«Die SRG soll sich auf ihre Stärken konzentrieren»

3+-Chef Dominik Kaiser spricht im Interview mit der Sonntagszeitung über seine erfolgreichen Eigenproduktionen und darüber, wie er sich die Schweizer Fernsehlandschaft in Zukunft vorstellt.

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Seit zehn Jahren ist der einzige private, sprachregionale Unterhaltungssender im analogen Netz auf Sendung. Von Beginn weg erreichte 3+ mit Eigenproduktionen wie «Bauer, ledig, sucht…» oder «Der Bachelor» hohe Einschaltquoten und ist mittlerweile mit den Sendungen regelmässig Marktführer in der sogenannt «werberelevanten Zielgruppe». Im Interview mit der Sonntagszeitung erklärt sich Senderchef Dominik Kaiser den Erfolg damit, dass man – im Gegensatz zu ausländischen Sendern – die Leute nicht vorführe und sich lustig über sie mache, sondern herzlich mit ihnen umgehe. Gemeint sind hier vermutlich vor allem Aushängeschilder wie «Bauer, ledig, sucht…» oder «Bumann der Restauranttester». Aber selbst beim Fremdscham-Format «Liebesglück im Osten» wolle man «nie fies sein», sondern das «Aufeinandertreffen zweier Kulturen» thematisieren.

Mischrechnung geht auf

Einen Nachteil haben die erfolgreichen Zugpferde des Senders: Sie sind seit jeher defizitär. Für Kaiser geht die Rechnung dennoch auf. Die Eigenproduktionen prägten die Aussenwahrnehmung der Sender und halte diese auf allen Kanälen im Gespräch – was dem gesamten Programm wiederum neue Zuschauer bringe. Dies wiederum steigere die Relevanz für die Werbekunden, die auch Werbeblöcke im Umfeld von Serien und Spielfilmen buchten. Die Mischrechnung mache Sinn, so Kaiser. Tatsächlich scheint die Rechnung aufzugehen: Seit 2007 sei der Sender profitabel, so der Senderchef. Und: «Heute verdienen wir viel mehr». Wie viel genau, wird aber nicht verraten.

SRF: Nachrichten fördern, Unterhaltung abbauen

Als SRF-Programmchef würde Kaiser diejenigen Sendungen stärken, die am besten laufen und streichen, was nicht ankommt. Konkret: Aktuelles und Nachrichten deutlich ausbauen, Unterhaltung und Sendungen, die auf anderen Sendern auch laufen, zurückfahren. Im Gegensatz zum Unterhaltungssegment will der 3+-Gründer die SRG nicht in ihrer Kernkompetenz angreifen: «Das ist dumm. In naher Zukunft werden wir keine News machen.»

Anders sieht es im Sport aus. Kaiser will Fussballspiele zeigen, «welche die Schweiz bewegen». Nicht mehr Europa League, sondern Nati-Spiele. Man habe deshalb der Uefa ein Gebot unterbreitet, das diese ernst nehme. Das habe man bereits vor der Ära de Weck versucht, worauf man bei der SRG von einem «Nuklearkrieg» gesprochen habe. «Nati-Spiele sind offenbar heilig für die SRG», schliesst Kaiser aus der Reaktion.

Service public für alle

Interessant ist auch Kaisers neuste Idee: Er will den Service public für alle Sender öffnen. Nach diesem Konzept würden die Sendungen der verschiedenen Sparten ausgeschrieben und an denjenigen Sender vergeben, der das beste Angebot macht. Auch wenn er sein Anliegen als «politisch wohl chancenlos» einschätzt, will Kaiser seine Idee vor der nationalrätlichen Kommission vorstellen. Da das Konzept wohl wenig Anklang finden dürfte, will sich der 3+-Chef in einem ersten Schritt dafür einsetzen, dass die Gebührenausgaben der SRG stärker geregelt werden: Eine Konzentration auf die Nachrichtenproduktion einerseits, plus eine systematische Wiederholung von Top-Sendungen wie «Der Bestatter» andererseits. Das gesparte Geld solle statt in US-Serien in Schweizer Produktionen gesteckt werden. Zusätzlich fordert Kaiser eine Öffnung des SRF-Archivs, damit Private gegen Bezahlung Sendungen übernehmen könnten. Zu guter Letzt strebt er eine Schweizer Video-on-Demand-Plattform an, auf der alle Stationen Inhalte anbieten könnten. «Diese Ideen würden die Branche vorwärtsbringen», ist Kaiser überzeugt. «Die SRG würde nicht geschwächt, die Privaten hätten mehr Raum». (hae)

Foto: 3+

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