Verleger empört über Roger de Weck

Laut Schweiz am Sonntag hat Roger de Weck in Bern eine Lobby-Offensive gestartet. Die privaten Verleger sind empört über seine Argumentation.

deweck_2

Im Vorfeld der Service-public-Debatte, die am 29. August startet, rührt SRG-Generaldirektor in Bern die Werbetrommel. Laut Schweiz am Sonntag, die sich auf mehrere Quellen beruft, sieht de Weck den Qualitätsjournalismus in Gefahr, weil die privaten Verleger in Zukunft immer mehr Mühe hätten, ihn zu garantieren und finanzieren. Es brauche deshalb die SRG als Bollwerk des unabhängigen Qualitätsjournalismus.

Dabei teilt er die Verlage in zwei Gruppen. Die erste habe sich bereits auf andere Geschäftsfelder verlegt und wolle journalistische Produkte tendenziell abstossen. Gemeint sind hier laut Einschätzung des Autors Tamedia und Axel Springer. Die zweite Gruppe – dazu gehören wohl NZZ, AZ Medien und Somedia – konzentriere sich weiterhin auf journalistische Angebote, könne durch eine grössere Wirtschaftskrise aber gezwungen werden, Produkte zu verkaufen.

Als Käufer dieser freiwilligen und unfreiwilligen Verkäufe kommt demnach vor allem Christoph Blocher in Frage. Gestützt wird diese Theorie durch die kürzlich von der Zeitschrift Schweizer Journalist verbreitete Recherche, Blocher plane eine eigene Sonntagszeitung und habe die Basler Zeitung gegen die Berner Zeitung eintauschen wollen.

De Wecks Äusserungen stossen auf harsche Kritik. Gewerbeverband-Direktor Hans-Ulrich Bigler hält sie für «skandalös und unhaltbar». CVP-Präsident Gerhard Pfister findet, de Weck rede die Verlage schwach, «um die SRG als einzigen Garanten darzustellen, der die Meinungsvielfalt sichern kann». Damit instrumentalisiere er die Angst vor Blocher im Medienbereich für SRG-Zwecke.

Kritisiert wird de Weck auch von Blocher selbst. Es sei «nicht der Auftrag des Vorstehers des Staatsfernsehens, private Verlage zu verunglimpfen». Das sei «kreditschädigend» für die Verlage.

Scharfe Worte auch von Somedia-Verleger und Noch-Präsident des Verbands Schweizer Medien Hanspeter Lebrument. «Als Skandal» empfinde er die Tatsache, dass der SRG-Direktor die privaten Verleger in privaten Gesprächen mit Parlamentariern schlechtmache. Die Verlage seien in einer schwierigen Zeit, gibt Lebrument zu. Es sei aber eine «absolute Erfindung» von de Weck, dass die Verleger Produkte einstellten, nur weil sie in gewissen Schwierigkeiten steckten. Die Ergebnisse der Privaten seien «ordentlich» und man gebe die publizistische Kompetenz nicht ab.

Unterstützung erhält de Weck hingegen von SP-Nationalrat und Ex-SRF-Mitarbeiter Matthias Aebischer. Man könne ihm im Spiel «Alle gegen die SRG» nicht vorwerfen, wenn er sich für den Service public zur Wehr setze. Es störe ihn nicht, wenn de Weck über die Gefahr einer Medienkonzentration spreche. Auch BDP-Präsident Martin Landolt findet, de Wecks Bedenken seien «keine Hirngespinste». GLP-Präsident Martin Bäumle schätzt die klaren Worte des SRG-Generaldirektors. (hae/SaS)

Bild: OBS/SRG SSR/Danielle Liniger
 

Weitere Artikel zum Thema