Gilli: «Experiment gescheitert»

Tele Top kämpft mit Zuschauerschwund. Da man den Konzessionsauflagen nachkommen muss, können nicht alle Zuschauerwünsche berücksichtig werden. Tele-Züri-Chefredaktor Markus Gilli findet, die damalige Konzessionsvergabe sei ein Fehler gewesen.

«Tele Top in der Krise» titelt die Schweiz am Sonntag in der aktuellen Ausgabe. Die Zeitung gehört – wie Tele Züri – zu den AZ Medien (im Artikel vermerkt). Tele Züri ging 2008 bei der Konzessionsvergabe leer aus, während Tele Top vom Bundesrat den Zuschlag für die Region Zürich/Nordostschweiz erhielt. Der Sender erhält nun 1,9 Millionen Franken aus dem Gebührentopf. Im Gegenzug muss er redaktionelle Grundleistungen für die Kantone Zürich, Thurgau und Schaffhausen erbringen.

Markus Gilli, Chefredaktor von Tele Züri, hält «das Experiment für gescheitert». Tele Top sei 2008 mit dem Anspruch angetreten, das Fernsehen für Zürich und die Nordostschweiz zu sein und so die Unterstützung des Zürcher Regierungsrats und Stadtrats erhalten. Diese Absicht, so Gilli, habe sich weitgehend in Luft aufgelöst – heute würde sich der damals geblendete Regierungsrat klar für Tele Züri entscheiden. Auch, weil Tele Züri heute nicht mehr zur Marktmacht Tamedia gehöre.

Während Tele Top heute nur noch 20'000 Zuschauer im Konzessionsgebiet erreicht, schalten fünfmal mehr Menschen täglich Tele Züri ein. Die Gründe für das mangelnde und sinkende Zuschauerinteresse sieht Tele-Top-Geschäftsführer Günter Heuberger – gestützt auf eigenen- und Bakom-Studien – bei der Schere zwischen der Erfüllung des Leistungsauftrages und den Wünschen der Zuschauer. Diese möchten zum Beispiel mehr Boulevard – anstelle der Übergewichtung von Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Sport. Da man 2015 die Werbeeinnahmen aber um 14 Prozent steigern konnte, sieht Heuberger die Resonanz höher, als durch die Zahlen von Mediapulse ausgewiesen. Dies zeige sich auch in den Nutzungs-Auswertungen von Mobile, Social Media und Online.

Schwierige Zeiten für Regional-TV-Sender

Aber nicht nur Tele Top kämpft mit Zuschauerschwund. Auch die zur AZ-Senderfamilie gehörenden Tele M1 und Tele Bärn kämpfen mit sinkenden Publikumszahlen. Laut einer Bakom-Sprecherin befänden sich Regional-TV-Sender «generell in einer finanziell schwierigen Lage» – bedingt durch den Strukturwandel in der Medienbranche und das veränderte Nutzungsverhalten. Die Schweiz am Sonntag führt als möglichen Grund zudem die Tatsache auf, dass UPC die Sender auf hintere Programmplätze verschoben habe, während Tele Züri mit Platz 8 prominent vertreten sei.

Für Gilli ist klar, dass Tele Züri bei der nächsten Konzessionsvergabe berücksichtig werden müsse, da man täglich Service public erbringe und «bestens verankert» sei. Die Einschaltquoten sind aus Sicht des Konzessionsvergebers irrelevant – laut Bakom sei es aber «wünschbar», dass regionale Service-public-Angebote genutzt würden. (hae/Schweiz am Sonntag)

 

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