«Ello» bald wieder «Goodbye»?

Keine Werbung, kein Pornoverbot und einen Namen nach Wahl: Ello verspricht, wie bereits so einige vor ihnen, anders zu sein als die gängigen sozialen Netzwerke.

Die Macher setzen auf ein individualistisches Design mit vielen leeren Flächen. Farben wie Grau, Schwarz und Weiss dominieren die noch sehr einfach aufgebaute Beta-Website. Ja, Ello wirkt geradezu minimalistisch. Doch was überhaupt ist dieses Ello und was bietet die neue Plattform wirklich?
 

Die NZZ, Blick, 20 Minuten und Viva berichteten. Seitdem diverse US-Medien über Ello schreiben, sorgt das neue soziale Netzwerk auch hier für grossen Lesestoff. Ello als das neue Anti-Facebook oder vielleicht sogar der definitive Facebook-Killer? Fragen über Fragen.

Das Unternehmen spricht bereits von etwa 27 000 neuen Nutzern pro Stunde. Derzeit versprüht das Netzwerk noch einen Hauch von Exklusivität, denn registrieren darf sich nur, wer eine Einladung erhält. Grund für den plötzlichen Hype war vor allem die in der Kritik stehende Klarnamenpflicht auf Facebook. Es sieht so aus, als würde Ello seine Nutzer dort abholen, wo Facebook sie im Stich lässt.

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Usericons auf Ello (Bild: Keystone)

Ello selbst bezeichnet sich als transparente Facebook- Alternative mit Datenschutz, jedoch ohne Anzeigen und ohne Klarnamenzwang. Und alle Achtung; selbst Nacktbilder sind erlaubt, sofern sie als NSFW gekennzeichnet sind (Not Safe For Work) und auch sonst nimmt man bei Ello kein Blatt vor den Mund: Die Hilfesektion nennt sich beispielsweise wtf (What The Fuck). Was die Features betrifft, ähnelt Ello trotz der minimalistischen Präsentation dem grossen Platzhirsch Facebook. Kleine Abweichungen gibt’s trotzdem: Auf Freundschaftsanfragen wird verzichtet, den Nutzern folgt man ähnlich wie bei Twitter und auch die Profile sind öffentlich zu bewundern. Nutzer, denen man folgt, werden unter «Friends» und «Noise»unterteilt.

Unter «Friends» erscheinen diejenigen Personen, die uns auch wirklich am Herzen liegen und deren Updates dann vergrössert dargestellt werden. «Noise» hingegen sammelt sämtliche Bekannten und Kanäle, von deren Inhalten man sich nur manchmal berieseln lassen möchte. Interaktion zwischen Nutzern ist (leider) nur über Kommentare möglich und anstatt «Likes» bietet Ello «Views». Sich auf Ello zu vernetzen, ist gar nicht mal so einfach, denn die Suche nach anderen Mitgliedern funktioniert nur, wenn man deren Ello-Namen kennt. Auch eine Mobile-App existiert noch nicht. #fail. Nun, vor Ello haben bereits diverse Netzwerke wie zum Beispiel Diaspora oder App.net versucht, Facebook zu stürzen, doch meist erwiesen sich diese als kurze Strohfeuer, die dann wieder verblassten. Daher glaube ich, wird es auch diesmal heissen: «Ello & Goodbye ».

Manuel P. Nappo, Studienleiter CAS Social Media Management HWZ (Hochschule für Wirtschaft Zürich).

www.fh-hwz.ch/smm

 

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