Netflix und Spotify schröpfen Schweizer Konsumenten

Der Schweiz-Zuschlag der beiden Dienste ist im internationalen Vergleich hoch, könnte aber von den Nutzern umgangen werden. Das zeigt Schweiz am Sonntag auf.

Der Film- und Serien-Anbieter Netflix und die Musik-Streaming-Anwendung Spotify gehören mittlerweile zur Standardausrüstung vieler Schweizer. Die hiesigen Nutzer kaufen die App aber nicht nur fleissig – sie finanzieren sie laut Schweiz am Sonntag auch grosszügig.

Abo-Kosten im internationalen Vergleich

Bei Spotify kostet ein Premium-Abo 12,95 Franken im Monat – 20 Prozent Schweiz-Zuschlag im Vergleich zu den 9,90 Euro, welche dasselbe Angebot in Deutschland kostet. Netflix verlangt hierzulande mit 11,90 Franken für ein Monatsabo fast 30 Prozent mehr als in Deutschland, wo das gleiche Abo 8 Euro kostet. Im Vergleich zu den USA müssen hiesige Nutzer bei Netflix sogar fast 40 Prozent mehr berappen. Und das, obwohl die Auswahl in der Schweiz deutlich kleiner ist: Knapp 2000 Titel waren Ende 2014 hierzulande bei Netflix verfügbar, während Nutzer in den USA auf über 8000 Filme und Serien zugreifen konnten.

Rechtfertigung der Anbieter

Obwohl beide Dienste in der Schweiz kein Personal beschäftigen, wollen sie ihre Preise auch nach der Aufhebung des Euro-Mindestkurses nicht anpassen. Die Kosten in der Schweiz seien hoch, sagt ein Netflix-Sprecher gegenüber Schweiz am Sonntag. Marketing und die Inhalte-Akquirierung kosteten hierzulande viel. Ähnliche Preisdifferenzen fänden sich etwa in Norwegen. Auch der Musik-Dienst Spotify hängt am Zuschlag. «Spotify wird keine Preisanpassung in der Schweiz vornehmen», so eine Sprecherin. Ob die Differenz berechtigt sei oder nicht, lasse sich ohne Kostenanalyse nicht beurteilen, sagt Preisüberwacher Stefan Meierhans.

So können Nutzer Geld sparen

Hiesige Nutzer könnten sich den Schweiz-Zuschlag allerdings sparen. Mit teils kostenpflichtigen Browser-Erweiterungen wie Media Hint, Unblock-US oder Zenmate kann Netflix ein Standort in den USA oder Deutschland vorgegaukelt werden, weiss die Schweiz am Sonntag. Damit lasse sich Geld sparen, und es eröffne sich der Zugang zum grösseren US-Angebot. Netflix akzeptiere bei US-Konten Schweizer Kreditkarten, lediglich bei der Adresseingabe müsse die Fantasie spielen.

Netflix verbietet diesen Trick zwar in den Nutzungsbedingungen – rechtlich dürfte er allerdings unbedenklich sein. Schliesslich findet sogar Preisüberwacher Stefan Meierhans: «Wenn es tatsächlich möglich ist», sagt er auf Anfrage von Schweiz am Sonntag, «so ist ein Auslandaccount sicher eine prüfenswerte Alternative.» (Schweiz am Sonntag/sis)
 

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