan, Schawinski als Zeuge aufbieten zu lassen, enthüllt nun erneut die Sonntagszeitung. Sie veröffentlicht die «Aktennotiz», welche Köppel nach besagter Aufzeichnung verfasst hat. Darin steht, dass Schawinski das Thema Sarasin für «Roger gegen Roger» «vehement per SMS» abgelehnt habe. Später habe er diese Reaktion im Studio begründet und dabei unfreiwillig Philipp Guts publizierte Inhalte bestätigt: Schawinski habe – so Köppel – den Artikel falsch verstanden und gemeint, die Weltwoche werfe Sarasin eine Affäre während des Berufungsverfahrens vor. Bei der Relativierung dieses vermeintlichen Vorwurfs habe Schawinski dann die eigentliche These der Weltwoche, nämlich eine länger zurückliegende Affäre, bestätigt. Schawinski bezeichnet Sarasin in der Aktennotiz als «langjährigen Freund», der «vor 10 oder 15 Jahren eine Affäre mit Svenja» hatte. Seither seien die beiden, so Schawinski , «Seelenverwandte».

Aktennotiz beendete «Roger gegen Roger»

In einem der Sonntagszeitung ebenfalls vorliegenden persönlichen Brief von Köppel an Schawinski wirft der Weltwoche-Verleger seinem ehemaligen Kollegen nicht nur vor, nur dann zur Wahrheit zu stehen, wenn es ihm passe, sondern auch, dass «Roger gegen Roger» alleine wegen der besagten Aktennotiz abgesetzt worden sei. Schawinski begründete das Ende damals mit Köppels Einstieg in die Politik. Köppel nutze die Sendung immer mehr für seine persönliche Wahlpropaganda, statt als Journalist aufzutreten, so die offizielle Begründung. «Politiker und Journalist gleichzeitig – das geht meiner Meinung nach gar nicht», erklärte Schawinski gegen über dem Blick.

«Juristisch irrelevante Gerüchte»

Schawinski weist die erhobenen Vorwürfe vehement zurück. Köppel habe ihn «aufgrund eines sogenannten Gesprächsprotokolls bei Gericht denunziert», sagt er zur Sonntagszeitung. Er wirft der Weltwoche vor, sich vor Gericht aus Mangeln an Beweisen auf den Quellenschutz zu berufen, diesen in seinem Fall aber aufzuheben. «Moralisch verwerflich» sei dieses Vorgehen.

Den Inhalt der Aktennotiz bezeichnet Schawinski als «Unsinn». Er habe weder Sarasin, noch Goltermann zur Zeit der angeblichen Affäre gekannt – somit wäre die ihm «fälschlicherweise unterstellte Aussage nicht mehr als die Weitergabe von juristisch irrelevanten Gerüchten». Die Berichterstattung der Weltwoche im Fall Sarasin bezeichnet er als «unappetitliche und als Folge der Mörgeli-Affäre politisch motivierte Kampagne».

Zumindest teilweise bestätigt Schawinski Köppels Vorwurf, die Aktennotiz habe die Zusammenarbeit beendet – die «Denunziation» sei nebst dem Wechsel in die Politik «ein Grund» gewesen. Köppels «Stasi-Methoden» hätten das Vertrauensverhältnis zerstört. (hae/soz)

Weitere Artikel zum Thema