Expertenbefragung von Publicom: Free-TV vor ungewissen Zeiten

Bezahlmodelle wie Netflix erfreuen sich immer grösseren Zuspruchs. Gleichzeitig gerät das Finanzierungsmodell von Free-TV unter Druck, weil Zuschauer vermehrt der Werbung ausweichen.

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Weil die Nutzungsgewohnheiten aber nur langsam ändern, bleibt für Free-TV noch eine Schonfrist. Dies ist das Ergebnis einer neuen Expertenbefragung von Publicom. Die am Delphinarium beteiligten Medienexperten sind sich darin einig, dass On-Demand-Plattformen wie Netflix, Amazon Video unter anderem keine vorübergehende Erscheinung sind, sondern in Zukunft einen festen Platz im Medienmenü der Schweizerinnen und Schweizer haben werden. Wie stark die neuen digitalen Angebote aber den Konsum klassischer Free-TV-Programme beeinträchtigen, ist weniger klar. Die meisten Experten erwarten in den nächsten fünf Jahren keine grösseren Änderungen in der Fernsehnutzung. On-Demand-Portale würden zwar an Publikums­gunst zulegen, aber gegenüber dem Free-TV nur unbedeutende Marktanteile gewinnen.

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Abbildung 1: Wie werden sich bezahlte On-Demand-Plattformen wie Netflix in den nächsten fünf Jahren entwickeln?

Was die Finanzierung von Free-TV anbelangt, setzen die Experten aber ein Fragezeichen. Eine Mehrheit ist der Ansicht, dass Free-TV-Anbieter, die sich hauptsächlich über Werbung finanzieren, in Schwierigkeiten geraten könnten. Nicht primär aufgrund der Konkurrenz im Publikumsmarkt, sondern weil die Zuschauer zunehmend Mittel und Wege finden, um der Werbung auszuweichen. Diesem Verhalten mit regulatorischen oder technischen Massnahmen (z.B. durch ein Spulverbot) zu begegnen, halten sie aber für wenig erfolgversprechend. Vielmehr müssten die Free-TV-Programme sich inhaltlich der neuen Konkurrenzsituation anpassen, indem sie beispielsweise vermehrt auf Newsaktualitäten und/oder Live-Sport-Events setzen.

Unter dem Begriff Delphinarium publiziert die auf Medienforschung und –beratung spezialisierte Publicom zweimal jährlich Ergebnisse einer Experten­befragung. Am Panel sind vierzig Fach­leute der führenden Medien­unternehmen sowie Vertreter aus Werbung, Medienjourna­lismus, Kommu­nikationswissenschaft und Corporate Communications beteiligt.
 

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